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Berti Hauser: Soll eine Firma wie BMW MotoGP fahren?

Der langjährige BMW-Rennchef Berthold Hauser

Der langjährige BMW-Rennchef Berthold Hauser

Zum Ende der Saison 2022 steigt Suzuki aus der MotoGP-WM aus, Rechteinhaber Dorna sucht einen Nachfolger. Wie der ehemalige BMW-Rennchef Berti Hauser das Thema beurteilt.

Seit dem 2. Mai steht fest, dass sich die Suzuki-Ecstar-Mannschaft am Saisonende 2022 aus der MotoGP-WM zurückziehen wird. Es stellt sich die Frage, ob ein anderes Motorradwerk ab 2024 Interesse hat, die beiden Plätze von Suzuki zu übernehmen. Promoter Dorna hat diese für einen Hersteller reserviert; ein Privatteam wird sie vorläufig nicht bekommen.

Bei BMW beschäftigte sich das Top-Management in den vergangenen 20 Jahren mehrfach mit dem Thema MotoGP. Aber der Traum vieler Motorradfans, dass die deutsche Premiummarke in die Königsklasse einsteigt, bleibt unerfüllt. BMW zieht die Superbike-WM vor, in der seit 2009 lediglich Marco Melandri als Dritter von 2012 eine Medaille erobert hat.

Dr. Markus Schramm, aktueller Geschäftsführer von BMW Motorrad, erklärt regelmäßig, sein Unternehmen brauche die MotoGP-WM nicht, denn es liefert jedes Jahr Rekordabsätze. Im letzten Jahr wurde ein Gewinn von 228 Millionen Euro erzielt.

Trotzdem prüften einige Manager bei der BMW AG und BMW M GmbH, ob ein MotoGP-Einstieg einen Nutzen für die Marke bringen könnte.

Auch wenn es bei der Dorna und bei BMW niemand bestätigen wird: Es haben seit Mai 2022 zwischen den beiden Parteien einige informelle Telefongespräche und ein Meeting in Madrid stattgefunden. Nach Informationen von SPEEDWEEK.com reisten BMW-Motorrad-Rennchef Marc Bongers und Timo Resch nach Spanien, um vom Dorna-Topmanagement Einzelheiten zu erfahren. Auch Markus Flasch (der ehemalige Chef der BMW M GmbH) gilt als MotoGP-Befürworter.

Aber angesichts von geschätzten Kosten von 40 Millionen Euro pro Saison hält sich bei BMW Motorrad die Begeisterung für ein MotoGP-Abenteuer in Grenzen. Kawasaki lehnte von vornherein ab. Und Nischenhersteller wie MV Agusta und Fantic kamen sowie nie ernsthaft in Frage.

Die Berichte darüber hat auch Berthold Hauser aufmerksam verfolgt, seit 1. Dezember 2016 ist der langjährige BMW-Rennchef im Ruhestand.

«Als ich Sportchef war, war meine persönliche Meinung nein. Heute als Privatmann sage ich immer noch nein», hielt der Bayer im Gespräch mit SPEEDWEEK.com fest. «Rein persönlich und in einer für mich losgelösten Perspektive von BMW ist das sicher ein gigantisch geiles Projekt und ich würde es gerne sehen, dass der weißblaue Propeller da mitmischt. Du fragst aber im klaren Verbund mit dem Unternehmen BMW und der damit verbundenen Firmenphilosophie, die ich nun mal bei 35 Jahren Zugehörigkeit gelernt und verstanden habe. Und da sehe ich die Hürden, Stolperstellen und Gegenwinde zu groß, die so einem Projekt MotoGP im Weg stehen würden.»

«Man bräuchte ein nahezu unendliches Durchhaltevermögen, das ist bei BMW insgesamt schwer implantierbar», meint Hauser. «Das ist ein natürlicher Prozess, man tickt vielleicht in einem deutschen Unternehmen mit straffen Ergebniszielen anders als bei Ducati, KTM oder anderen MotoGP-Teilnehmern. Es kostet eine Megasumme Geld über viele Jahre. Und wie schnell kommt der Moment in wirtschaftlich schweren Gewässern, wo man seitens der Kostenwächter vielleicht mal zurecht die Frage stellt, wo rentiert sich das noch? Da ich fest der Überzeugung bin, Erfolge und Ergebnisziele sind im Rennsport nicht planbar, stünden Zielvorgaben von Erfolgen eines MotoGP-Projekts erstens mal sehr straff auf einem solchen Projektplan, und zweitens kommen bei durchaus möglichen Verzögerungen schnell viele Steckerzieher aus allen Ecken und wirken doppelt kontraproduktiv.»

Hauser abschließend: «Die Topteams und Gegner in der MotoGP würden nicht für BMW die Drosselklappen lupfen, das wäre eine lange Durststrecke, bis man Erfolge sehen könnte. Da muss man auch in der Lage sein Dreck zu fressen, bis man das Siegermenü zu sich nehmen darf. Deshalb ist meine persönliche Meinung: BMW Motorrad soll bei der Superbike-WM bleiben und sich anstrengen, dort an das Siegermenü zu gelangen. Das ist hart genug und mit der Wirkung bei erfolgreichem Ergebnis und hoffentlich Titelgewinn für die Marke BMW Motorrad und das Produkt S1000RR schon enorm positiv. Lieber Finger weg von MotoGP.»


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Von Ivo Schützbach
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