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Scott Redding (BMW): «Lieber verkaufen als gewinnen»

Von Ivo Schützbach
Scott Redding hat sich mehr von BMW erhofft

Scott Redding hat sich mehr von BMW erhofft

BMW konnte bei den Superbike-Testfahrten in Jerez und Portimao mit der neuen M1000RR nicht überzeugen. Werksfahrer Scott Redding nimmt kein Blatt vor den Mund.

Beim ersten großen Wintertest 2023 in Jerez schaffte es keiner aus dem BMW-Quartett in die Top-10. Diese Woche sieht es in Portimao, wo bis auf Oliver König (Orelac Kawasaki) sämtliche Stammfahrer dabei sind, nicht besser aus. Am Dienstag war Garrett Gerloff als bester BMW-Fahrer Zehnter, am Mittwoch Loris Baz Elfter. Scott Redding kam in der kombinierten Zeitenliste auf Platz 14.

«Es gibt große Erwartungen, diese werden aber nicht erfüllt», kritisierte Redding gegenüber SPEEDWEEK.com. «Von außen sieht das Bike spektakulär aus, aber innen drin hat sich nicht viel verändert.»

BMW beschreitet seit der werksseitigen Rückkehr 2019 technisch in mehreren Bereichen eigene Wege. Erst dieses Jahr wurde vom Nissin-Bremssystem zu Marktführer Brembo gewechselt. BMW benützt eine eigene Kupplung, über die im Vorjahr immer wieder Klagen zu hören waren.

Und während die Konkurrenz geschlossen ein elektronisches Steuergerät von Magneti Marelli verwendet, setzt BMW eine gemeinsam mit Bosch entwickelte Elektronik ein.

Der deutsche Hersteller hat als einziger das Shift-Cam-System, das sind zwei Einlassnocken, die bei einer gewissen Drehzahl umgeschaltet werden können. Es ist nachvollziehbar, dass BMW dieses Know-how nicht außer Haus geben will.

BMW setzt zudem eine deutliche leichtere Kurbelwelle als die Gegner ein.

«Es gibt Dinge, die sie anders machen, wo ich mich frage warum», sagte Redding. «Aber das ist ihr Weg, so wie Ducati die Einarmschwinge hat. Ich habe aber manchmal das Gefühl, dass wir versuchen das Rad neu zu erfinden, sind dabei aber nicht Spitze. Deshalb sollten wir alles so einfach wie möglich halten, um auf dem gleichen Level mit den anderen zu sein. Dann könnten wir uns auf die anderen Punkte konzentrieren. Aber wir haben eine andere Elektronik, davor hatten wir andere Bremsen. Wir haben eine andere Kupplung und Umlenkung, es gibt einige Dinge, die wir anders haben. Das führt zu Fragezeichen. Ich weiß nie, ob es an diesen Komponenten liegt oder an etwas anderem. Hätten wir das Gleiche, könnten wir diese Dinge vergessen – unsere Liste mit zehn Dingen würde auf fünf schrumpfen. Und von diesen würden wir drei prioritär behandeln.»

Kann sich Redding erklären, weshalb BMW diese Philosophie verfolgt? «Ich weiß es wirklich nicht», hielt der 30-Jährige fest. «Als ich letztes Jahr den Vertrag unterschrieb, tat ich das, weil ich gewinnen will. Sie sagten mir, dass sie alles unternehmen würden, damit das möglich wird. Und sie haben auch Dinge geändert, wie die Schwinge und die Bremsen. Aber andere Dinge am Motorrad werden sich nie ändern. Ein Stück weit habe ich das akzeptiert und mache einfach weiter. Ich weiß aber nicht, warum das so ist – ich kann das nicht beantworten. Vielleicht ist das so eine Marketingsache – was ich verstehe, weil sie Motorräder verkaufen wollen. Ich will die Weltmeisterschaft gewinnen. Sie wollen auch gewinnen – für sie ist es aber wichtiger Bikes zu verkaufen, als eine WM zu gewinnen.»

Auch wenn am 20./21. Februar noch zwei weitere Testtage auf dem Plan stehen, braucht kein BMW-Fan für den Saisonstart am letzten Februar-Wochenende in Australien Wunderdinge erwarten.

«Was wir jetzt haben, werden wir in den Rennen einsetzen», verdeutlichte Redding. «Es ist, wie es ist. Letztes Jahr waren wir in Jerez auch Scheiße. In Portimao haben wir eher versucht ein Paket für den Saisonstart zu schnüren. Danach werden wir es Rennen für Rennen angehen, wie wir es letztes Jahr auch getan haben. Ich hatte erwartet, dass wir mehr Potenzial haben, als das momentan der Fall ist. Mal sehen, was uns bei wärmeren Temperaturen oder auf anderen Strecken erwartet. Vielleicht haben wir in diesen Bereichen ja etwas gefunden.»

Die Weltmeisterschaft 2022 endete am 20. November in Australien, gut drei Monate später beginnt sie an gleicher Stelle. «Phillip Island letztes Jahr war ein Desaster bis zum letzten Rennen», betonte der 12-fache Laufsieger. «Dann war es okay, bis der Reifen ruiniert war. Ich möchte glauben, dass es dieses Mal besser läuft. Aber alle haben durch den zweitägigen Test mehr Zeit, um sich einzustellen. Wir sind besser, wenn wir weniger Zeit haben. Die anderen können ihr Potenzial besser ausschöpfen, wenn sie mehr Zeit haben. Wir hingegen rennen gegen eine Wand.»

Superbike: Zeiten Portimao-Test 31. Jan/1. Feb
Pos Fahrer (Nat./Motorrad) Tag 1 Tag 2
1. Álvaro Bautista (E/Ducati) 1:39,707 min 1:39,035 min
2. Jonathan Rea (GB/Kawasaki) 1:39,700 1:39,044
3. Michael Rinaldi (I/Ducati) 1:39,639 1:39,144
4. Toprak Razgatlioglu (TR/Yamaha) 1:39,851 1:39,441
5. Andrea Locatelli (I/Yamaha) 1:39,987 1:39,705
6. Iker Lecuona (E/Honda) 1:40,581 1:39,803
7. Xavi Vierge (E/Honda) 1:40,053 1:40,237
8. Remy Gardner (AUS/Yamaha) 1:40,667 1:40,202
9. Alex Lowes (GB/Kawasaki) 1:40,264 1:40,599
10. Tom Sykes (GB/Kawasaki) 1:41,578 1:40,586
11. Loris Baz (F/BMW) 1:40,737 1:40,652
12. Garrett Gerloff (USA/BMW) 1:40,698 1:40,823
13. Michael vd Mark (NL/BMW) 1:40,875 1:40,711
14. Scott Redding (GB/BMW) 1:40,749 1:41,002
15. Philipp Öttl (D/Ducati) 1:40,846 1:40,789
16. Dominique Aegerter (CH/Yamaha) 1:41,432 1:40,844
17. Lorenzo Baldassarri (I/Yamaha) 1:42,450 1:41,218
18. Bradley Ray (GB/Yamaha) 1:42,400 1:41,293
19. Danilo Petrucci (I/Ducati) 1:41,321 1:41,439
20. Axel Bassani (I/Ducati) 1:41,982 1:41,394
21. Florian Marino (F/Kawasaki) 1:42,624 1:42,716
22. Eric Granado (BR/Honda) 1:43,950 1:43,250
23. Hafizh Syahrin (MAL/Honda) 1:44,242 1:43,625
Supersport: Zeiten Portimao-Test 31. Jan/1. Feb
Pos Fahrer (Nat./Motorrad) Tag 1 Tag 2
1. Nicolo Bulega (I/Ducati) 1:43,282 min 1:42,636 min
2. Federico Caricasulo (I/Ducati) 1:43,773 1:43,127
3. Yari Montella (I/Ducati) 1:44,125 1:43,386
4. Can Öncü (TR/Kawasaki) 1:44,246 1:43,583
5. Raffaele De Rosa (E/Ducati) 1:43,785 1:43,628
6. Stefano Manzi (I/Yamah) 1:44,062 1:43,771
7. Valentin Debise (F/Yamaha) 1:43,879 1:44,106
8. Jorge Navarro (E/Yamaha) 1:46,096 1:44,809
9. Oli Bayliss (AUS(Ducati) 1:45,150 1:44,978
10. Federico Fuligni (I/Ducati) 1:46,565 1:45,514
11. Max Kofler (A/Ducati)) 1:46,491 1:46,234

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