SBK-WM in Misano: Das Wohnzimmer von Frankie Chili
Pierfrancesco Chili stammt aus Bologna, lebt aber seit vielen Jahren in Rimini unweit der Rennstrecke in Misano. Wegen seiner offenen Art und seiner leidenschaftlichen Fahrweise flogen dem kampfstarken Italiener die Herzen zu, nicht nur in seiner Heimat. Zwischen 1995 und 2006 eroberte er in 277 Rennen ordentliche 17 Laufsiege und 61 Podestplätze. Monza war mit vier Siegen und neun Top-3-Ergebnissen seine beste Piste.
Nach der Superbike-WM 2006 hing Pierfrancesco Chili Helm und Lederkombi an den Nagel. Warum er so beliebt war, wunderte den 58-Jährigen selbst. «Ich glaube, es liegt einfach daran, dass ich ein ziemlich normaler Typ bin», mutmaßte Chili einst. «Wenn ich gewonnen habe, dann war das für alle, nicht nur für mich selbst oder für mein Team. Ich denke, die Leute mögen mich, weil ich ihnen etwas zurückgegeben habe. Manchmal habe ich es im Rennen übertrieben und stürzte, aber so war ich nun einmal. Ich bin Rennen nie mit dem Taschenrechner gefahren, ich wollte einfach nur gewinnen.»
2018 bekam Chili die schockierende Diagnose Parkinson. Diese Erkrankung führt zu motorischen Störungen, die im Endstadium ein normales Leben unmöglich machen. Eine Heilung gibt es nicht, mit Medikamenten lässt sich der Verlauf nur verlangsamen.
Im selben Jahr besuchte er ein letztes Mal seine frühere Wirkungsstätte, natürlich in Misano. Zwei Siege und sechs Podestplätze hatte er bei seinem Heimrennen erreicht. «Als meine Hände zu zittern begannen, habe ich verschiedene Ärzte um Rat gefragt», schilderte der Haudegen im September 2020. «Zwei beschwichtigten und beruhigten mich. Aber ich suchte noch einen dritten Doktor auf. Er untersuchte mich eingehender und stellte mir dann die Diagnose – ich habe Parkinson. Das war im Jahr 2018. Am Anfang war es schwer zu akzeptieren. Ich versuche, die Krankheit mit Tabletten und Medikamenten unter Kontrolle zu halten. Ich habe weniger Energie, mental bin ich aber aktiv, damit ich mich beschäftigt halte.»
Wie SPEEDWEEK.com aus dem Umfeld des Italieners in Erfahrung bringen konnte, schreitet seine heimtückische Erkrankung offenbar langsam voran. Obwohl es ihm physisch und psychisch soweit gut geht, meidet er die Öffentlichkeit. Frankie betreibt mit seiner Familie zwei Badestrände und vermietet Gästezimmer an Touristen. «Ich kümmere mich um das, was ich in Misano habe. Ich habe ein Hotel gekauft und daraus Appartements gebaut», verriet Chili. «Also habe ich 14 Wohnungen und zwei Strände, um die ich mich im Sommer kümmern muss. Damit bin ich acht Monate im Jahr beschäftigt.»