Formel 1: Abschied in der Unterhose

Michael Rinaldi (Ducati) spart nicht mit Selbstkritik

Von Stephan Moosbrugger
Michael Rinaldi ist besser, als seine WM-Platzierung zeigt

Michael Rinaldi ist besser, als seine WM-Platzierung zeigt

Die bisherige Superbike-Saison von Michael Rinaldi (Aruba.it Ducati) gleicht einer Achterbahnfahrt. Podestplätze, schlechte Platzierungen und Stürze wechseln sich ab. Was dem Italiener fehlt, ist Konstanz.

Michael Rinaldi bestreitet in diesem Jahr die dritte Saison für das Aruba-Ducati-Werksteam. Nach dem vierten Gesamtrang 2022 in der Superbike-Kategorie und vielversprechenden Wintertests war das erklärte Ziel des 27-Jährigen für 2023 der Gewinn der Weltmeisterschaft. Auch Ducati hat von ihm eine Steigerung erwartet – mehr Konstanz und mehr Spitzenplatzierungen wurden eingefordert. Der Blick auf die WM-Tabelle ist ernüchternd: Nach 15 Rennen liegt Rinaldi mit 99 Punkten an sechster Stelle – 199 Punkte hinter seinem Teamkollege Alvaro Bautista. Und 27 Punkte hinter Ducati-Privatier Axel Bassani. Das Saisonziel des Italieners ist außer Reichweite.

Der Ducati-Werksfahrer hat in der laufenden Saison mit seiner Konstanz zu kämpfen. Er stand fünfmal auf dem Podest. Daneben hatte er viele mittelmäßige Rennen und Ausfälle: Beim ersten Superbike-Rennen der Saison in Mandalika (Indonesien) stürzte der Italiener bereits in der ersten Kurve, als er auf Platz 3 liegend mit dem Hinterreifen von Axel Bassani (Motocorsa Ducati) kollidierte. Auf Philipp Island kam Rinaldi mit den regnerischen Bedingungen nicht zurecht und landete auf dem abgeschlagenen 14. Platz, während Teamkollege Bautista siegte. Danach folgte für Rinaldi ein komplettes Wochenende zum Vergessen: Beim Europaauftakt in Assen hatte er mit Set-up-Problemen zu kämpfen und ließ mit den enttäuschenden Rängen 15, 13 und 10 viele Punkte liegen.

In Barcelona kam es erneut zu einem Zwischenfall mit Ducati-Kollege Axel Bassani, der Rinaldi in der zweiten Runde zu Sturz brachte. Das Heimwochenende in Misano lief zunächst gut für den Italiener. In Lauf 1 und im Superpole-Race erreichte er die Plätze 2 und 3. Im zweiten Hauptrennen stürzte er im Kampf um Platz 2 mit Toprak Razgatlioglu. Überrascht vom Windschatten des Yamaha-Stars verlor Rinaldi beim Anbremsen auf Kurve 1 nach einer Berührung mit Topraks Hinterreifen die Front seiner Panigale V4R.

Rinaldi ist davon überzeugt, dass der bisherige Saisonverlauf nicht sein fahrerisches Können widerspiegelt: «Ich glaube, mein Potenzial ist größer als meine aktuelle Platzierung in der Weltmeisterschaft zeigt, viele werden dem zustimmen. Aber ich mache zu viele Fehler. Um eine Weltmeisterschaft zu gewinnen, darf man sich nicht viele Fehler erlauben. Dieses Jahr wäre es ohnehin sehr schwer, weil Alvaro der Stärkste ist. Aber wenn man sich die Geschichte ansieht, wurde immer derjenige Weltmeister, der am konstantesten war. Diese Konstanz fehlt bei mir momentan. Ich habe den Speed, aber ich hole zu wenig Punkte.»

Die nächste Gelegenheit, um Punkte zu sammeln, bietet sich für Rinaldi Anfang Juli in Donington Park. Im letzten Jahr erreichte er dort die Ränge 6, 6 und 4. Konstanz und Spitzenplatzierungen in England wären wichtig, der Druck auf ihn wird nicht weniger – schließlich geht es um seinen Verbleib im Ducati-Werksteam für 2024.


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