Alex über Sam Lowes: «Hat Bezzecchi und alle besiegt»
Sam (li.) und Alex Lowes
Vor dem Misano-Wochenende Anfang Juni berichtete SPEEDWEEK.com erstmals von den Plänen des Teams Marc VDS, nächste Saison in die Superbike-WM einzusteigen. Teammanagerin Marina Rossi traf sich zu einem Gespräch mit Ducatis Sportdirektor Paolo Ciabatti und erkundigte sich, was es an Budget für ein Ein-Mann-Team braucht und ob der Hersteller aus Bologna in der Lage wäre, sie mit Material auszurüsten.
Seit 2005 engagiert sich der belgische Biermilliardär Marc van der Straten im Motorsport, 2010 tauchte ein Team von ihm erstmals in der damals neuen Moto2-WM auf. Während seine Truppe in der mittleren Hubraumkategorie seither dabei ist, waren die Einsätze in den anderen beiden GP-Klassen von begrenzter Dauer: 2013 und 2014 war das Team mit Partner KTM in der Moto3-WM am Start, von 2015 bis 2018 mit Honda in der MotoGP-Klasse.
Das Superbike-Team soll installiert werden, um den am 14. September 33-jährigen Sam Lowes unterzubringen. Sam ist seit Juli 2022 mit Teammanagerin Marina verheiratet, beide haben ein sehr gutes Verhältnis zu Marc van der Straten.
Der Engländer wurde 2013 auf Yamaha Supersport-Champion und wechselte anschließend in die Moto2-WM. In der mittleren Hubraumkategorie hat Sam Lowes, der Zwillingsbruder von Kawasaki-Werksfahrer Alex, zehn Grands Prix gewonnen, stand 26 Mal auf dem Podium und eroberte 20 Pole-Positions. Seine beste Saison zeigte er 2020 als WM-Dritter, 2021 und 2015 wurde er Gesamtvierter. 2017 fuhr er für Aprilia eine Saison MotoGP und wurde mit fünf Punkten WM-25.
«Im Rennsport weiß man nie, woran man ist», meint Alex Lowes zum potenziellen Wechsel seines Bruders in die Superbike-WM und auf eine Ducati. «Remy Gardner hatte in der Moto2-WM 2021 eine unglaubliche Saison. Dieses Jahr sitzt er auf der relativ einfach zu fahrenden Yamaha und ist ab und zu sehr schnell – aber manchmal auch nicht. Sam hat ihn in der Moto2 geschlagen. Er hat auch alle geschlagen, die jetzt in der MotoGP-WM gewinnen. An seinem besten Tag – wir wissen, dass er nicht so konstant ist. Bezzecchi, Marini, Zarco – er hat sie an einem guten Tag alle geschlagen. Wenn er in die Superbike-WM kommt, kann er genauso vorne fahren. Daran habe ich keine Zweifel. Er kann genauso gut fahren wie die anderen auf einer Ducati. Natürlich kommt es darauf an, wie er sich mit dem Motorrad fühlen wird, es gibt viele gute Fahrer mit guten Maschinen in der Superbike-WM. Du brauchst ein schlagkräftiges Paket aus einem guten Bike, guten Team und Selbstvertrauen.»
Ist das Motorrad für den Erfolg heute wichtiger, als das in der Vergangenheit der Fall war? «Dem stimme ich zu», hielt Alex Lowes gegenüber SPEEDWEEK.com fest. «Heute gibt es so viel Elektronik. Und wenn das Motorrad in einem Bereich nicht funktioniert, dann kannst du als Fahrer nicht mehr den Unterschied ausmachen. Alles liegt heute so eng beisammen. Es gibt so viele Beispiele, auch in der MotoGP. Alex Marquez fährt in einem Rennen vorne mit und wird im nächsten Letzter. Oder Scott Redding bei den Superbikes: Er kämpfte um den WM-Titel und tut das jetzt nicht mehr, obwohl er alles versucht. Man kann nicht sagen, das würde nicht am Motorrad liegen. Und gleichzeitig gewinnt Bautista nicht nur wegen seines Motorrads, weil auch andere eine Ducati fahren. Als ich 2014 in die Superbike-WM ging, kam es noch nicht so sehr auf das Motorrad an.»