Nicht nur Topspeed & Leistung: Neues Marketing nötig
Schon die ganze Saison 2023 diskutieren die Hersteller Honda, Yamaha, Ducati, Aprilia und KTM über die Technik-Vorschriften der MotoGP-WM für 2027 bis 2032. Die Grundgedanken dahinter sind, die Motorleistung zu reduzieren und die Kosten nicht weiter ausufern zu lassen.
Auf den schnellsten Rennstrecken werden in der MotoGP-Klasse inzwischen über 360 km/h erreicht, für solche Spitzenwerte ist kaum ein Kiesbett ausgelegt. Die Superbikes sind auch nicht viel langsamer: Den Rekord hält Tom Sykes mit 339,5 km/h, gefahren im FP2 in Monza 2012 mit einer Kawasaki ZX-10R.
Da die Auslaufzonen nicht beliebig erweitert werden können, was zudem mit hohen Kosten verbunden ist, arbeiten der Weltverband FIM und Promoter Dorna gemeinsam mit den Herstellern auf die Verlangsamung der Maschinen in den Topkategorien MotoGP und SBK hin.
Im Gegensatz zu bisher soll das bei den Superbikes nicht mehr allein über die Festsetzung der Maximaldrehzahl geschehen, sondern ab 2024 durch die von 24 auf 21 Liter verringerte Tankkapazität und ab 2025 zusätzlich über den erlaubten Spritverbrauch – die Durchflussmenge wird dann mittels eines Sensors kontrolliert. So können nicht nur überlegene Motorräder gedrosselt werden, der Rennsport gewinnt dadurch für die Hersteller außerdem an Relevanz. Weil dann Technologien entwickelt werden müssen, die für die Nachhaltigkeit von Bedeutung sind.
«Wir müssen akzeptieren, dass Motorräder, die heute für die Straße verkauft werden, viel schneller sind als vor zehn Jahren», erzählte Yamahas Road-Racing-Manager Andrea Dosoli im Exklusiv-Interview von SPEEDWEEK.com. «Die Sicherheit auf den Rennstrecken wurde hingegen nicht verbessert. Wir müssen für die Zukunft einen Weg finden, der die Maschinen etwas langsamer macht, ohne dabei die kommerziellen Strategien der Hersteller zu bestrafen. Die Motorräder müssen auf gewisse Weise limitiert werden, um den Sicherheitsgegebenheiten zu entsprechen.»
«Serienmaschinen erreichen heute so erstaunliche Geschwindigkeiten, dass wir uns fragen, ob unsere Kunden oder selbst Amateurrennfahrer in der Lage sind, mit der Spitzenleistung umzugehen», ergänzte der Italiener. «Wahrscheinlich müssen wir unser Marketing überdenken. Statt Topspeed und Maximalleistung sollten wir in den Vordergrund stellen, wie gut das Motorrad ist. Dann reden wir über Effizienz, Handlichkeit und das Gefühl auf dem Bike. Dass man das Fahren nicht nur genießen kann, wenn man in der Kurve das Knie auf dem Asphalt hat.»