«Turning» des Motorrads: Leicht verständlich erklärt
Zwei Dauerklagen hören wir an den Rennwochenenden auf der Rundstrecke wie eine leiernde Schallplatte, egal in welcher Kategorie: «Kein Grip» und «zu wenig Turning».
Als Turning wird die Rollphase in der Kurve bezeichnet. Also der Moment, wenn der Fahrer die Bremse komplett losgelassen hat, aber noch nicht am Gas ist.
«Diese Phase ist sehr kurz», erklärte BMW Motorsport Direktor Marc Bongers im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Aber wenn sich das Motorrad leichter drehen lässt, dann kannst du es früher aufrichten. Wir reden von einem halben Meter und Bruchteilen von Sekunden. Wir müssen in jedem Bereich das Letzte herausholen. Wenn das natürliche Drehen des Motorrads in der Rollphase nicht so gut ist, dann musst du länger in Schräglage fahren und dann auch schon ans Gas gehen. Wenn das Bike besser dreht, kannst du es früher aufrichten und besser beschleunigen, weil du früher auf dem satten Teil des Reifens bist.»
Die Ingenieure versuchen, dem Fahrer das Turning durch Modifikationen am Chassis und der Schwinge zu erleichtern. «Bei einem Chassis redet man von Längs-, Seiten- und Verwindungssteifigkeit», so Bongers. «Was du darstellst, ist immer ein Kompromiss. Wenn du ein wenig Turning gewinnst, dann kannst du an Präzision oder Performance auf der Bremse verlieren.»
Weil sich die Probleme mit dem mangelnden Grip am Hinterrad in der Beschleunigungsphase und das zu geringe Turning in den vergangenen Jahren nicht zufriedenstellend lösen ließen, brachte BMW immer wieder neue Homologationsmodelle, zuletzt für die Saison 2023. Als «Super-Concession-Team» darf der deutsche Hersteller dieses Jahr erneut Anpassungen am Chassis vornehmen.
Die Weltmeisterschaft 2024 beginnt am letzten Februar-Wochenende auf Phillip Island in Südaustralien. Davor sind für das BMW-Quartett Toprak Razgatlioglu, Michael van der Mark, Scott Redding und Garrett Gerloff noch sechs Testtage angesetzt: Am 24./25. Januar in Jerez, am 29./30. Januar in Portimao sowie am 19./20. Februar auf Phillip Island.