Idee von BMW: Mehr Anpressdruck durch Luftkanäle
Wir haben nur eine Patentzeichnung, welche skizzenhaft ein verkleidetes Motorrad von unten zeigt. Im hinteren Teil der Verkleidung gibt es an jeder Seite zwei Öffnungen. Diese münden in zwei sich überkreuzende Kanäle, die zur jeweils gegenüberliegenden Verkleidungsflanke führen und dort ins Freie führen. Luft wird also von der einen zur anderen Verkleidungsflanke geleitet.
Wozu das? Um Anpressdruck an der Front, um dem Hochsteigen des Vorderrads beim Beschleunigen entgegenzuwirken, kann es nicht gehen. Ebenso wenig um Kühlung, da sich die Kanäle hinter dem Motor befinden. Bei Geradeausfahrt entsteht allenfalls durch die Einlassöffnungen ein erhöhter Luftwiderstand, alle anderen Effekte der gleichschnellen Luftströme heben sich gegenseitig auf.
Unser Erklärungsversuch: In großer Schräglage bildet sich zwischen Fahrbahn und Verkleidung ein Kanal, in dem der Luftstrom beschleunigt wird. Weil die Luft auf der Unterseite der Verkleidung schneller strömt als auf der Oberseite, entsteht eine Kraft, welche den Anpressdruck der Reifen und damit die Kurvengeschwindigkeit vermindert.
Wird nun Luft von der Unterseite durch einen Kanal an die Verkleidungsoberseite geleitet, entsteht ein leichter Unterdruck, das Motorrad wird an den Boden gepresst, es sind wegen verbesserter Reifenhaftung höhere Kurvengeschwindigkeiten möglich. Durch einen sich verengenden Kanal und eine Auslassöffnung in Form einer Düse, kann der Luftstrom im Kanal beschleunigt und der Luftdurchsatz erhöht werden.
Aber da ist ja noch der gegenteilige Effekt durch den zweiten Kanal von der Verkleidungsoberseite zur anderen Seite. Dieser Kanal arbeitet aber weniger effizient, weil die Luft an der Verkleidungsoberseite langsamer strömt und zudem der Ram-Air-Effekt an der Ansaugöffnung kleiner ist, weil die Luft quasi besser ausweichen kann, weil da keine Fahrbahn ist.
An einer MotoGP-Maschine könnte BMW diese Kanäle einbauen, ohne jemanden um Erlaubnis fragen zu müssen, doch BMW konzentriert sich bekanntlich auf die Superbike-WM. An diesen Rennmaschinen können – mit reglementierten Ausnahmen – nur technische Lösungen verbaut werden, die auch am Serienmotorrad zu finden sind.
Mit dem Patent geht BMW den gleichen Weg wie Aprilia, wo man sich mehrere Lösungen patentieren ließ, damit sie von der Konkurrenz nicht für Serienmaschinen und damit für Renn-Superbikes verwendet werden können. Zu behaupten, BMW würde in den nächsten Jahrgang der M1000RR solche Kanäle einbauen, wäre reine Spekulation. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Hersteller eine Idee patentieren lässt und sie später wieder fallen lässt.