Cremona: Strenge Behördenauflagen, nur 20.000 Fans
Für die SBK-WM sind die derzeitigen Dimensionen des Cremona Circuits zu klein
Obwohl der Cremona Circuit nicht einmal Schauplatz der Italienischen Meisterschaft war, wurde er in den Kalender der Superbike-WM 2024 aufgenommen. Die Strecke befindet sich im Dreieck der Städte Mantua, Parma und Cremona, Hotels und Restaurants finden sich nur dort in größerer Zahl – und sind jeweils etwa 30 Minuten mit dem Auto entfernt.
Um die Rennstrecke herum gibt es vor allem Landwirtschaft, die Gegend ist strukturschwach. Insgesamt liegt die Piste in Norditalien, knapp 60 Kilometer südlich des Gardasees und eineinhalb Stunden von den Metropolen Mailand und Bologna entfernt, jedoch günstig, und ist für Fans aus Süddeutschland, der Schweiz und dem Westen Österreichs gut zu erreichen.
Als das Gros der Superbike-WM-Teams im Mai und Juni auf der neuen Strecke beim Testen war, herrschte überall Baustelle. Straßen und Gehwege wurden geteert, Tribünen im Innenfeld errichtet und drei Brücken, um dorthin zu gelangen. Es gab kein Media-Center, kein Medical-Center und keine Service-Road. Das Fahrerlager ist klein, die Teams haben für den Aufbau ihrer Hospitalitys deshalb genaue Anweisungen mit Maximalgrößen erhalten. Für das Rennwochenende müssen zusätzliche Büros für die Mitarbeiter der Dorna und FIM temporär errichtet werden.
Der SBK-Event kommt für Cremona ein Jahr zu früh, um mehr Platz zu haben, soll umliegendes Land hinzugekauft werden. Was dringend notwendig ist, um eine Veranstaltung dieser Größenordnung mit dem gewohnten Niveau durchführen zu können.
Dass am gleichen Wochenende der zweite MotoGP-Event in Misano stattfindet, als Ersatz für den abgesagten Kasachstan-Grand-Prix, wäre unter normalen Voraussetzungen eine Katastrophe für Cremona, da die beiden Rennstrecken lediglich 260 Kilometer auseinanderliegen.
2024 ist die Terminüberschneidung für Cremona aber nicht das größte Problem: Schon länger steht fest, dass dem Superbike-WM-Debüt nur maximal 20.000 Fans beiwohnen dürfen, was angesichts der kleinen Dimensionen trotzdem eine gewaltige Herausforderung darstellt. Während der Tests war das Fahrerlager mit 1000 Zuschauern bereits ordentlich bevölkert.
«Dieses Jahr gibt es Beschränkungen, weil es bezüglich der Brandschutzverordnung sehr strenge Auflagen gibt», erklärte SBK Executive Director Gregorio Lavilla gegenüber SPEEDWEEK.com. «Das macht uns allen zu schaffen, weil wir kaum die üblichen Pässe zur Verfügung stellen können. Das ist ein Fall von höherer Gewalt und der Veranstalter tut mir leid. Sie gingen davon aus, dass sie mit einem gewissen Ticketverkauf etwas erwirtschaften können, dann schalteten sich die Behörden ein.»
Der Spanier weiß aus seiner langjährigen Erfahrung als Lenker der Superbike-WM, dass so etwas vorkommen kann: «Auf dieser Strecke gab es noch nie einen Event dieser Größenordnung. Bei den Behörden hängt es immer davon ab, wie sie etwas einschätzen und wie groß die Ängste sind. Während der Veranstalter viel in die Gebäude, Brücken und andere Dinge investiert, wollen die Behörden verhindern, dass durch zu großen Andrang Chaos entsteht.»
Lavilla kann diese Bedenken nur bedingt nachvollziehen: «Das Fahrerlager ist gleich groß wie in Most, mit drei Kategorien passt das – zwei Klassen plus die Frauen. Mit allen Klassen können wir derzeit nicht dorthin, aber es gibt ein Projekt, angrenzendes Land zu kaufen.»
Fans wie Teams fragen sich, weshalb die Dorna einen Vertrag mit einer Rennstrecke unterschreibt, die den Ansprüchen nicht genügt. Die Antwort ist ernüchternd: Die Meisterschaft muss dort antreten, wo sie gewollt ist. Außerdem hat Cremona ein zukunftsfähiges Konzept vorgelegt – Besserung ist also in Sicht.