Fehlende Optionen: Philipp Öttl droht das SBK-Aus
Philipp Öttl ist für 2025 auf Teamsuche
Nach einer völlig verkorksten Moto2-Saison 2019 mit dem Team Red Bull KTM Tech3 (null Punkte) wechselte der desillusionierte Philipp Öttl in die Supersport-WM – und blühte dort wieder auf.
Im Kawasaki-Team von Manuel Puccetti brauste der Moto3-GP-Sieger von Jerez 2018 viermal aufs Podium und wurde WM-Dritter. 2021 stand der Bayer sogar siebenmal auf dem Podest, wurde aber nur WM-Fünfter.
Anschließend erfolgte der Aufstieg in die Superbike-WM, 2022 und 2023 fuhr Öttl für das Team Go Eleven Ducati und eroberte 24 Top-10-Platzierungen. Seine stärkste Leistung zeigte er als Fünfter im zweiten Hauptrennen beim Saisonauftakt 2023 in Australien, seine vier sechsten Ränge können sich ebenfalls sehen lassen.
Im finalen Drittel der Saison 2023 lief Philipp zu Bestform auf und beendete acht der letzten zwölf Rennen im einstelligen Bereich. Trotzdem musste er seinen Platz räumen, der Anziehungskraft von Andrea Iannone und dessen Sponsoren hatte der Deutsche nichts entgegenzusetzen.
Öttl unterschrieb daraufhin beim Yamaha-Team GMT94. Vergangenen Winter hieß es, die sechs R1-Piloten würden alle identisches Material erhalten, entsprechend groß war der Vorsaisonoptimismus. Über das Jahr stellte sich aber heraus, dass dem nicht so ist. Die besten Aggregate haben nur die vier Werksfahrer Rea, Locatelli, Aegerter und Gardner. Und selbst sie haben es gegen die starke Konkurrenz derzeit schwer, Yamaha ist motorisch offensichtlich ins Hintertreffen geraten.
Vor den Rennen in Cremona am kommenden Wochenende hat Öttl mickrige fünf Punkte vorzuweisen und ist WM-23. Der 28-Jährige sagt: «Am wichtigsten für mich ist, dass wir in Cremona dort weitermachen, wo wir in Magny-Cours aufgehört haben. Auf diesen positiven Trend müssen wir aufbauen. Ich bin leicht positiv gestimmt, dass uns das gelingt. Die Strecke kenne ich von zwei Trainingstagen im Mai. Ich finde sie trotz der engen Passagen ganz ordentlich. Leider konnte ich nicht wie meine Konkurrenten mit dem Team dort testen. Dennoch werde ich alles versuchen, um konkurrenzfähig zu sein.»
Im Hintergrund bemüht sich Vater Peter seit Monaten um Philipps Zukunftsplanung. Mit dem Team GMT94 kann es nicht weitergehen, weil sich die Franzosen ab nächster Saison wieder auf die Supersport-WM konzentrieren und aus der Superbike-Klasse aussteigen.
Im Ducati-Team Motocorsa gibt es noch eine Chance, diese ist für Öttl aber nur theoretischer Natur. Die Hoffnung, dass Davide Giugliano mit seinem Ducati-Team D34G in die Superbike-WM aufsteigt, wird sich nicht erfüllen. Und im deutschen Bonovo-Team wird er auch nicht unterkommen, dort erhält Scott Redding den Vorzug, sobald BMW das Vertragschaos mit ihm behoben hat.
Öttl hat Stand heute keine Möglichkeit, für 2025 in einem Superbike-WM-Team unterzukommen. Er hat deshalb bereits in Magny-Cours mit Yamaha-Rennchef Andrea Dosoli darüber gesprochen, für den Hersteller mit den drei Stimmgabeln im Logo zukünftig die Langstrecken-WM zu bestreiten. Dort wäre bei Vizeweltmeister YART ein Platz frei, nachdem Niccolo Canepa seinen Rücktritt erklärt hat.
«Ich weiß nicht, was es für mich nächstes Jahr gibt», sagte Philipp gegenüber SPEEDWEEK.com. «Letztes Jahr sind mir die Möglichkeiten ausgegangen, obwohl ich gute Resultate hatte. Es gibt Interesse an mir – wenn der Euro stimmt. Ich war in der Supersport-WM unter den ersten drei, ich habe einen Grand Prix gewonnen und ein paar Podestplätze geholt. Ich habe auch in der Superbike-WM sehr gute Leute geschlagen, deshalb bringe ich auch keine 200.000 Euro mit. Darauf habe ich keine Lust und das interessiert mich nicht. Und dann sitze ich womöglich auf einem Motorrad, von dem das Team im Moment nicht weiß, ob sie es hinbekommen. Dann mache ich lieber etwas, von dem ich denke, dass es stressfreier ist. Ich muss schauen, was für 2025 das beste Paket ist. Dann ist auch Supersport immer ein Thema. Ich kann Motorrad fahren – und brauche einen Platz, wo ich das zeigen kann.»