Razgatlioglu: «Ärzte sagten, dass es zu riskant wäre»
Ohne Toprak Razgatlioglu ist die Superbike-WM ärmer; das wurde durch seine Abstinenz in Magny-Cours und Cremona offensichtlich.
Positiv im Sinne der Spannung: Ducati-Werksfahrer Nicolo Bulega konnte seinen Rückstand von 92 Punkten vor Magny-Cours auf jetzt 13 verringern, die Weltmeisterschaft beginnt fast wieder bei null.
«Mir geht es perfekt – vor allem, nachdem ich das grüne Licht bekommen habe», grinste Toprak, als er sich am Donnerstagnachmittag mit einer Handvoll Journalisten in der Hospitality seines Teams ROKiT BMW eine halbe Stunde zusammensetzte. «Die drei oder vier Wochen waren schwierig für mich, weil ich nicht nach Hause konnte und in Europa blieb. Ich dachte die ganze Zeit daran, dass ich so schnell wie möglich zurückkommen muss, noch ist die Meisterschaft nicht gelaufen. Jetzt bin ich hier und darf wieder Motorradfahren. Ich habe alle vermisst: Mein Team, alle aus dem Fahrerlager und auch euch Journalisten. Ich habe mir die Rennen in Frankreich und Italien im Fernseher angeschaut, das hat mich echt gelangweilt.»
Razgatlioglu blieb nach seinem schlimmen Crash am 6. September in Magny-Cours ein paar Tage zur Behandlung in Frankreich, dann ging es mit dem Auto zu Spezialisten nach Italien. Den größten Teil der Zeit verbrachte der Weltmeister von 2021 aber anschließend im Red Bull Athlete Performance Center in Thalgau bei Salzburg. «Dort arbeiten sie ausschließlich mit Sportlern», erklärte Toprak SPEEDWEEK.com. «Ich hätte schon früher dorthin sollen, dann hätte ich vielleicht die Rennen in Italien bestreiten können. Red Bull Türkei sagte mir, dass ich dorthin gehen soll. Dann hat mich auch Red Bull World angerufen und sie sagten mir, dass alle dort auf mich warten. Alle Ärzte haben mitgewirkt, dass ich zurückkomme. Am Dienstag machten wir erneut eine Computertomographie und alles schaute gut aus. Die Lunge ist wieder wie vorher, ich habe fast geweint.»
«Ich bin hier, um zu gewinnen», unterstrich der 27-Jährige seine Ambitionen für das kommende Wochenende. «In Aragon habe ich während meiner Superbike-Karriere noch nie gewonnen. Wir wissen, dass Ducati hier sehr stark ist, ich stand aber schon im Vorjahr auf dem Podium. Mit BMW konnte ich dieses Jahr Siege auf einigen Strecken hinzufügen, warum soll mir das dieses Wochenende nicht gelingen? Das ist kein einfaches Jahr für mich. Niemand hat an mich und BMW geglaubt und wir haben Unglaubliches geleistet. Ich brauche diesen Titel, daran denke ich jeden Tag. Jetzt kommen drei Events in vier Wochen, vor allem Aragon wird sehr wichtig für mich. Wir haben schon jetzt Herausragendes geleistet, müssen aber auch den Titel holen. Dafür werde ich kämpfen.»
Wie gut sieht sich der 54-fache Laufsieger nach seinem Pneumothorax für Aragon aufgestellt? «Nach dieser großen Verletzung konnte ich nicht trainieren und musste mich ausruhen», bemerkte Toprak. «Freitag wird sicher kein einfacher Tag, ich werde müde sein – vor allem mein Arm. Nach dem FP2 sollte ich aber wieder wie vorher sein und um Siege kämpfen können. Ich fühlte mich schon vor einer Woche sehr gut und fit, aber die Lunge war nicht bei 100 Prozent und die Ärzte sagten, dass es zu riskant wäre, so zu fahren. Körperlich werde ich nicht bei 100 Prozent sein, weil ich nicht trainieren konnte. Mental bin ich aber gestärkt, das ist auch sehr wichtig für mich. Ich kann nicht sagen, ob ich jetzt bei 80, 85 oder 90 Prozent bin. Vielleicht fühle ich mich nach dem Freitag wie 100 Prozent.»