Niccolo Canepa: «Die R9 ist eine andere Philosophie»
Niccolo Canepa
Seit 1. November leitet Niccolo Canepa das Engagement von Yamaha in der Superbike- und Endurance-WM. Er trat die Nachfolge von Andrea Dosoli an, der neu für die Leitung sämtlicher Motorsportaktivitäten von Yamaha Motor Europe verantwortlich ist. Canepa hat seine Rennfahrerkarriere erst vor wenigen Wochen beendet und ist seit 2016 eng mit der japanischen Marke verbunden – er arbeitete als Riding-Coach sowie Test- und Entwicklungsfahrer und fuhr sehr erfolgreich für GMT94 und YART in der Langstrecken-WM, die er zweimal mit Yamaha gewann.
Am 26. und 27. November findet auf dem Circuito de Jerez ein zweitätiger Test statt, bei dem einige Teams aus der Superbike-WM dabei sind – darunter auch das Yamaha-Werksteam mit Jonathan Rea und Andrea Locatelli. Im Vorfeld des zweitägigen Jerez-Tests sprach SPEEDWEEK.com mit Canepa über seinen neuen Job und die ersten Erfahrungen mit der Yamaha R9.
«Ich freue mich sehr darüber, dass mir Yamaha die Chance gegeben hat, um eine neue Karriere innerhalb der Yamaha-Familie zu starten», sagte der 36-Jährige. «Ich bin verantwortlich für die Rennsportaktivitäten, welche die Superbike- und Supersport-WM, sowie die Endurance-WM betreffen. Neben mir als Sportmanager ist Riccardo Tisci der neue technische Manager. Andrea Dosoli, der vor mir diese Position innehatte, stieg auf. Es brauchte also zwei Leute, um Andrea zu ersetzen», lachte Canepa. «Riccardo kennt sich sehr gut mit der technischen Seite aus. Ich kenne die Fahrer sehr gut und war sechs Jahre lang deren Riding-Coach – wir sprechen die gleiche Sprache. Dosoli gab mir diese Aufgabe, um eine bessere Beziehung zwischen den Fahrern und auch Yamaha aufzubauen.»
Andrea Dosoli ist in seiner neuen Funktion für sämtliche Rennserien verantwortlich – Superbike-WM, MXGP, Endurance-WM, Rally-Raid, den Yamaha Racing Heritage Club sowie die On- und Offroad-Jugendprogramme von bLU cRU. Er wird der Chef von Canepa sein. «Es ist großartig, an seiner Seite zu arbeiten. Er hat so viel Erfahrung und ich kenne ihn schon sehr lange», betonte Canepa. «Ich bin für die Fahrer und die Teams verantwortlich und werde auch mit der MSMA, der Dorna und der FIM zusammenarbeiten – es ist ein vollumfänglicher Job.»
Yamaha Motor Europe ist im italienischen Lesmo, nordöstlich von Mailand stationiert. Wird Canepa viel vor Ort sein? «Ich lebe in der Schweiz und werde viel von dort arbeiten, aber ich möchte so oft es geht im Büro in Lesmo sein, um Zeit mit den ganzen Leuten dort zu verbringen, was mir ein besseres Gefühl gibt.»
Am 8. und 9. November testete Yamaha die neue R9 mit dem 890-ccm-Dreizylindermotor in Cremona. Was waren seine ersten Eindrücke? «Es war der erste Shakedown-Test mit der R9 in der Supersport-Version. Es war sehr gut, auch wenn die Bedingungen auf der Strecke nicht perfekt waren», erzählte Canepa. «Aber wir bekamen das erste Feedback zum Bike. Das Projekt ist noch sehr jung, aber das Potenzial ist gut. Die R6 war ein Siegerbike, die R9 ist eine andere Philosophie. Wir werden sehen, was wir damit erreichen können.»
Weshalb testet das Yamaha-Ten-Kate-Team, das die R9 2025 in der Supersport-WM einsetzen wird, nicht in Jerez? «Sie benötigen mehr Zeit, um alles – die Bikes und die Ersatzteile – für weitere Tests im Januar und den Saisonstart auf Phillip Island im Februar vorzubereiten.»