WM-Leader Sylvain Guintoli: Elf Jahre nur Mittelmaß
Konstanz, in erster Linie ihr hat Sylvain Guintoli seine Führung in der Superbike-WM 2013 zu verdanken. In den bisher zwölf Rennläufen der Saison fuhr der 30-Jährige neunmal aufs Podium, gewann nur einmal (Phillip Island), liegt in der Gesamtwertung aber trotzdem 28 Punkte vor Vizeweltmeister Tom Sykes (Kawasaki). Als Einziger der Spitzenfahrer leistete sich der Franzose bislang keinen Fehler – und hatte kein Pech.
Ohne Zweifel: Sylvain Guintoli hat den Höhepunkt seiner Schaffenskraft erreicht, fährt so stark wie nie zuvor. Er hat bei Aprilia aber auch ein exzellentes Team um sich und mit der RSV4 das wohl beste Motorrad im Feld.
Bis 2010 war Guintoli ein durchschnittlicher WM-Pilot. In 102 Grands Prix in den Klassen 250 ccm, 500 ccm und MotoGP gelang ihm nur ein Podestplatz: 2003 auf einer 250er-Aprilia in Assen. Bis er 2010 in die Superbike-WM wechselte, war seine beste WM-Platzierung Rang 9, 2006 auf Aprilia in der 250er-WM.
Erst bei den Superbikes ein Spitzenpilot
In Schwung kam die Karriere des AC/DC-Fans erst, als er 2010 in die Superbike-WM wechselte, in der er seither vier Siege und 19 Podestplätze eroberte. Seine ersten drei Siege holte er 2012 auf einer Ducati 1098R – und immer im Nassen. Im Trockenen triumphierte Guintoli erstmals Ende Februar 2013 beim WM-Auftakt in Australien. Damals übernahm er die WM-Führung und gab sie seither nicht mehr ab.
«Im Vergleich zu früheren Jahren fühle ich mich auch körperlich sehr stark», versuchte der Aprilia-Pilot gegenüber SPEEDWEEK.com seinen Erfolg zu erklären. «Nach einem Rennen bin ich nie müde, habe immer noch etwas in der Hinterhand. Das hilft viel, um mental locker zu sein. Die Aprilia ist nicht so leicht zu fahren, wie einige denken, sie strengt sehr an. Es gibt in der Superbike-WM kein einfach zu fahrendes Motorrad, du musst immer hart fahren.»
Guintoli profitiert von der Leichtigkeit des Seins, verkrampft nicht, lässt alles locker angehen. «Ich habe das Glück, dass es zu Hause in meiner Familie sehr geschäftig zugeht», grinst der dreifache Familienvater. «Meine Frau ist erneut schwanger, ich habe an andere Dinge zu denken, bekomme so den Kopf frei. Ich mache mir keine Gedanken darüber, ob ich die WM anführe oder nicht. Ich fühle dadurch auch keinen Extradruck. Jetzt jagen mich alle, es läuft gut bei mir.»