Superbike-WM 2014 in Deutschland: Streit ums Geld
Der Vertrag mit dem Nürburgring läuft Ende dieses Jahr aus, Superbike-WM-Vermarkter Dorna ist für 2014 und darüber hinaus auf der Suche nach einem neuen deutschen Ausrichter. Interesse haben nur zwei deutsche Rennstrecken: der Sachsen- und der Lausitzring.
Die Krux liegt im Geld. «Wir werden nicht um jeden Preis einen Superbike-WM-Lauf in Deutschland austragen», unterstrich Dorna-Manager Javier Alonso im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Das ist ein sehr wichtiger Markt. Wenn wir mit einem Rennen in Deutschland aber viel Geld verlieren, dann ist es nicht möglich. Die ökonomische Situation der Meisterschaft ist nicht gut. Entscheidungen, die uns in eine schlechtere Situation bringen, wären ein Desaster.»
500.000 Euro und mehr pro WM-Event
Aufs Geld müssen aber auch die Veranstalter schauen. Es kommen immer weniger Zuschauer, Zuschüsse von Kommunen oder Ländern sind in Zeiten von Wirtschaftskrise, Banken- und Staatsbankrotten selten geworden. «Die Dorna ruft Preise auf, die unrentabel sind für Streckenbetreiber», kritisiert Josef Hofmann, einer von drei Geschäftsführenden Gesellschaftern auf dem Lausitzring. «Die Vorstellungen liegen zu weit auseinander», ergänzt Geschäftsführer Bert Poensgen.
Es ist zu hören, dass die Veranstalter eines Superbike-WM-Events 500.000 Euro aufwärts an die Dorna zu bezahlen haben. Hinzu kommen Kosten für den Streckenaufbau, extra Personal, Hotelzimmer für die Dorna-Mitarbeiter und so weiter. Gleichzeitig entfallen für den Zeitraum von einer Woche Einnahmen aus Streckenvermietung. Weil die Einnahmen aus der Bandenwerbung und dem Programmheft in die Tasche der Dorna fließen, bleibt dem Veranstalter nur das Eintrittsgeld. Davon muss er 19 Prozent Mehrwertsteuer an den deutschen Staat abführen.
Kalkulationen haben ergeben, dass auf dem Lausitzring über drei Tage nicht mehr als 20.000 Fans kommen würden. Das entspricht gut 10.000 reellen Fans. Treibt man die Eintrittspreise nicht in utopische Höhen, lassen sich mit diesen Erlösen nicht einmal die Kosten decken.
Berlin ist als riesiges Einzugsgebiet zwar nur gut 100 km vom Lausitzring entfernt, von dort kommen aber kaum Fans – Motorsport ist bei den Hauptstädtern nicht sehr angesagt. Bleibt Sachsen als hauptsächliches Einzugsgebiet.
Sachsenring: Superbike-WM statt IDM?
Mitten in Deutschlands bestem Einzugsgebiet liegt der Sachsenring. Das MotoGP-Rennen dort gehört jährlich zu den bestbesuchten im Kalender. Zu einem Superbike-WM-Lauf würde es zwar nicht den gleichen Aufmarsch an Fans geben, aber doch eine gesunde Kulisse. Auch dank Lokalmatador Max Neukirchner.
«Ich habe das Thema Superbike-WM auf dem Sachsenring schon einmal mit dem ADAC Sachsen vorbesprochen, da wir auf deren Kooperation wegen der Rechte und Grundstücke am Sachsenring angewiesen sind», erklärte Wolfgang Streubel, Bürgermeister von Gersdorf und Geschäftsführer der Sachsenring Rennstrecken Management Gmbh (SRM). «Mit der Dorna sind wir so verblieben, dass wir nach dem Grand Prix 2013 noch einmal die Gespräche mit dem ADAC Sachsen suchen, um zu einer Entscheidung zu kommen. Wenn es dazu käme, würde bestimmt die IDM auf dem Sachsenring wegfallen, denn eine Vierradveranstaltung sollte schon am Sachsenring bleiben. Das wären dann die ADAC GT Masters. Doch auch das wäre mit dem ADAC noch zu klären. Warten wir mal ab, was rauskommt. Ich habe das Gefühl, dass der ADAC schon interessiert ist.»