Fix: MotoGP-Finale nicht in Valencia

Nach Dall’Igna-Abgang: Aprilia tritt nach!

Kolumne von Ivo Schützbach
Gigi Dall’Igna hat bei Aprilia als Technischer Direktor jahrelang für Erfolge am Fließband gesorgt. Dank bekommt er dafür keinen.

In der 125er- und 250er-Weltmeisterschaft war Aprilia über viele Jahre konkurrenzlos – Titel folgte auf Titel. 2009 gab der Hersteller aus Noale sein Comeback in der Superbike-WM, 2010 und 2012 wurde Max Biaggi auf der schnellen RSV4 Weltmeister! Am gestrigen Sonntag gewann Aprilia den Hersteller-Titel in der Superbike-WM. Hinter allen Erfolgen steckt der geniale Gigi Dall’Igna, das Großhirn bei Aprilia. Kein anderer hat Grauzonen des Reglements so ausgereizt, musste sich so oft vorwerfen lassen am Rande der Illegalität zu agieren. Überführt wurde er nie, die Erfolge gaben ihm stets Recht.

Weil die sportliche Zukunft bei Aprilia mittelfristig nebulös ist, erlag Dall’Igna einem Angebot von Erzrivale Ducati und übernimmt dort am 11. November 2013 den Posten des Rennchefs. Ursprünglich suchte Noch-Ducati-Corse-Boss Bernhard Gobmeier lediglich einen Technischen Direktor, um die Lücke des geschassten Filippo Preziosi zu füllen. Als sich für Gobmeier jedoch abzeichnete, dass er innerhalb der Volkswagen Gruppe einen leitenden Posten in der Motorsport-Abteilung übernehmen kann, gingen die Entscheidungen Hand in Hand. Der Bayer wechselt zu VW ins Management, Dall’Igna wird Rennchef bei Ducati.

Vorwürfe an Gigi Dall’Igna

Aprilia schmeckt das gar nicht; es kam zu einem heftigen Zerwürfnis zwischen der Geschäftsleitung und Dall’Igna. Wenn sich die Wege von wichtigen Mitarbeitern und einem Team oder Hersteller trennen, wünscht man sich in der Regel alles Gute, bedankt sich für das gemeinsam Erreichte. Selbst, wenn es unschön auseinanderging. Nicht so Aprilia: In einer Pressemitteilung schreiben sie, was sie von ihrem ehemaligen Heilsbringer wirklich halten.

«Natürlich wünschen wir ihm das Beste für seine Zukunft. Wir akzeptieren seinen Rücktritt aufgrund der unterschiedlichen Auffassung der strategischen Ausrichtung sowie des sportlichen Managements mit sofortiger Wirkung. Auch in Anbetracht der erreichten Ergebnisse in der Superbike-WM 2013.»

Bitte? Die beiden Werksfahrer Eugene Laverty und Sylvain Guintoli belegten vor dem Finale in Jerez die Ränge 2 und 3 in der Meisterschaft, hatten beide noch Titelchancen. Dall’Igna muss sich nun vorwerfen lassen, dass er keine Stallorder verhängt hat. Was hätte er tun sollen? Seine beiden Fahrer waren nur durch einen Punkt getrennt. Mit etwas weniger Pech könnte jeder von ihnen nun Weltmeister sein. So wurden sie Zweiter und Dritter, kein Weltuntergang. Die Hersteller-Wertung hat Aprilia gewonnen.

Wo wir schon bei Respektlosigkeit sind: Während Laverty Freitagabend sein De-briefing mit den Ingenieuren abhielt, wurde sein Nachfolger Marco Melandri in die Aprilia-Box gebracht und interviewt. Schlechter hätte das Timing nicht sein können.

Dall’Igna ist kein Jammerlappen. Er wird versuchen, Aprilia mit den eigenen Waffen zu schlagen. Mit den besten Aprilia-Technikern werden bereits Gespräche geführt, einige werden Gigi zu Ducati folgen. Vielleicht schaffen sie es ja, die lahme 1199 Panigale R siegfähig zu machen.

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