Hondas Pläne ohne Guintoli: Hayden? Laverty? Torres?
2016 bilden Sylvain Guintoli und Alex Lowes das Werksteam von Superbike-WM-Rückkehrer Yamaha. Vor den Rennen in Sepang Anfang August war so gut wie sicher: Nach nur einer Saison verabschiedet sich der letztjährige Weltmeister Sylvain Guintoli bei Honda und wechselt für die WM 2016 zu Yamaha.
Doch dann holte der vierfache Vater in Malaysia mit zwei vierten Plätzen seine besten Saisonresultate. Michael van der Mark fuhr mit der CBR1000RR letzten Sonntag in Jerez auf den starken dritten Rang. Honda holte auf zwei Rennstrecken gute Ergebnisse, auf denen sie die letzten Jahre nie stark waren.
Bis Montagabend hatte sich Guintoli nicht entschieden, ob er bei Honda bleibt oder zu Yamaha wechselt. Von beiden Herstellern hatte er einen unterschriftsreifen Vertrag vorliegen.
Honda hat seit Saisonbeginn große Fortschritte erzielt, seit dem Titelgewinn von James Toseland 2007 war der weltgrößte Motorradhersteller aber nie mehr in der Lage, über eine Saison konstante Leistungen zu zeigen und um die Weltmeisterschaft zu kämpfen.
Guintoli hat mit 33 Jahren nicht mehr ewig Zeit, um weitere Siege einzufahren. Die neue Fireblade kommt erst 2017, Guintoli hätte ein Jahr überbrücken müssen, bis ihm die kolportierte Wunderwaffe von Honda zur Verfügung steht. Für ihn zu lange, er entschied sich für Yamaha.
Yamaha zeigt mit der neuen R1 in nationalen Meisterschaften, der Endurance-WM und im Superstock-1000-Cup gute Leistungen, das Bike ist aber nicht von einem anderen Stern.
«Die Superbike-WM ist etwas anderes als nationale Meisterschaften oder Superstock», weiß Honda-Racing-Manager Marco Chini. «Ein Wechsel ist für Sylvain mit einem gewissen Risiko verbunden. Alles hängt davon ab, was ihm Yamaha an Unterstützung versprochen hat und wie sehr Yamaha Japan in die Entwicklung eingebunden ist.»
Bis letztes Wochenende hat sich Honda darauf verlassen, dass Guintoli bei ihnen verlängert, der schnelle Michael van der Mark besitzt einen Vertrag bis inklusive 2017. Weil Guintoli die Vertragsverlängerung seit Wochen hinauszögerte, hat Honda seine Fühler in Jerez auch nach anderen Fahrern ausgestreckt. «Es sind nicht mehr viele schnelle Fahrer auf dem Markt», ist sich Chini bewusst.
Nur noch wenige starke Fahrer verfügbar
Die Top-3 der Honda-Wunschliste: Nicky Hayden, Eugene Laverty und Jordi Torres.
Nicky Hayden, MotoGP-Weltmeister 2006 auf Honda, fährt dieses Jahr für das MotoGP-Team von Jorge Martinez, wird diesen Platz aber verlieren. Der Amerikaner verhandelt für 2016 mit KTM über den Job des Testfahrers, seit Juli spricht er mit Aprilia über einen Start in der Superbike-WM. Doch der Verbleib des italienischen Herstellers in der Meisterschaft wird jeden Tag unwahrscheinlicher. Hayden (34) hat stets betont, dass er nur dann Superbike-WM fährt, wenn er ein siegfähiges Motorrad bekommt.
Ist ihm die Honda stark genug? Aus Marketingsicht ist Hayden für Honda erste Wahl. Die USA sind der wichtigste Markt, 2017 kommt die neue Fireblade, dann wird Honda mit einem Werksteam in die US-Superbike-Meisterschaft zurückkehren. Nimmt Hayden das Übergangsjahr 2016 in Kauf, könnte er von Anfang an in das Projekt «neue Fireblade» eingebunden sein.
Doch es gibt auch seitens Honda Zweifel. Nur wenige MotoGP-Fahrer wie Carlos Checa, Max Biaggi und Sylvain Guintoli haben sich bei den Superbikes als Champions herauskristallisiert, viele andere sind gescheitert, weil sie mit den Reifen und der Technik haderten – oder es ihnen Richtung Karriereende an Klasse mangelte.
Eugene Laverty hat einen Vertrag mit Jorge Martinez für die MotoGP-WM 2016. Dieser tritt aber nur in Kraft, wenn «Aspar» genügend Geld für ein zweites Motorrad auftreibt. Auf dem ersten wird der Kolumbianer Yonny Hernandez sitzen, Martinez macht kein Geheimnis daraus, dass er sich von Laverty in seiner ersten Saison mehr erwartet hat. Bestes Resultat des Nordiren: Rang 12 in Barcelona.
Der jüngste der drei Laverty-Brüder hat in der Vergangenheit mehrfach mit Honda für die Superbike-WM verhandelt, erste Wahl war das Team Ten Kate nie für ihn. Das nehmen ihm einige im Team übel.
Aus dem Superbike-Paddock gilt Jordi Torres als heißestes Eisen ohne Vertrag für kommende Saison. «Ich hoffe immer noch, dass Aprilia bleibt», sagt der Spanier. «Aber mir läuft die Zeit davon. Die kommenden zwei Wochen muss ich eine Entscheidung treffen. Honda ist neben Aprilia der beste Platz, den es noch gibt.»