Yamaha: Wie Kundenteams für 2016 vergrault wurden
Yamaha-Rennchef Andrea Dosoli (li.) mit Ex-Weltmeister Sylvain Guintoli
Die Teams Milwaukee, Toth und VFT hatten Interesse am Einsatz der neuen Yamaha R1 in der Superbike-WM 2016 angemeldet. Doch bei Yamaha gibt es kein Kundensport-Programm, Satelliten-Teams sollte es dieses Jahr auch nicht geben.
Das ungarische Team Toth (Imre Toth, Gabor Rizmayer) wechselte für die Ende Februar in Australien beginnende Saison trotzdem auf Yamaha, die Motorräder stammen vom Endurance-Team YART.
VFT Racing bekam von Yamaha keine gescheite Offerte, Fabio Menghi wird deshalb eine Ducati 1199 Panigale einsetzen. Nach fünf Jahren auf einer Yamaha R6 in der Supersport-Klasse hätte der 29-jährige Italiener den Umstieg in die Superbike-WM gerne auf einer R1 bewältigt.
Das Milwaukee-Team von Shaun Muri gewann 2015 mit Joshua Brookes für Yamaha die Britische Superbike-Meisterschaft. Doch als es um die Wahl des neuen Superbike-Werksteams ging, wurde das Crescent-Team von Paul Denning vorgezogen.
«Wir haben uns schon zu Beginn 2015 entschieden, dieses Jahr Superbike-WM zu fahren», erklärte Muir. «Yamaha machte uns viele Versprechen und gab uns den Hinweis, dass unser Team der Favorit auf den Superbike-WM-Deal sei. Wir sollten bis Mai einen technischen und kaufmännischen Vorschlag erstellen, die Entscheidung sollte Ende Juni fallen. Dann wurde es Ende Mai, Juni und Juli und wir haben von Yamaha keine Resonanz bekommen. Gleichzeitig wurde unser Sponsor ärgerlich, denn es kam das Gerücht auf, Crescent würde den Zuschlag erhalten.»
Der Rest ist Geschichte.
Yamaha-Rennchef Andrea Dosoli hielt bereits vergangenen Oktober fest, dass es keine Pläne für Satelliten-Teams gäbe. Zum bis dato einzigen Yamaha-Team meinte er: «Crescent ist für die Abwicklung auf der Rennstrecke verantwortlich, das Personal und die Logistik. Für das Budget sind wir teilweise gemeinsam verantwortlich. Yamaha kümmert sich um die Entwicklung des Motorrades, verpflichtet die Fahrer und übernimmt die Kommunikation sowie das Marketing.»
Ohne Kundenteams kann Yamaha flexibler agieren, etwa in der Entwicklung der Elektronik mit Kostendeckel. Ob es längerfristig klug ist potenzielle Kunden zu vergraulen, darf bezweifelt werden.