Ziegler: «In Zukunft frei abrufbare TV-Streams»
Markus Strehle (r.) war einer der Moderatoren
Die dmsj (deutsche motor sport jugend) ist die eigenständige Jugendorganisation des DMSB. Jonathan Ziegler, Fachberater Bahnsport in der dmsj, erläuterte im Gespräch mit SPEEDWEEK.com, wie es zum Stream aus Güstrow kam, welche Erwartungen und Ziele es gab und wie zufrieden man in Reihen der dmsj mit dem Stream war.
Jonathan, wie entstand die Idee ausgerechnet die dmsj-Meisterschaften zu übertragen?
Vor knapp zweieinhalb Jahren habe ich gemeinsam mit einer Handvoll junger und engagierter Leute beim DMSB die Obhut für den deutschen Bahnsport-Nachwuchs übernommen. Zu unseren Aufgaben gehört es unter anderem, diejenigen Nachwuchsathleten, die das nötige Talent und die Bereitschaft mitbringen, sich mit den strengen Maßstäben des Leistungssports zu messen, in allen Belangen bei Ihrer Entwicklung mit dem Know-how von Experten zu unterstützen. Dazu gehört auch ein Konzept zur Vermarktung und Außendarstellung. Die Übertragung der dmsj-Meisterschaft war hier ein wichtiger Schritt, sie bietet unserem Nachwuchs mediale Möglichkeiten und Aufmerksamkeit, die Nachwuchssportlern in anderen Motorsportdisziplinen schon lange zur Verfügung stehen.
Wie kam es zur Zusammenarbeit mit SabmarTV?
SabmarTV ist ein polnischer Streaming-Dienstleister, der sich auf die Live-Übertragung von Speedwayrennen spezialisiert hat. Hauptsächlich produziert die Firma Übertragungen von polnischen Ligabegegnungen, aber auch einzelner Prädikate für den Promoter OneSport. Unter anderem übertrug SabmarTV die FIM 250cc World Championship in Prag und da wir unsere deutschen Junioren bei allen Jugend-WM und –Jugend-EM-Rennen vor Ort betreuen, konnte dort durch einen persönlichen Kontakt die Zusammenarbeit vermittelt werden.
Wie war der Ablauf am Tage selbst und wie zufrieden wart ihr mit der Übertragung? Wie hoch war der technische Aufwand vor Ort und wie viel Personen waren beteiligt?
Vor Ort in Güstrow waren sechs Mitarbeiter von SabmarTV mit den Filmaufnahmen und der Regie inklusive der Vorbereitungen über zwei Tage beschäftigt. Dazu kam das dmsj-Team aus neun ehrenamtlichen Helfern, die hinter den Kulissen für einen reibungsfreien Ablauf während des Rennens gesorgt haben. Vor kurzem haben wir uns gemeinsam mit allen in der Vorbereitung Beteiligten die Aufzeichnung angesehen und ich denke, wir können mit dem Ergebnis der Übertragung durchweg zufrieden sein. Ich persönlich finde, dass Tobias Kroner, Lukas Fienhage und Markus Strehle am Mikrofon einen super Job gemacht haben und die gut dreistündige Sendung mit ihrem sachkundigen Kommentar und Interviews sehr kurzweilig gestaltet haben. Nichtsdestotrotz , die Organisation einer solchen Übertragung war für fast alle von uns eine Premiere, selbstverständlich haben wir noch einige Punkte erkannt, die wir beim nächsten Mal besser machen können.
Die Livestreams von einzelnen Rennen gerade über YouTube bieten die Möglichkeit, auch ohne TV Vertrag den Sport überregional zu präsentieren. Gibt es Pläne zu weiteren Übertragungen in 2018, eventuell von den DM-Entscheidungen in allen Disziplinen?
Auch wir denken, dass die frei abrufbaren Streams via Internet in Zukunft eine wichtige Rolle dabei spielen können, die Bekanntheit des Bahnsports zu vergrößern. Die Übertragung auf YouTube birgt den Vorteil, dass die Aufzeichnung auch OnDemand, also im Nachhinein, wann immer der Fan die Zeit dazu hat, abgerufen werden kann. Zudem ist natürlich die Finanzierung einer Internetübertragung nicht zu vergleichen mit dem Aufwand bei einer Fernsehübertragung. Dennoch sollte man den Organisationsaufwand hinter solchen Streams nicht unterschätzen. Neben der Akquise von Werbepartnern zur Finanzierung benötigt es einige Vorbereitungszeit, um ein professionelles Bild nach außen transportieren zu können. Meiner Einschätzung nach kann dieses Risiko und der Aufwand nicht alleine von einem Veranstalter getragen werden, vielmehr müsste eine langfristige Koordination durch den Verband organisiert werden. Sollten die Verantwortlichen der großen Deutschen Meisterschaften etwaige Pläne haben, würden wir selbstverständlich unseren Erfahrungsschatz teilen, ich denke die große Mehrheit der Akteure würde diese Möglichkeit zur Vermarktung wohlwollend auffassen. Mir sind derartige Pläne zur Übertragung weiterer Prädikate neben der dmsj-Meisterschaft für 2018 zurzeit allerdings noch nicht bekannt.
Ihr habt die 10.000er-Marke bei den Aufrufen der Übertragung im Internet geknackt. War damit zu rechnen? Kann man die Übertragung als Erfolg bezeichnen?
Während der Veranstaltung am 14. Oktober konnten wir rund 6.500 Zugriffe verzeichnen. Ich denke damit ist es uns gelungen, unseren Nachwuchsbahnsportlern bei ihrer deutschen Meisterschaft das Publikum zu verschaffen, das sie verdient haben. Zu den Live-Zuschauern kommen noch gut 3.500 Zugriffe auf die Aufzeichnung nach der Veranstaltung, womit wir unsere selbst gesteckten Ziele übertreffen konnten. Auch von unseren Werbepartnern hat uns im Nachhinein ein durchweg positives Feedback erreicht. Ich denke es ist uns gelungen einige neue Zuschauer für den Bahnsport zu erreichen und allgemein ein positives Bild von unserer Veranstaltung nach außen zu transportieren, so dass ich die Übertragung insgesamt als Erfolg werten würde. Wichtiger als die Tatsache, dass wir unsere Zielwerte erreicht haben, ist mir persönlich allerdings die Erkenntnis, dass es uns gelungen ist, mit dem ehrenamtlichen Engagement einer kleinen Gruppe von Leuten, den 42 Teilnehmern der dmsj-Meisterschaft ein Erlebnis zu bereiten, dass sie stolz gemacht hat auf den Sport, den Sie betreiben und das hoffentlich viele der Kinder motiviert und antreibt in ihrem Training, so dass wir eines Tages hoffentlich einige von ihnen in einer der großen Live-Übertragungen der Speedwaywelt wiedersehen werden.