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Was bringt das motorsportliche Sportwagen-Jahr 2018?

Von Oliver Müller
Die 24h von Le Mans sind alljährlich das Highlight der Sportwagen-Szene

Die 24h von Le Mans sind alljährlich das Highlight der Sportwagen-Szene

SPEEDWEEK.com blickt auf die anstehende Sportwagen-Saison. Im Jahre 2018 gibt es wieder ordentliche Umwälzungen in der Szene. Doch an Rennaction und spannenden Wettkämpfen wird es absolut nicht mangeln.

Wie bereits in dem Ausblick auf die Saison 2017 prophezeit, stellte das abgelaufene Jahr eine Weichenstellung für den internationalen Sportwagen-Sport dar. Das traf auf keine andere Klasse mehr zu als auf die Königskategorie LMP1. Denn das für 2014 neu erdachte teure Hybrid-Konzept ist in seiner ursprünglichen Ausprägung grandios gescheitert. So wird 2018 nur noch Toyota einen Hybrid-LMP1 aufbieten und gegen kleine Privatteams um die Krone auf der Langstrecke kämpfen. Doch genau diese Situation könnte die Initialzündung für eine Renaissance dieser Klasse sein. Anstatt mit dreistelligen Millionenbudgets könnte ein Le-Mans-Sieg nun tatsächlich wieder mit Auslage eines kleinen Millionenbetrages errungen werden. Das lockt die besser situierten privaten Rennställe zurück in die LMP1 und sorgt somit für steigende Teilnehmerzahlen.

Ob der schnelle Toyota LMP1 auf der Rennstrecke tatsächlich geschlagen werden wird, steht natürlich in den Sternen. Vor allem der WM-Titel in der FIA WEC wird in der kommenden Saison wohl locker an den japanischen Hersteller gehen. Doch bei den 24 Stunden von Le Mans liegt ein privater Überraschungssieg durchaus im Bereich des Möglichen. Denn (und auch das hat 2017 bewiesen) in Bezug auf mögliche Ausfallszenarien hat der Klassiker an der französischen Sarthe immer wieder neue Varianten für Toyota parat.

Die FIA WEC wird ab sofort ihren Rhythmus ändern. Sie wird ab der kommenden Saison jeweils von Sommer bis Sommer ausgetragen. Damit wird Le Mans (mit Ausnahme des Übergangs 2018) das Saisonfinale bilden. Wie bedacht diese Neuausrichtung ist, muss sich noch zeigen. Grundsätzlich werden viele (Sponsor-)Budgets seit jeher auf Kalenderjahr-Basis erstellt. Und wenn die FIA WEC da nicht hineinpasst, werden zur Verfügung stehende Gelder einfach anderswo ausgegeben.

Beim Blick auf die bereits verkündeten 2018er Programme von Piloten/Teams aus der FIA WEC lässt sich eine klare Tendenz feststellen. Diese geht in Richtung Zweitserie. Und das aus gutem Grund: Mit nur fünf Rennwochenenden ist die Sportwagen-WM im Kalenderjahr 2018 alles andere als ausfüllend. Seine Kunden in die Hände der Mitbewerber zu treiben, war noch in keinem Wirtschaftszweig nachhaltig erfolgsbringend.

Somit zieht die amerikanische IMSA-Serie im Jahr 2018 sicherlich viel Interesse auf sich. Das dort für 2017 eingeführte Konzept für die große Prototypen-Klasse funktioniert, was 20 LMP2/DPi beim Saisonauftakt in Daytona eindrucksvoll beweisen. Mit Penske und Joest wechseln außerdem zwei der weltweit besten Rennställe in die Meisterschaft. Sie hätten es nicht getan, wenn sie von diesem Schritt nicht überzeugt gewesen wären.

Auch die GTE-Klasse erhält 2018 einen weiteren Boost. Mit Aston Martin und BMW setzen hier zwei Hersteller neue Fahrzeuge ein. Porsche hatte zuletzt mehr Kundeninteresse für den Heckmotor-911, als überhaupt Verkäufe angedacht waren. Ferrari, Ford und Corvette komplettieren nicht nur die Klasse, sondern gehören zu den stärksten und am besten aussortierten Rivalen, die man sich vorstellen kann. Das verspricht epische Rennschlachten mit spektakulären Rad-an-Rad-Duellen.

Trotz des an vielen Stellen angestimmten Schwanengesangs wird sich auch die GT3-Kategorie 2018 noch an guter Gesundheit erfreuen. Hersteller wie Bentley und McLaren werfen in den nächsten Monaten neue Modelle auf den Markt. Diese treffen auf ein weit gefächertes Spektrum an vorhandenen Konkurrenzprodukten und eine fast unendlich anmutende Einsatzmöglichkeit in Rennserien und bei prestigeträchtigen Einzelevents.

Die sich langsam aber sicher immer weiter nach oben schraubende Kostenspirale wird der Klasse aber mittelfristig dennoch den Garaus machen. Hier befindet sich die Sportwagen-Szene in ihrem natürlichen Ausleseprozess. Denn mit der GT4 ist der Nachfolger bereits am Start der Blütephase. Hersteller wie Audi, BMW oder Mercedes haben gerade die ersten Fahrzeuge in zahlende Kundenhände gegeben. Auch bei immer mehr Veranstaltungen/Serien sind die günstigeren GT4-Boliden inzwischen zugelassen. Das wird das Interesse weiter anfeuern.

Wie dem auch sei. 2018 verspricht wieder ein gutes Sportwagen-Jahr zu werden – mit tollkühnen Helden in atemberaubenden Kisten. Natürlich versalzen so manche Entwicklungen die noch immer gut schmeckende Suppe. Doch besser wird es nicht mehr werden. Dafür sorgt schon der gesellschaftliche Wandel mit neuzeitlichen Wertevorstellungen. Genießen wir den Sport also genauso wie er ist – und das in vollen Zügen.


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