Ex-SSP-WM Jörg Teuchert: «Cortese war ein Glücksfall»
Jörg Teuchert, Supersport-Weltmeister 2000
Im Jahr 2000 wurde Jörg Teuchert mit Yamaha Supersport-Weltmeister, nach der Saison 2012 (IDM Superbike) erklärte der mittlerweile 48-Jährige seinen Rücktritt. Erst seit dem Supersport-Titelgewinn von Sandro Cortese am 27. Oktober 2018 beim Saisonfinale in Katar ist Teuchert nicht mehr der letzte Weltmeister aus Deutschland - wohlgemerkt im Straßensport mit seriennahen Motorrädern.
SPEEDWEEK.com fragte Jörg Teuchert nach seiner Meinung über seinen Nachfolger.
Jörg, dein Titelgewinn ist jetzt 18 Jahre her. Warum hat das solange bis zum nächsten deutschen Weltmeister gedauert?
18 Jahre und eine Woche bitteschön. Nicht, dass ich mir das Datum so genau gemerkt hätte. Aber damals war wie immer am dritten Oktober Kirchweih in meinem Heimatort Hersbruck. Und damals konnte ich nicht dabei sein.
Sandro war jetzt einfach auch ein Glücksfall. Er ist aus der Moto2-WM raus, wo es warum auch immer nicht so lief, und hat den Strohhalm Supersport-WM ergriffen. Für ihn hat alles gepasst. Auch in den letzten Jahren gab es aus deutscher Sicht Fahrer mit Potential, aber da hat es eben nicht gepasst. Es sind viele gescheitert. Ein Kevin Wahr zum Beispiel konnte und kann ja auch Motorrad fahren. Aber er hat in der WM das Geld abgeliefert und ein nicht so tolles Motorrad bekommen. Sandro ist gleich in einem guten Team gelandet.
Hast du Sandros Weg zum WM-Titel verfolgt und wurden da Erinnerungen bei dir wach?
Bewusst verfolgt habe ich es ehrlich gesagt nicht. Aber man liest bei SPEEDWEEK.com nach oder sieht, was bei Facebook geteilt und gepostet wird. Da kriegt man schon viele Infos mit. Rennen habe ich leider keine verfolgen können, was aber nicht am mangelnden Interesse lag, sondern als Ladenbesitzer und Familienvater einfach ein Zeitproblem ist. Ich habe dieses Jahr auch nur zwei MotoGP-Rennen gesehen. Ich freue mich sehr für Sandro, zu mir und meinem Titel habe ich da jetzt aber keinen Bezug hergestellt.
In der Moto2-WM konnte Cortese in fünf Jahren nicht gewinnen, jetzt triumphiert er die SSP-WM. Wie geht so was?
Einfacher ist die SSP-WM nicht. Ich habe selber mal eine Kalex auf dem Sachsenring getestet. Es ist schwerer, als es von außen ausschaut. Bei einem Supersport-Motorrad ist meiner Meinung allerdings durch die Basis des Serienmotorrads die Bandbreite größer, man hat mehr Spielraum. Und am Ende muss es eben auch mit Fahrer, Motorrad und Team passen, egal wo. In der Moto2-WM sind viele gleich schnell, da muss man echt den Killer auspacken. Bei dem Kalex-Test damals habe ich mich schwer getan. Es war alles viel empfindlicher und sensibler. Es gibt viele kleine Stellschrauben. Da ist ein Supersportler überschaubarer und hat vielleicht fünf große Stellschrauben.