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Wie der Afrikaner Victor Barros für viel Neid sorgte

Von Ivo Schützbach
Beim Finale der Supersport-WM 2020 in Estoril sahen wir mit Victor Barros erstmals einen Fahrer aus Angola. Wie der Hobby-Rennfahrer zu weltmeisterlichem Material kam, erzählte er SPEEDWEEK.com.

Angola liegt im Südwesten Afrikas und ist der nördliche Nachbar von Namibia. Früher war Angola portugiesische Kolonie, seit 1975 ist der heute von einem Präsidenten autoritär regierte Staat unabhängig. Angola hat große Vorkommen an Öl und Diamanten, trotzdem lebt der Großteil der gut 25 Millionen Bürger nach jahrelangen Bürgerkriegen und wegen weitreichender Korruption in Armut.

Die beliebtesten Sportarten in Angola sind Fußball, Basketball und Handball sowie Rollschuh-Hockey und Surfen.

Motorsport gibt es in dem afrikanischen Land ebenfalls, seit der Schließung des Benguela Circuit 2001 existiert aber nur noch die Rundstrecke in Luanda. Victor Alexandre Da Silva Barros ist der erfolgreichste Motorrad-Rennfahrer der letzten Jahre. «Wir haben Straßenrennen wie auf der Insel Man», erzählte der dreifache nationale Champion SPEEDWEEK.com. «Insgesamt gibt es sechs TT-Strecken, auf denen wir fahren, und ungefähr 20 Piloten.»

Mitte Oktober nahm Barros beim SBK-Finale in Estoril erstmals an einem Weltmeisterschafts-Event teil. Der 36-Jährige ist ohne Zweifel ein sehr schneller Motorradfahrer, gegen die Besten der Welt hingen die Trauben aber deutlich zu hoch. In den drei freien Trainings sowie dem Qualifying verlor er jeweils um die 6 sec auf den Ersten, in den beiden Rennen wurde der Angolaner überrundet.

«Mein Ziel ist, ein permanenter WM-Fahrer zu werden», unterstrich Barros, der aus der privilegierten Oberschicht stammt. «Dafür braucht man aber die nötigen Sponsoren, so viel Geld aufzutreiben ist nicht einfach. Es ist unglaublich im WM-Fahrerlager, hier ist alles größer, das ist mein Traum.»

Vom Team Evan Bros erhielt er für seinen Wildcard-Einsatz in Estoril eine Yamaha R6 auf höchstem Level, möglich machte das der neue angolanische Bekleidungshersteller Frammenti. «Als ich mit meinem Sponsor über den Wildcard-Einsatz geredet habe, sagte er mir, dass ich für das beste Team fahren muss. Wenn ich in einem schlechten Team gefahren wäre, wäre das reine Geldverschwendung gewesen.»

Das brachte ihm natürlich den Neid all jener einer, die mit mehr Talent gesegnet sind und weniger Unterstützung bekommen.

Barros hatte Einblick in die Daten von Weltmeister Andrea Locatelli und war beeindruckt: «Den größten Unterschied kann man in der Bremszone sehen, er bremst viel stärker und später. Ich komme von Straßenrennen, dort kannst du nicht so bremsen. Wenn dann etwas passiert, bist du tot. Ich bin auch zum ersten Mal mit einem so leistungsstarken Motorrad gefahren. Mit weniger Power ist es einfacher, weil der Motor nicht so aggressiv ist.»

2020 bestritt Barros die Portugiesische Supersport-Meisterschaft und verlagerte dafür seinen Lebensmittelpunkt von Afrika nach Südeuropa. «Nach der Saison ging ich zurück zu meiner Familie nach Angola», erzählte er. «Es war hart ohne sie und Freunde, ohne Corona wäre ich zwischen den Rennen hin und her geflogen. In Angola scheint immer die Sonne und wir haben 40 Grad Celsius, es gibt viele schöne Strände. Man braucht nur kühle Getränke und Moskitospray.»

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