Der richtige Schritt: Neue Balance-Regel funktioniert
Die Triumph Street Triple 765 RS als Renn- und Serienversion
Die Britische Supersport-Meisterschaft 2021 ist der Versuchsballon bezüglich Hubraumerweiterung für die Weltmeisterschaft 2022 und darüber hinaus. Denn die Supersport-WM ist in den letzten Jahren zu einem Yamaha-Cup verkommen. Um die Klasse für Hersteller, Medien und Fans interessanter zu gestalten, wird seit mindestens drei Jahren über ein neues Grundkonzept nachgedacht.
In Europa und den USA spielen die 600er-Motorräder im Markt kaum noch eine Rolle, der Trend geht zu mehr Hubraum. Die heutigen Supersport-Maschinen von Kawasaki und MV Agusta sind um die zehn Jahre alt, es gab nur geringe technische Neuerungen. Mit der Honda verhielt es sich gleich, die CBR600RR sahen wir 2020 letztmals in der Startaufstellung. Selbst die aktuelle Yamaha R6 geht bereits in ihre fünfte Saison.
Kawasaki brachte die ZX-6R inzwischen mit 636 ccm, Aprilia hat die RS 660, Triumph die Street Triple 765 RS und MV Agusta die F3 auch mit 800 statt 675 ccm. Zudem will Ducati mit der Panigale-V2 955 in die Supersport-WM einsteigen.
18 Monate lang haben die Techniker des Motorrad-Weltverbands FIM eine Formel ausgetüftelt, um derartig verschiedene Konzepte von 2- bis 4-Zylinder und von 600 bis nahezu 1000 ccm balancieren zu können. Als Ausgangspunkt werden die heutigen 600er-Vierzylinder-Maschinen genommen, welche um die 145 PS leisten.
Kommt ein Motorrad mit mehr Hubraum zum Einsatz, wird an diesem wenig bis kein Tuning erlaubt sein und die Leistung sowie das Drehmoment werden nötigenfalls über die Elektronik gedrosselt. Seit 2019 ist in der Supersport-WM die Einheitselektronik von MecTronic vorgeschrieben, wodurch sich das verhältnismäßig leicht über die begrenzte Öffnung der Drosselklappen umsetzen lässt. Es kann also sein, dass bei einem Motorrad mit mehr als 600 ccm die Vollgasstellung am Gasgriff zum Beispiel nur 92 Prozent Drosselklappenöffnung entspricht.
Vergangenen Mittwoch hatte das neue Triumph-Werksteam mit Kyle Smith und Brandon Paasch in Silverstone das Roll-out mit der Street Triple 765 RS und traf dabei erstmals auf die 600er-Konkurrenz.
«Wir leisten die Vorarbeit für die zukünftigen WM-Regeln», erklärte Triumph-Teamchef Simon Buckmaster SPEEDWEEK.com. «Die Höchstleistung unserer Maschine und der anderen ist sehr ähnlich. Wir haben etwas mehr Drehmoment, das müssen wir balancieren. Scott Smart von der FIM war den ganzen Tag dabei. Wir hatten einen Rollenprüfstand vor Ort und haben alle Bikes darauf getestet. Schon jetzt kann man sagen, dass das Balance-System über die Elektronik gut funktionieren und fair sein wird. Es wird für alle perfekt sein. Für uns geht es nicht darum, uns einen Vorteil zu erarbeiten. Wir wollen etwas zum Wohle des Sports leisten.»
Ab dem 3. Mai testet das Triumph-Duo drei Tage lang in Snetterton, dann wird mit elektronischen Modifikationen experimentiert. Ende Mai soll die Britische Meisterschaft in Oulton Park beginnen.