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MV Agusta: 1. Sieg seit 2017 – doch Tuuli muss gehen

Von Ivo Schützbach
Niki Tuuli (Mitte) siegte vor Federico Caricasulo (li.) und Can Öncü

Niki Tuuli (Mitte) siegte vor Federico Caricasulo (li.) und Can Öncü

Seit Ende September weiß Niki Tuuli, dass er im Team MV Agusta keine Zukunft hat und sich für die Supersport-WM 2023 einen neuen Job suchen muss. In Mandalika sorgte der Finne für den ersten Sieg der neuen F3 800.

Niki Tuuli hat eine Saison wie eine Achterbahnfahrt hinter sich. Auf den starken Saisonstart folgte die schwere Verletzung in Estoril, dem 27-Jährigen mussten drei Zehen am linken Fuß amputiert werden. Neben den Rennen nahe Lissabon verpasste er auch die in Misano und Donington Park.

Seither kämpfte sich Tuuli zurück, um in Indonesien MV Agusta zum ersten Mal seit 2017 über einen Sieg jubeln zu lassen – damals hatte Roberto Rolfo beim Saisonstart auf Phillip Island gewonnen. Der Finne sorgte außerdem für den ersten Triumph der F3 800, bis zum letzten Jahr setzte MV Agusta die 675 ein.

Seine Leistung auf Lombok war tadellos: Tuuli eroberte nicht nur in Rekordzeit seine zweite Pole-Position, sondern gewann auch das erste Rennen am Samstag deutliche 3,528 sec vor Federico Caricasulo (Althea Ducati) und Can Öncü (Kawasaki Puccetti).

«Wegen der technischen Regeln war unser Motorrad zu Saisonbeginn sehr langsam, ich hatte aber trotzdem einen starken Beginn», erzählte Niki SPEEDWEEK.com im Vier-Augen-Gespräch. «Ich lag plus/minus auf dem sechsten Platz – wären die Regeln damals wie heute gewesen, hätte ich das ganze Jahr um Siege gekämpft. Dann hatte ich viel Pech mit der schlimmen Verletzung. Ich lag drei Monate nur auf dem Sofa und habe sechs Kilogramm Muskelmasse verloren. Bei den ersten drei Events nach meiner Rückkehr hatte ich große Schmerzen, inzwischen bin ich schmerzfrei und habe wieder mehr Vertrauen. Ich kann zuhause mehr trainieren und war schon in Argentinien nahe am Sieg, machte aber einen Fehler.»

Der Motorrad-Weltverband FIM verfeinerte die neue Balance-Regel während der Saison laufend, um die hubraumstarken Motorräder von MV Agusta, Triumph und Ducati auf den gleichen Level wie die 600er-Vierzylinder von Yamaha und Kawasaki zu bringen.

«Unsere Drosselklappen öffnen jetzt 10 bis 15 Prozent mehr als zu Saisonbeginn», verdeutlichte Tuuli. «Das macht einen großen Unterschied aus, jede Menge PS. Auf die 800er umzusteigen war deshalb notwendig, weil viele der 675er-Motoren kaputt gingen, weil sie zu viel getunt werden mussten, um aufs Podium zu fahren oder zu gewinnen. Jetzt ist es viel besser und deutlich günstiger, ein Motor kann viel länger eingesetzt werden. Und wir verlieren keine Rennen mehr wegen Motorschäden. Ich bin glücklich, wie das Motorrad jetzt ist. Nicht glücklich bin ich, dass ich nur noch drei Rennen auf der MV Agusta habe. Hätte ich ein weiteres Jahr auf dem Motorrad… ich weiß nicht, was sie sich dabei gedacht haben. Im ersten Rennen in Portimao fuhr ich der Spitzengruppe hinterher und habe nicht attackiert. Im zweiten Rennen sagte ich mir, dass ich etwas unternehmen muss und legte den Schalter um. Seither bin ich wieder der Alte.»

Wie es für Tuuli sportlich weitergeht, ist offen. Bei MV Agusta Reparto Corse fahren in der nächsten Saison der Deutsche Marcel Schrötter und das türkische Talent Bahattin Sofuoglu. Doch dem schnellen Finnen bieten sich andere Möglichkeiten. Triumph-Teamchef Simon Buckmaster macht keinen Hehl daraus, dass er ein Auge auf Tuuli geworfen hat. Der 2-fache Laufsieger wäre eine sehr gute Wahl: Er bringt Erfahrung mit Dreizylinder-Motoren mit und versteht sich mit dem PTR-Team bestens – sie haben schon 2018 zusammengearbeitet.


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