Sieg für Wiedemann, Zoff zwischen Class und Kejmar
Jens Wiedemann nutzte die Gunst der Stunde
Jens Wiedemann kommt immer besser in Fahrt und war am Harzring mit dem anspruchsvollen Offroadteil so nah am Spitzenduo Markus Class/Pavel Kejmar dran wie noch niemand in dieser Saison. Kurz vor dem Rennen war ein heftiger Regenschauer niedergegangen, so dass der Offroadabschnitt noch nass und schmierig war, der warme Asphalt hingegen schnell abtrocknete.
Der Supermoto-Style-Factory-Pilot gewann den Start vor Class und Kejmar. Die drei lieferten sich mehrfach kleine Scharmützel, wobei sich Kejmar dabei sehr energisch gegen Class und Wiedemann durchsetzte und sich in der Folge absetzen konnte. Class musste dabei neben die Strecke ausweichen und danach das Feld von hinten aufrollen. Der Tscheche konnte sich solange absetzen, bis er sich einen Plattfuß holte und die Verfolger, allen voran Wiedemann und Class, der von hinten durch das Feld schnitt wie das sprichwörtliche warme Messer durch die Butter, wieder aufschlossen.
Auch hier wehrte sich Kejmar trotz des Reifenschadens heftig, mußte aber Wiedemann, Class und Fuhrbach ziehen lassen. Letztendlich landete er auf Platz 9. Jens Wiedemann holte seinen ersten Sieg in der S2 vor Markus Class. Danni Fuhrbach freute sich über den dritten Platz und sein erstes Saisonpodium wie über einen Sieg.
Zu hartes Manöver?
Im zweiten Lauf gab es in der dritten Runde dann erneut einen sehr intensiven Zweikampf zwischen Class und Kejmar, wobei die Meinungen zwischen «hart aber fair» und «unsportlich hart» schwanken, je nachdem ob man in das Lager von Kejmar oder Class hörte. Kejmar konnte aus der Situation den Nutzen ziehen und sich einen Sieg vor dem erneut sehr stark fahrenden Wiedemann sichern. Class wurde Dritter vor einem furios auftrumpfenden Andre Prehn, der Jan Deitenbach das Nachsehen ließ.
Tagessieger Jens Wiedemann: «Ich habe in beiden Rennen von den beiden Streithähnen vor mir profitiert. Im zweiten Lauf konnte ich das Tempo vor mir mitgehen und mich von den beiden ziehen lassen. Dann hat Pavel eine Aktion gestartet und ich habe war Nutznießer. Pavel hat dann nochmal richtig Druck gemacht und ich habe geschaut, dass er mit mir nicht das Gleiche macht. Ich habe dann zurückgesteckt und versucht dranzubleiben, aber mich dann entscheiden, den zweiten Platz nach Hause zu fahren.» Das von Wiedemann angesprochene Manöver von Kejmar gegen Class sollte noch für Gesprächsstoff sorgen.
Kejmar war mit seinem Wochenende zufrieden. «Ich konnte einen Monat nicht trainieren und wir hatten jede Menge Probleme mit dem Bike, so dass ich hier in Anbetracht dieser Tatsache, das Optimum aus der Situation herausgeholt habe.»
Protest von Class gegen Kejmar
Im Lager des Meisterschaftsführenden Markus Class waren die Gemüter nach den beiden Zweikämpfen, bei denen Class jeweils den Kürzeren zog, sehr erhitzt und man wollte sich zuerst nicht zum Rennwochenende äußern. Letztendlich war Class dann doch zu einem kurzen Statement bereit: «So wie das Ganze hier läuft, macht es keinen Spaß mehr. Ich trainiere sehr gerne und fahre gerne, bin gerne mit den Leuten und meinem Team zusammen. Aber es entspricht nicht meinem Verständnis von Motorsport, wenn du in jedem Rennen mit unfairen Mitteln vom Motorrad geholt wirst.» Class hatte sich vor dem zweiten Rennen mit dem Gedanken getragen, zu spät am Vorstart zu erscheinen und damit aus der letzten Reihe starten zu müssen, um nicht erneut in einen Zweikampf mit Kejmar mit aus der Sicht von Class vorhersehbaren Mitteln und Ausgang verwickelt zu werden. Wegen des Zweikampfs im zweiten Lauf wurde auch Protest eingelegt und ein Video mit eingereicht, welches die aus der Sicht von Class´ Team unfaire Fahrweise Kejmar beweisen soll.
Über den Protest wurde bislang noch nicht entschieden, so dass Class in der Meisterschaft aktuell mit fünf Punkten vor dem Erzrivalen führt.