Tourist Trophy 2020: Die wahren Kosten der Absage
Die Glencrutchery Road wird im Juni auf der Isle of Man verwaist bleiben
Die Rennen zur Tourist Trophy stellen alljährlich den Höhepunkt der Straßenrennsaison dar. Die Fans, die Ende Mai und Anfang Juni die nur etwas mehr als 570 Quadratkilometer kleine Insel überfluten, sehnen diese einzigartige Veranstaltung, die vierzehn Tage dauert, genau so sehnlich herbei wie die Fraktion der Road Racer und deren Teams. Sie alle traf die wegen der Coronavirus-Pandemie nicht zu verhindernde Absage hart.
«Es war eine schwierige Entscheidung, die Rennen abzusagen, aber in der gegenwärtigen Situation war es absolut die richtige. Eine große Anzahl von Einzelpersonen und Unternehmen unterstützen die Veranstaltung auf vielfältige Weise und sorgen dafür, dass Besucher, Freiwillige und Fahrer Jahr für Jahr eine sehr positive Erfahrung machen», sagte Laurence Skelly, der für die wirtschaftliche Entwicklung zuständige Minister für Unternehmen, gegenüber dem «Independent».
Die Tourist Trophy, die erstmals im Jahr 1907 ausgetragen wurde, zieht nach wie vor eine große Anhängerschaft in ihren Bann. Laut Wirtschaftsabteilung der Regierung kamen im Vorjahr an die 46.000 Fans auf die Isle of Man, was eine Steigerung von vier Prozent gegenüber 2018 darstellt. Dies spülte Einnahmen in der Höhe von etwa 4,8 Millionen britische Pfund (entspricht etwa 5,45 Mio. Euro) ins Budget der kleinen Insel, die in diesem Jahr fehlen werden.
«Wir wissen, dass die Auswirkungen auf die vielen Hotels, Pubs und Geschäfte, die größtenteils von der Tourist Trophy leben, weitaus größer sind als das Staatseinkommen allein», fügte Skelly hinzu. «Wir haben ein Paket von Unterstützungsmaßnahmen für Unternehmen und Einzelpersonen entwickelt, die von der Stornierung betroffen sind, und arbeiten eng mit allen Betroffenen zusammen, um dies so schnell wie möglich umzusetzen.»
Auch bei Fahrern und Teams wächst die Besorgnis, immerhin stellen Start- und Preisgeld die Haupteinnahmequelle dar. Der 23-fache TT-Sieger John McGuinness hat bereits seine finanziellen Schwierigkeiten, denen er gegenübersteht, zum Ausdruck gebracht. Der bald 48-jährige Brite verlor im Vorjahr bereits durch die Insolvenz von Norton – der Motorradhersteller blieb ihm seine Fahrergage schuldig - viel Geld.
Die Organisatoren haben die Tourist Trophy noch nicht vollständig aufgegeben. Es besteht die Hoffnung, dass das für die letzte Augustwoche geplante Classic-Event genutzt werden könnte, um eine verkleinerte TT zu veranstalten, weil die meisten Fahrer ohnedies auf der Insel sind, um an der Classic-TT teilzunehmen. Das wird allerdings weitgehend davon abhängen, ob sich die Verschiebung der Britischen Superbike-Meisterschaft terminlich vereinbaren lässt.