Evans zu Argentinien: «Eine sehr große Enttäuschung»
Das muss man erst einmal verdauen. Ab der zweiten Prüfung überraschte Elfyn Evans mit der Führung in Argentinien. Mit einer Reihe von Bestzeiten im Ford Fiesta WRC baute er seine Führung stetig bis auf 55,7 Sekunden zu seinem Verfolger Thierry Neuville im Hyundai i20 Coupé aus. Am Samstag aber drückte Neuville derart aufs Gas, dass er nur noch 11,5 Sekunden hinter Evans lag. In einem echten Foto-Finish hatte Evans das Nachsehen. Der Sohn der walisischen Rallyelegende Gwyndaf Evans verlor um sieben Zehntelsekunden seinen so nahen ersten WM-Sieg an Neuville.
Sein Team von M-Sport bestimmte auch die zweite Schotter-Rallye des Jahres. Neben Evans erzielte auch Ott Tänak mit dem dritten Rang einen Platz auf dem Podium, das der vierfache Champion Sébastien Ogier mit dem vierten Platz knapp verpasste. Damit ist M-Sport das einzige Team, das bei allen fünf bisherigen WM-Läufen mindestens eine Podiumsplatzierung erreichte. In Argentinien war es bereits das dritte Doppelpodium für M-Sport. Das beweist auch, wie stark der Ford Fiesta WRC in diesem Jahr auf allen Belägen ist. M-Sport führt mit Ogier weiter die Fahrer-Wertung an und baute seine Führung bei den Herstellern weiter aus.
Malcolm Wilson, Teameigner von M-Sport, zeigte großes Verständnis für Evans, ist aber auch sehr stolz auf die Teamleistung: «Es ist enttäuschend, den Sieg so knapp verpasst zu haben, aber wir müssen auch das Positive sehen. Wir haben unser drittes Doppelpodium in diesem Jahr gesichert. Wir liegen in beiden Meisterschaften vorne. Wir sind der einzige Hersteller, der bei jeder Rallye einen Podiumsplatz erreicht hat. Das ist eine starke Leistung. Um alle drei Autos unter die besten Vier zu bringen, ist eine Referenz an das Team und beweist unsere Arbeit. Elfyn wird sicherlich sehr enttäuscht sein, aber er hat am Wochenende eine unglaubliche Leistung gezeigt. Leider hatte er am Ende einige Probleme. Wenn alles gut funktioniert hätte, hätte ihm keiner das Wasser reichen können. Bei ihm und auch bei Ott wird der erste Sieg nicht mehr weit sein.»
Ein enttäuschter Evans meinte: «Ich habe gemischte Gefühle. Es ist natürlich sehr enttäuschend, wenn man den so nahen Sieg so knapp verpasst. Für uns war es eine Rallye in zwei Hälften. Thierry (Neuville) hatte seine Probleme am Freitag, während wir da einen guten Tag hatten und eine vernünftige Führung herausfahren konnten. Dann folgte eine Rollenumkehr. Thierry fuhr wirklich sehr gut. Aber wir hatten dann einige Probleme, einige, die wir selbst verschuldet haben, andere wieder nicht. Es ist eine lange Geschichte und ich könnte eine Liste schreiben so lange mein Arm ist, warum wir es nicht geschafft haben, letztlich zu gewinnen. Aber es gibt auch eine Seite mit vielen positiven Dingen, die wir mitnehmen können. Unser Tempo war am Wochenende sehr gut. Wir werden wieder stärker kommen», führte Evans weiter aus.
Ott Tänak, der zeitweise Evans auf dem Ehrenrang folgte, ist mit sich zufrieden: «Es war ein gutes Wochenende für uns. In der Vergangenheit habe ich keine Rallye ohne Fehler beendet. In diesem Jahr habe ich meine Einstellung geändert und es läuft besser. Am Freitag waren wir bei den rauen Bedingungen noch etwas vorsichtig, aber dann haben wir unser Tempo gesteigert. Wir erreichten wieder das Podium und einige Punkte. Nun kommt Portugal, und diese Rallye zählt zu meinen beliebtesten Veranstaltungen.»
Keineswegs zufrieden war hingegen Sébastien Ogier, für den Argentinien weiter ein weißer Fleck auf seiner 39 Siege umfassenden Erfolgskarte bleiben wird. «Es war ein sehr schwieriges Wochenende für uns. Ich hatte fast die ganze Zeit ein komisches Gefühl für das Auto. Mir fehlte einfach das Vertrauen. Im Moment weiß ich nicht, warum. Wir müssen aber bis zur nächsten Rallye der Sache auf den Grund gehen. Wir haben unser eigentliches Ziel nicht erreicht, aber wir 14 Punkte geholt, und wir führen weiter in der Meisterschaft. Das ist das Wichtigste.»