Kissel: «ADAC Rallye Deutschland 2017 spektakulärer»
Wenn die besten Rallye-Piloten der Welt Ende August zur ADAC Rallye Deutschland ins Saarland kommen, werden sie eine Vielzahl neuer Herausforderungen zu meistern haben. Doch nicht für Sébastien Ogier und die anderen WRC-Stars ist der deutsche Lauf zur FIA Rallye-Weltmeisterschaft in diesem Jahr eine besonders anspruchsvolle Aufgabe - auch das Organisationsteam rund um den neuen Rallye-Leiter Friedhelm Kissel ist bei den Vorbereitungen im Dauereinsatz. Der Sportleiter des ADAC Pfalz e.V. war bereits von 1993 bis 2002 Leiter der ADAC Rallye Deutschland. Im Interview spricht er über die Highlights der diesjährigen Rallye, die besonderen Herausforderungen in der Planung und die Unterschiede zu seiner ersten Amtszeit, als der Lauf noch zur Rallye-EM zählte.
Herr Kissel, wie laufen die Vorbereitungen?
Friedhelm Kissel: «Hervorragend. Trotz der vielen Neuerungen, sind wir in allen Bereichen im Zeitplan. Das liegt vor allem daran, dass die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten - vor allem mit den Sportwarten aus dem Saarland und aus Rheinland-Pfalz, aber auch mit den Kollegen aus ganz Deutschland und der ADAC Zentrale in München - sehr gut funktioniert. Die ADAC Rallye Deutschland ist ja eine große Gemeinschaftsaufgabe, zu der alle 18 Regionalclubs des ADAC einen wichtigen Beitrag leisten. Es freut mich sehr, dass alle an einem Strang ziehen.»
Die ADAC Rallye Deutschland zieht 2017 in das Saarland um. Welche besonderen Herausforderungen sind damit für Sie und Ihr Planungsteam verbunden?
Friedhelm Kissel: «Unser Anspruch ist es, die ADAC Rallye Deutschland Jahr für Jahr weiterzuentwickeln. Mit dem Umzug ins Saarland werden wir das gleich auf mehreren Ebenen umsetzen. Zunächst einmal werden wir eine kompaktere Veranstaltung erleben - eine Rallye mit kürzeren Wegen und Verbindungsetappen. Hinzu kommen zahlreiche neue Schauplätze - vom neuen Rallye-Headquarter über den neuen Servicepark und die neuen Wertungsprüfungen bis hin zur Innenstadt von Saarbrücken, wo wir erstmals starten werden. Natürlich erhöht das im ersten Schritt den Planungsaufwand. Auf der anderen Seite sind durch den kompakteren Streckenplan für uns auch so manche Wege in der Planung etwas kürzer.»
Was sind aus Ihrer Sicht die spannendsten neuen Highlights 2017?
Friedhelm Kissel: «Wir haben viel vor, um die Besucher vor Ort mit einem möglichst intensiven Rallye-Erlebnis zu begeistern. Los geht es am Donnerstag mit dem neuen Start in Saarbrücken. Hier kann man die WRC-Stars bei einer Autogrammstunde hautnah erleben und am gleichen Abend noch in Action bewundern: Von der Bühne weg wird gleich eine "Super Special Stage" gefahren - ein gezeiteter Prolog über die Brücke der Stadtautobahn direkt neben dem Staatstheater. Am Freitag gibt es als neues Highlight für die Fans eine weitere "Super Special Stage" Wadern-Weiskirchen - ein schneller Rundkurs, der optimale Zuschauerbedingungen bietet. Am Samstag haben wir auf der Panzerplatte einige tolle Fan-Aktionen geplant, zu denen ich aber derzeit noch nichts verraten möchte. Und am Sonntag ist das Ziel der Power Stage direkt am Servicepark mit anschließender Siegerehrung ein Höhepunkt. Damit haben wir ein Alleinstellungsmerkmal im WM-Kalender.»
Was versprechen Sie sich vom neuen Servicepark?
Friedhelm Kissel: «Das neue Servicepark-Gelände befindet sich direkt am Bostalsee und bietet ein tolles Ambiente. Das Areal ist sehr naturnah und hat an sich schon einen sehr hohen Freizeit- und Erholungswert. Während der Rallye werden die Fans dort eine richtige Open-Air-Festival-Atmosphäre erleben. Vor allem am Sonntag wird es hoch hergehen, wenn die abschließende Power Stage direkt am Servicepark endet und wir gleich vor Ort die offizielle Siegerehrung der ADAC Rallye Deutschland vornehmen werden. Das ist nicht nur großartig für die Fans, sondern auch für die Mechaniker und alle anderen Teammitglieder, die sofort mitfeiern können.»
Verändert sich durch die Neuerungen der Charakter der ADAC Rallye Deutschland?
Friedhelm Kissel: «Nein. Es ist uns ganz wichtig, das bewährte Strecken-Portfolio der ADAC Rallye Deutschland beizubehalten. Das heißt, wir haben weiterhin den für die Veranstaltung typischen Mix aus engen Prüfungen in den Weinbergen, harten Pisten auf dem Truppenübungsplatz Baumholder und schnellen Asphalt-Straßen. Gerade von der letztgenannten Kategorie werden wir dieses Jahr im Saarland einige spannende Neuzugänge erleben. Die neue ADAC Rallye Deutschland wird dadurch spektakulärer denn je. Grundsätzlich arbeiten wir aber auch in Zukunft immer mit diesen drei Schwerpunkten und werden die Rallye aus diesem Portfolio heraus weiterentwickeln.»
Was hat sich im Vergleich zu Ihrer ersten Amtszeit als Leiter der ADAC Deutschland Rallye verändert? Und inwieweit hat sich der Rallye-Sport an sich weiterentwickelt?
Friedhelm Kissel: «Im Vergleich zu früher hat sich sehr viel zum Positiven verändert. Die ADAC Rallye Deutschland hatte damals "nur" europäische Relevanz. Heute spielt sie in einer anderen Liga und hat sich innerhalb der FIA Rallye-Weltmeisterschaft voll etabliert. Mehr noch: Wir zählen seit Jahren zu den Top-Events im Kalender der WRC. Das ist großartig! Auch in sportlicher Hinsicht hat sich viel getan. Was mich besonders freut, ist die hohe Leistungsdichte an der Spitze, die wir 2017 erleben: In den fünf bisher absolvierten WM-Läufen, gab es vier unterschiedliche Sieger. Das macht die Weltmeisterschaft extrem spannend. Letztlich erhöht es auch die Attraktivität der ADAC Rallye Deutschland, wenn Ende August noch nicht der Weltmeister feststeht.»
Wie sehen die Pläne der ADAC Rallye Deutschland für die Zukunft aus? Gibt es weitere Neuerungen, die Sie schon im Kopf haben?
Friedhelm Kissel: «Die Entwicklung der ADAC Rallye Deutschland geht immer weiter. Mehr Zuschauerfreundlichkeit und maximale Sicherheit bilden dabei unsere obersten Ziele. Wie jedes Jahr werden wir uns nach der Rallye noch einmal alle neuen Elemente genau anschauen und analysieren: Was kam gut an? Wurden die Erwartungen erfüllt? Wo gibt es möglicherweise noch Verbesserungsbedarf? Aus diesen Erkenntnissen formen sich neue Ideen. Manche kann man vielleicht schon im Jahr darauf umsetzen, für andere müssen erst die Rahmenbedingungen passen. Die Power Stage mit Ziel am Servicepark ist hierfür ein gutes Beispiel: Diese Idee lässt sich erst jetzt am Bostalsee wirklich gut umsetzen. Mit solchen Innovationen wollen wir die Veranstaltung nicht neu erfinden, wir wollen ihr Profil schärfen. Vielfalt, Abwechslung und hoher sportlicher Anspruch werden auch in Zukunft die Markenzeichen der ADAC Rallye Deutschland sein.»
Was hat Sie dazu bewogen, noch einmal als Leiter der ADAC Rallye Deutschland die Verantwortung zu übernehmen?
Friedhelm Kissel: «Mich hat einfach die Aufgabe enorm gereizt. Die ADAC Rallye Deutschland ist heute ein Sportevent mit einem weltweit einzigartigen Renommee. Und durch den Wechsel ins Saarland ergeben sich viele Möglichkeiten, die Weiterentwicklung der Veranstaltung aktiv mitzugestalten. Als ich die Aufgabe angenommen habe, wusste ich natürlich auch, dass hinter mir ein starkes und erfahrenes Team steht. Das hat mir die Entscheidung erleichtert.»
Noch eine Abschlussfrage: Was ist Ihr ultimativer Zuschauer-Tipp für die ADAC Rallye Deutschland? Welchen Hotspot darf man sich als Fan nicht entgehen lassen?
Friedhelm Kissel: «Da will ich mich gar nicht festlegen. Jeder Tag hat seine eigenen Highlights. Das Gute ist: Durch die Nähe der Wertungsprüfungen zueinander und den zentralen Servicepark ist es für die Besucher in diesem Jahr noch leichter, die Action von noch mehr unterschiedlichen Zuschauerzonen aus zu verfolgen. Mein Fan-Tipp ist daher, sich einen Rallye-Pass für alle vier Tage zu holen. Der lohnt sich mehr denn je.»