Sardinien: Ott Tänak mit Vollgas zum ersten Sieg
Ott Tänak wird sich beim italienischen Rallye-Finale am Sonntag stark konzentrieren müssen, um nicht an den möglichen nahen Sieg denken zu müssen. Tänak hat so seine Erfahrungen mit der Rolle als Leader in die letzte Etappe eines WM-Laufes zu starten, um kurz vor der Zielgeraden noch verlieren zu müssen, so schon geschehen in Polen. Aber seit der Este wieder offiziell für das Team von M-Sport fährt, ist er mental stärker geworden. Und diese Stärke zeigte er auch bislang bei der bisher härtesten Rallye im diesjährigen WM-Kalender auf der italienischen Ferieninsel mit ihren sehr rauen und harten Schotterpisten.
Während seine Konkurrenten wegen Reifenschäden, nachlassenden Bremsen oder Unfällen patzten, fuhr Tänak ohne hausgemachte Probleme seine Rallye. Seine Strategie mündete auf der 13. Entscheidung in der Übernahme der Spitze, die der bisherige Spitzenreiter Hayden Paddon wegen seines Unfalls mit einem Aufhängungsschaden am Hyundai i20 Coupé WRC nicht nur an Tänak abgeben, sondern letztlich aufgeben musste.
Der WM-Vierte war nach 15 Prüfungen im Ford Fiesta WRC klarer Spitzenreiter 24,3 Sekunden vor Jari-Matti Latvala im Toyota Yaris WRC und 1:02,2 Minuten vor dem letztjährigen Italien-Gewinner Thierry Neuville im Hyundai i20 Coupé WRC. Tänak ist von seinem ersten Triumph am Sonntag noch vier Entscheidungen und 42,04 Kilometer auf Bestzeit entfernt.
«Am Nachmittag lief es überraschend gut für uns. Wir fuhren eine saubere Rallye ohne Probleme und haben jetzt einen eigentlich sicheren Vorsprung», führte Tänak an. «Wir können jetzt etwas mehr pushen. Für morgen sehe ich keinen Grund, warum Latvala schneller sein sollte.»
Latvala, Italien-Sieger von 2009, sieht das differenzierter: «Wir sind in einer guten Position. Die Reifen sind jetzt fertig und die Bremsen sehr heiß. Ich bin froh, für heute durch zu sein. Morgen aber werden wir stark kämpfen. Nun wollen wir noch abwarten, ob über unsere Zeit heute in der zwölften Prüfung entschieden wird, als wir lange im Staub von Mads Östberg fahren mussten.»
Der Tabellenzweite Neuville verlor auf der zwölften Prüfung den direkten Anschluss an die Spitze, als am Hyundai i20 die Bremsen ausfielen. «Die Reifen sind total fertig. Wir hatten hier in der ersten Kurve Glück. Morgen wollen wir wenigstens in der Power Stage viele Punkte holen. Es ist eine Schande, dass wir das Problem mit den Bremsen hatten, wir würden jetzt führen», sagte der zweifache Saisonsieger und Vizechampion Neuville.
Ogier gibt sich bescheiden
Somit sind von den vier Tabellenersten drei in Italien auf Podiumskurs. Der WM-Vierte führt vor dem Tabellendritten und dem WM-Zweiten. Nur der Tabellenführer Sébastien Ogier fehlt in der Spitzengruppe. Der vierfache Champion und Titelverteidiger fährt im Ford Fiesta WRC auf Sardinien seiner gewohnten Form etwas hinterher, allerdings auch mit mehr als 2.30 Minuten wegen eines Reifenwechsels auf der zwölften Prüfung eingebremst. Die starken Schotterzeiten wie bei seinem Portugal-Sieg lässt der dreifache Sardinien-Sieger vermissen. Er rangierte mit einem Rückstand von 3:26,1 Minuten auf dem sechsten Platz. «Ich bin hier zu langsam. Das ist ein hartes Wochenende für uns», gestand der 40-fache Laufsieger Ogier.
Toyota hat auf Sardinien die bisherige Schotterschwäche abgelegt und zeigte bislang eine starke Mannschaftsleistung. Latvala Zweiter mit leichten Siegaussichten. Esapekka Lappi, der bei seinem zweiten Start in einem World Rally Car mit vier Bestzeiten aufhorchen ließ, auf Rang vier direkt vor seinem Yaris-Kollegen Juho Hänninen.
Aufstieg beim einzigen deutschen Piloten: Julius Tannert rückte im Ford Fiesta R2 bei seinem zweiten WM-Lauf bei den Junioren auf den dritten Platz vor, im Gesamtklassement erreichte er den 23. Rang.
Stand nach 15 von 19 Prüfungen:
1. Tänak/Jarveoja (EE), Ford Fiesta WRC, 2:56:37,3
2. Latvala/Anttila (FIN), Toyota Yaris WRC, + 24,3 sec.
3. Neuville/Gilsoul (B), Hyundai i20 Coupé WRC, + 1:02,2 min.
4. Lappi/Ferm (FIN), Toyota Yaris WRC, + 2:10,8
5. Hänninen/Lindström (FIN), Toyota Yaris WRC, + 2:42,1
6. Ogier/Ingrassia (F), Ford Fiesta WRC, + 3:26,1
7. Ostberg/Floene (N), Ford Fiesta WRC, + 3:56,0
8. Mikkelsen/Jaeger (N), Citroën C3 WRC, + 7:47,6
9. Kopecky/Dresler (CZ), Skoda Fabia R5, + ).52,9
10. Camilli/Veillas (F), Ford Fiesta R5, + 9:58,9