Hyundai mit zweitem Doppelsieg 2020 wieder vorne
Die Wiederholung des Vorjahressieges von Dani Sordo (Hyundai i20 WRC) wurde beim sechsten von nun acht Läufen zur Rallye-Weltmeisterschaft auf der italienischen Mittelmeerinsel Sardinien etwas in den Hintergrund verdrängt. Dafür rückte das erbittert geführte Duell um den Ehrenrang zwischen Sébastien Ogier im Toyota Yaris WRC und Thierry Neuville im zweiten Hyundai in den Fokus. Der sechsfache Weltmeister Ogier startete mit dem knappen Vorsprung von 1,7 Sekunden auf Neuville in die abschließende Power Stage. Dort markierte aber Neuville hinter seinem Teamkollegen Ott Tänak die zweitschnellste Zeit, war dort 2,7 Sekunden schneller als Ogier, der sich damit genau eine Sekunde hinter dem fünffachen Vizechampion Neuville auf Rang drei einordnen musste. Mit dem zweiten Rang, 5,1 Sekunden hinter seinem Teampartner Sordo, hielt der Ostbelgier seine Chance auf die erste WM-Krone intakt. Mit 87 Punkten rangiert er 24 Punkte hinter dem Italien-Vierten Elfyn Evans (Toyota) und zehn Zähler hinter Ogier auf dem dritten Platz. 60 Punkte stehen noch zur Disposition.
Sordo jubelte über seinem dritten Gesamtsieg und seinen zweiten Italien-Triumph und zweiten Erfolg mit Hyundai: «Es ist fantastisch. Ich war mit meiner Performance das ganze Wochenende sehr zufrieden, aber ich wollte das auch alles ins Ziel bringen.» Es ist nun durchaus möglich, dass Sordo zu seinem dritten Saisonauftritt beim Finale in Monza antreten darf, wo er 2010 und 2013 die Monza Rally Show gewonnen hatte.
Neuville zu seinem Sturm auf den Ehrenrang: «Ich hatte in den letzten 1,5 km eine kaputte Bremsscheibe oder etwas anderes, also habe ich die ganze Zeit die Bremsen betätigt. Ein schwieriger Start, wir haben es richtig gemacht, aber am Anfang zu viel Zeit verloren.»
«Ich konnte nicht mehr tun. Ich war die ganze Zeit am Limit», erklärte der dreifache Italien-Sieger Ogier. «Ich war das ganze Wochenende sehr angespannt. Ich habe alles gegeben, mehr geht nicht.»
«Ich bin mit meiner Leistung hier nicht zufrieden, auch wenn das Wochenende eigentlich okay war», merkte Evans an, der im Toyota Yaris WRC 1:02,3 Minuten hinter Sordo Vierter wurde, aber weiter die Tabelle anführt.
Jedes der drei Hersteller-Teams musste mehr oder weniger schwere Dämpfer einstecken. Am schwersten traf es das Underdog-Team von M-Sport. Esapekka Lappi schied früh mit Motorproblemen am Ford Fiesta WRC komplett aus. Gus Greensmith hielt sich auf dem sechsten Platz tapfer, dann setzte ihn auf der zehnten Prüfung am Samstag die Technik schachmatt. Mehr oder weniger als eine weitere Übungslektion startete der Ford-Youngster aus Manchester in die letzte Etappe. So blieb der Vorjahreszweite Teemu Suninen der Einzelkämpfer, der zu Beginn mit der Führung bis zur vierten Prüfung ein Ausrufezeichen setzte. Letztlich wurde er auf dem fünften Rang (+ 1:33,9) gewertet. «Der Start war wirklich großartig für uns und wir konnten wirklich gutes Tempo zeigen. Wir kämpfen immer noch in den schnelleren Phasen und wir müssen dafür arbeiten», meinte Suninen.
Aufhängungsprobleme am Hyundai i20 WRC bremsten den Titelverteidiger Ott Tänak am Freitag früh ein. Auch als diese behoben waren, fand Tänak, der 2017 auf Sardinien seine ersten Sieg erzielt hatte, nicht zu seiner Bestform zurück, allerdings holte er seine erste Bestzeit auf der Powre Stage. Letztlich musste sich der Estland-Sieger mit dem sechsten Endplatz (+ 2:27,5) begnügen. «Es war enttäuschend, aber okay, so ist es und es gibt nichts, was wir ändern können. Wir werden weiter pushen und sehen, was wir es tun können», meinte der frustrierte Titelverteidiger Tänak, mit 83 Punkten auf dem vierten WM-Rang.
Der Toyota-Youngster Kalle Rovanperä hätte sich nach seiner Rolle im Shakedown denken müssen, dass die Sardinien nicht seine Rallye werden würde. Danach ließ er etwas den Biss vermissen, leider nicht auf der achten Entscheidung. Dort überschlug er sich als bis dahin Gesamtneunter und musste in Italien «Ciao» sagen. Ebenfalls zwei Abflüge meldete der Japaner Takamoto Katsuta im vierten Toyota Yaris WRC. Der zweite Abflug mit Rolle am Sonntagmorgen war dann etwas zu viel.
Mit dem 19. Endplatz (+ 22:26,4 ) beendeten Vater Armin und Tochter Ella Kremer ihren ersten gemeinsamen Rallye-Trip im VW Polo GTI R5.
Bester Pilot in einem R2-Fahrzeug war der finnische WRC3-Sieger Jari Huttunen im werksunterstützten Hyundai i20 R5 auf dem achten Gesamtrang (+ ) 1:21,2 vor dem polnischen Ex-Europameister Kajetan Kajetanowicz (Skoda Fabia R5) und 1:39,2 Minuten vor dem Schweden Pontus Tidemand, der im Skoda Fabia R5 Evo die Hersteller-Kategorie WRC2 gewann.
Die Rallye-Weltmeisterschaft 2020 wurde auf FIA-Beschluss um den achten Lauf erweitert. Das Finale findet am ersten Dezember-Wochenende an und auf der norditalienischen Grand Prix-Rennstrecke in Monza statt.
Rallye Sardinien/Italien – Endstand nach 16 Prüfungen:
Pos | Team/Auto | Zeit/Diff |
1 | Sordo/Del Barrio (E), Hyundai | 2:41:37,5 |
2 | Neuville/Gilsoul (B), Hyundai | + 5,1 |
3 | Ogier/Ingrassia (F), Toyota | + 6,1 |
4 | Evans/Martin (GB), Toyota | + 1:02,3 |
5 | Suninen/Lehtinen (FIN), Ford | + 1:33,9 |
6 | Tänak/Järveoja (EE), Hyundai | + 2:27,5 |
7 | Loubet/Landais (F), Hyundai | + 4:43,8 |
8 | Huttunen/Lukka (FIN), Hyundai R5 | + 8:41,7 |
9 | Kajetanowicz/Szszepaniak (PL), Skoda R5 | + 10:02,9 |
10 | Tidemand/Barth (S), Skoda R5 | + 10:20,9 |
WM-Fahrerwertung – Stand nach 6 von 8 Läufen:
Platz | Fahrer, Nation, Auto | Punkte |
1. | Evans/Barritt (GB), Toyota | 111 |
2. | Ogier/Ingrassia (F), Toyota | 97 |
3. | Neuville/Gilsoul (B), Hyundai | 87 |
4. | Tänak/Järveoja (EE), Hyundai | 83 |
5. | Rovanperä/Halttunen (FIN), Toyota | 70 |
6. | Suninen/Lehtinen (FIN), Ford | 44 |
7. | Lappi/Ferm (FIN), Ford | 38 |
8. | Sordo/Del Barrio (E), Hyundai | 26 |
9. | Breen/Nagle (IRL) Huyndai | 25 |
10. | Loeb/Elena (F/MC), Hyundai | 24 |
WM-Herstellerwertung – Stand nach 6 von 8 Läufen:
Platz | Hersteller, Auto | Punkte |
1. | Hyundai Shell Mobis WRT/i20 WRC | 208 |
2. | Toyota Gazoo Racing WRT/Yaris WRC | 201 |
3. | M-Sport Ford WRT/ Ford Fiesta WRC | 117 |