Wie King Kalle WM-Geschichte schrieb
Ab dem 2. Oktober darf sich Rovanperä nun King Kalle nennen. Im rasanten Turbo-Tempo und quasi im Zeitraffer wurde er mit seinem sechsten Saisonsieg beim elften Weltmeisterschaftslauf auf der anderen Seite der Erdkugel und mit seinem Gesamterfolg mit gerade 22 Jahren der jüngste Titelgewinner aller Zeiten. Der Sieg bei der Rallye Neuseeland, verstärkt durch einen Sieg auf der Powerstage, bedeutet, dass Rovanperä und Beifahrer Jonne Halttunen die neuen Rallye-Weltmeister sind.
Rovanperä schien schon immer für Rallye-Größe bestimmt zu sein, sobald Aufnahmen online auftauchten, in denen er im zarten Alter von nur acht Jahren einen Toyota Starlet schob. Aber mit nur 22 Jahren neuer Weltmeister zu werden, ist eine absolut unglaubliche Leistung, und das alles so einfach aussehen zu lassen, war auch außergewöhnlich.
Es ist klar, dass Rovanperä kein gewöhnlicher Mensch ist, aber was macht ihn so besonders? Wie ist er so schnell so gut? Und wie viel besser kann er werden?
Rovanperä hat das Benzin im Blut. Sein Vater Harri war Werksfahrer für mehrere Teams und gewann 2001 einen WRC-Lauf in Schweden. Da das finnische Gesetz normalerweise die Teilnahme an Rallyes vor dem 18. Lebensjahr nicht erlaubt, ging Rovanperä nach Lettland und begann mit Rallye-Sprints im Alter von 12 Jahren.
In den nächsten Jahren musste Beifahrer Risto Pietiläinen, der frühere Beifahrer von Vater Harri, die Straßenabschnitte fahren. Das hielt den jungen Kalle nicht davon ab, 2015 die lettische Juniorenmeisterschaft zu gewinnen, gefolgt von der Hauptmeisterschaft 2016 und 2017 in einem Skoda Fabia.
Rovanperä stand unter der Schirmherrschaft von Manager-Legende Timo Jouhki, der ihn 2016 für Asphalt-Erfahrung zur italienischen Meisterschaft schickte. Rovanperä bestand seine Fahrprüfung 2017, einen Tag nach seinem 17. Geburtstag, mit freundlicher Genehmigung der finnischen Regierung. Drei Wochen später startete er bei der Rally GB und wurde beim Saisonfinale in Australien der jüngste Fahrer, der jemals einen WRC2-Lauf gewinnen konnte.
Er unterschrieb 2018 bei Skoda Motorsport und fuhr einen Fabia R5 in der WRC2, wo er mit zwei Siegen Dritter wurde. Zwölf Monate später wurde er der jüngste Gewinner eines WRC-Titels, indem er WRC2 Pro für die tschechische Mannschaft anführte.
Er kam 2020 zu Toyota und wurde bei seinem erst zweiten Event in Schweden mit 19 Jahren und 139 Tagen der jüngste Podiumsplatzierte in der WRC-Geschichte. Auf den sympathischen Rovanperä warten sicher noch weitere Rekorde. 2021 wurde er nach seinem zweiten Platz bei der erstmals als WM-Lauf ausgetragenen Rallye Arktik in seiner finnischen Heimat hinter Ott Tänak der jüngste Tabellenführer in der WRC. Doch diesen Schuh musste er sich eine Rallye später ausziehen, als er bei der WM-Premiere der Asphaltrallye Kroatien seinen Toyota Yaris WRC schon gleich in der ersten Prüfung vehement im Unterholz versenkte, was allerdings seinen Ehrgeiz wenig stoppte. Bei der Rallye Estland kam der nächste Meilenstein. Er feierte in seiner Wahlheimat Estland als jüngster Sieger seinen ersten WRC-Triumph. Kurz darauf fügte er in Griechenland seiner Bilanz einen weiteren Sieg hinzu, bevor er die Saison als Vierter beendete.
In dieser Saison schlug er den Weg zum Titel mit dem dritten Gesamtsieg in Schweden ein. Es folgte die nächsten Volltreffer in Kroatien und Portugal. Nach dem fünften Platz auf Sardinien kamen in Kenia und Estland der dritte und vierte Volltreffer 2022. Bei seinem finnischen Heimspiel musste er sich auf dem Ehrenrang hinter Tänak einordnen. Danach kam für ihn die unerfreuliche Saisonphase mit Unfällen in Griechenland und in Belgien. Zeigte der sonst so coole Titelanwärter plötzlich Nerven? Von wegen, weit gefehlt, wie sein sechster Jahreserfolg und der vorzeitige Gewinn seiner ersten Weltmeisterschaft in Neuseeland zeigen. Rovanperä ist der erste Chmapion aus Finnland seit 20 Jahren.
Er wusste auch, wem er diesen sensationellen Erfolg zu verdanken hat. «Der größte Dank geht an das Team - sie haben diese Rakete dieses Jahr gemacht. Auch nach all den schwierigen Rallyes, sie glaubten an uns und gaben uns alle Unterstützung», sagte der «Rallye-Mozart» bei der Zielankunft in Auckland.