Titelentscheidungen im Elsass
Yves Matton (Mitte) und Sébastien Loeb (re.)
Citroën hofft beim elften WM-Lauf in Strassburg auf eine Punktlandung. Das Zwei-Zacken-Team kann just beim Heimspiel sowohl den Fahrer- als auch den Hersteller-Titel vorzeitig gewinnen. Für den achtfachen Rekord-Champion Sébastien Loeb würde sich in seiner elsässischen Heimat das Szenario aus dem Jahr 2010 wiederholen. Damals konnte er nach der letzten Prüfung in seiner Geburtsstadt Haguenau seine siebte Weltmeisterschaft vorzeitig unter Dach und Fach bringen.
Die Fahrer-Krone ist Citroën auf jeden Fall sicher. Sébastien Loeb und sein Citroën-Partner Mikko Hirvonen liegen unerreichbar für die Verfolger in der Fahrerwertung vorne. Doch alles andere als der neunte Titel für Loeb, der im nächsten Jahr ein reduziertes WM-Programm bestreiten wird und dann seinen möglichen Titel nicht verteidigen wird, wäre eine grosse Überraschung.
Und Citroën selbst kann in Strassburg seine achte Krone in der Hersteller-WM aufsetzen. Der Titelverteidiger Citroën liegt mit einem Vorsprung von 111 Punkten auf den Verfolger Ford souverän vorne. Um sich die Krone schon in Strassburg zu sichern, muss Citroën vor den zwei noch ausstehenden Läufen auf Sardinien und in Spanien einen Vorsprung von 86 Punkten auf Ford erreichen.
Mit seinem 75. Gesamtsieg hätte Loeb seine neunte Weltmeisterschaft sicher. «Wie damals die Fans, die mich hier immer sehr stark unterstützt haben, war ich sehr enttäuscht, als ich im letzten Jahr sehr früh ausschied, aber das gehört einfach zum Motorsport», meinte Loeb. «Ich fühle nun in mir so ein Gefühl auf eine Revanche. Dieses Jahr können wir wieder beide Meisterschaften gewinnen. In der Fahrerwertung bleiben nur noch Mikko und ich. Natürlich ziehe ich hier wieder einen Sieg vor. Dafür werde ich sehr hart kämpfen. Die Mathematik ist auch gar nicht so schwierig. Ich muss nur vor meinem Teamkollegen ins Ziel kommen. Trotz der künstlichen Schikanen, die der Veranstalter wieder errichtet, sind die Prüfungen immer noch die schnellsten, die wir absolviert haben. Die permanenten Änderungen des Untergrunds machen es zudem sehr schwierig. Daher ist die Arbeit der «Schotterspione» hier sehr wichtig, besonders, wenn es regnet.»
Regen, Nebel und schmierige Pisten wegen des Schlamms, mit diesen Bedingungen sind Mikko Hirvonen und Jarmo Lehtinen nach dem Sieg bei der «Rallye Vosgien» am letzten Wochenende gut vertraut. «Das war für mich eine grosse Erfahrungen im Umgang mit solchen Bedingungen. Ich glaube nicht, dass ich jemals auf Asphalt unter solchen Bedingungen gefahren bin», erklärte Hirvonen. «Wir haben bei diesen Verhältnissen einige Set-up-Einstellungen ausprobiert.»
Nach seinem dritten Platz in Deutschland glaubt Hirvonen, dass er sich auf Asphalt verbessert hat. «Obwohl ich Asphalt nicht besonders mag, freue ich mich auf die Rallye in Frankreich. In Deutschland habe ich den Citroën DS3 auf den verschiedenen Belägen zu verstehen gelernt. Und am Wochenende habe ich einen weiteren Schritt getan. Ich denke nicht an den Fahrer-Titel. Dafür ist Séb da. Mein Ziel ist es, mich zu steigern und die Punkte zu holen, die Citroën braucht, um den Hersteller-Titel zu gewinnen.»
Drei Fragen an Sébastien Loeb:
Du legst keinen Wert darauf, im nächsten Jahr deinen Titel zu verteidigen?
Sébastien Loeb (SL): «Ich bin deswegen so oft gefragt worden, daher musste ich mich endlich entscheiden. Es war wirklich keine leichte Entscheidung. Ich muss auch gestehen, dass ich inzwischen wegen des Zeitplans der Rallye-Weltmeisterschaft etwas müde bin. Mit den Tests, den Streckenbesichtigungen und den anderen verschiedenen Dingen verbringe ich zuviel Zeit fernab meiner Familie. Dennoch möchte ich weiter fahren und auch gewinnen. Die diesjährige Saison zeigt, dass ich immer noch die Pace habe, aber das alles möchte ich nicht von einer Saison zur nächsten beenden. Ich bin auch 2013 dabei, aber nicht so ständig wie jetzt. Ich werde die Rallyes fahre, die ich mag und die für Citroën wichtig sind. Die Rallye Monte Carlo gehört dazu.»
Citroën hat verlauten lassen, dass man sich zusammen mit dir eine Teilnahme in der Tourenwagen-Weltmeisterschaft vorstellen könne. Wer entscheidet das?
SL: «In den letzten Monaten hatten wir viele Diskussionen mit Fréderic Banzet (Anmerkung: Citroën-Generaldirektor) und Yves Matton (Anmerkung: Citroën-Sportchef). In den letzten zehn Jahren ist mir so vieles angeboten worden, aber immer habe ich mich entschieden, bei dem Team zu bleiben, das mir eine Chance gegeben hat. Als wir über meine Rolle als Botschafter sprachen, würde ich sagen, dass dies ein möglicher Ausblick wäre. Ich merkte aber schnell, dass ich eine aktive Rolle brauche, die mich gänzlich befriedigt. Unter diesem Aspekt möchte ich meine Karriere auf der Rennstrecke fortsetzen. Nachdem wir über verschiedene Perspektiven gesprochen hatten, sahen wir die Tourenwagen-Weltmeisterschaft als die beste Möglichkeit. Es gibt aber immer noch jede Menge anderer Möglichkeiten, aber dieser Aspekt gefällt mir am besten.»
Zuvor aber steht noch die Rallye Frankreich an. Viele glauben, diese ist für dich nur noch eine Formalität für den Titel?
SL «Die könnten aber ganz schön falsch liegen. Unsere Gegner haben in Wales gezeigt, dass sie immer noch sehr stark sind, uns zu schlagen, obwohl ich denke, dass wir auf Asphalt stärker als sie sind. Aber zuerst müssen wir uns mit der Streckenführung auseinandersetzen. Das gibt es Prüfungen, die wir sehr gut kennen, dann wieder welche, die neu sind. Wenn es regnet, erwarte ich eine sehr schwierige Rallye. Und die richtige Reifenwahl spielt dabei seine sehr grosse Rolle. Ich trete natürlich an, um zu gewinnen und die Meisterschaft zu holen. Aber vor dem Ziel kann nichts garantiert werden.»