«Mr. Hollywood» tritt ab
Petter Solberg
Die Rallye-WM muss im nächsten Jahr auf eine der schillerndsten Figuren verzichten. «Mr. Hollywood», diese Bezeichnung verdankt Petter Solberg seiner Zeit als Eintänzer in einer Disco, hat sich wegen eines fehlenden Cockpits vorläufig aus dem WM-Zirkus zurückgezogen.
Er hoffte trotz des Ausstiegs von Ford als offizielles Team aus der WM auf eine weitere Zusammenarbeit mit dem Einsatzteam von M-Sport. Doch die Verhandlungen mit dem Teameigner Malcolm Wilson um das freie Cockpit im Ford Fiesta RS WRC des neuen M-Sport Qatar World Rally Teams gestalteten sich für Solberg schwieriger, als von ihm erwartet. Neben Nasser Al-Attiyah, der den Hauptsponsor Katar einbrachte und an sieben ausgewählten Rallyes teilnimmt, holte Wilson Solbergs norwegischen Landsmann Mads Östberg als Teamleader. Dann forderte Wilson noch zwei bis drei Millionen Euro als Mitgift. Das passte Solberg nun überhaupt nicht.
Wilson und Solberg waren nun wirklich nicht die besten Freunde. Der Teamchef hatte die Schmach, als Solberg 1999 von Ford verpflichtet wurde und dann am Ende der Saison zum Konkurrenten Subaru wechselte, nicht vergessen. Solbergs Rückkehr mit einem Einjahresvertrag für 2012 zu M-Sport lag wohl eher in der Kompetenz von Ford. Nachdem die «Blauen» dann offiziell das Ende ihres Engagements in der Rallye-WM verkündeten, sah Solberg seine Felle davonschwimmen und bot sich als Gratis-Pilot an, was letztlich auch nicht half. Da er als Bezahlfahrer nicht weitermachen wollte, zog er nun die private Reissleine.
1999 begann Solbergs WM-Karriere bei Ford. Dann folgte der Wechsel zu Subaru. Dort wurde er 2003 auch Weltmeister. 2008 aber verkündeten die Japaner den Ausstieg aus der Rallye-WM und Petter Solberg stand praktisch ohne Cockpit da. Doch er war damals noch zu sehr Racer, um auf seine Passion zu verzichten. Er gründete sein eigenes Team und startete mit einem schon etwas betagten Citroën Xsara WRC, dem dann Mitte 2009 ein C4 WRC folgte. Im letzten Jahr stellte ihm Citroën einen aktuellen DS3 WRC zur Verfügung. In dieser Saison erfolgte dann seine Rückkehr ins Ford-Werksteam neben Jari-Matti Latvala. 13 Siege fuhr er in dieser Zeit ein. Seinen letzten WM-Lauf gewann er 2005 in Grossbritannien.
Berauschend war allerdings das Jahr 2012 nicht für ihn. Er hatte Siege erwartet. Die blieben allerdings teils auch durch Eigenverschulden aus. Er startete 2012 mit dem dritten Platz in Monte Carlo in die Saison. Am Ende stand er in diesem Jahr fünf Mal auf dem Podium. Er sammelte 124 Punkte und erreichte den vierten Platz in der WM-Endwertung. Manchmal übertrieb es auch der Publikumsliebling. So bei der Rallye Frankreich, wo er von der Strecke abkam, sich durch die Weinberge pflügte und letztlich durch einen Strommast, den er auch noch umlegte, gebremst wurde.
Wer Petter kennt, weiss auch, dass dieser Rücktritt bestimmt noch nicht das Ende war. Was er aber 2013 machen wird, das behält der 38-jährige Familienvater noch für sich.