Fahrer des Tages: Henning Solberg
Auf Rang fünf bei der ersten Schotter-Rallye seit zweieinhalb Jahren – Ford-Privatfahrer Henning Solberg
Natürlich ist die Leistung von VW-Werkspilot Sébastien Ogier während der zweiten Etappe der Rallye Portugal aller Ehren wert. Wie der Franzose innerhalb eines Tages einen 6,5-Sekunden-Rückstand auf Mikko Hirvonen in einen 38,2-Sekunden-Vorsprung vor dem finnischen Ford-Piloten umwandelte, lässt manchen Konkurrenten fassungslos am eigenen Können zweifeln. Aber vom Weltmeister erwartet man solche Heldentaten inzwischen einfach.
Der heimliche Held der Samstagsetappe kam auf einem für seine Verhältnisse genauso starken fünften Rang nach Faro zurück – Henning Solberg, Privatfahrer im angemieteten Ford Fiesta WRC. Und zwar sowas von privat. Noch am Freitag war das dem Östberg-Clan gehörende Auto praktisch nackt, erst am Samstag klebte immerhin der Schriftzug eines Autoersatzteilehändlers drauf.
Während die Werksteams ausnahmslos auf Premiumware von Michelin setzen, muss Solberg außerdem mit Pirelli-Reifen vorlieb nehmen. „Die sind ziemlich gut“, verteidigte der 41 Jahre alte Norweger die italienischen Gummis. „Die harte Mischung ist etwas weicher als die harte Mischung von Michelin. Damit habe ich sogar Vorteile.“
Der ältere Bruder von Ex-Weltmeister Petter Solberg hat zwar bereits 113 WM-Rallyes auf dem Buckel. In den letzten drei Jahren war er allerdings nur exakt vier Mal am Start. Davon drei Mal bei der Winter-Rallye Schweden, die mit dem Schotter-Festival von Portugal nicht wirklich vergleichbar ist. Sein letzter Einsatz auf Schotter war die Rallye Großbritannien 2011.
„Henning erstaunt mich immer wieder“, lobte seine österreichische Beifahrerin Ilka Minor. „Trotz fehlender Wettbewerbspraxis bleibt er auch in schnellen Passagen voll am Gas.“
Seine chronisch gute Laune – auch das eine Parallele zu Bruder Petter – ließ sich Soilberg auch von einer defekten Handbremse nicht verderben. „Jedes Mal, wenn ich am Hebel ziehe, habe ich nur noch Frontantrieb zur Verfügung. Es dauert ein paar Sekunden, dann drehen die Hinterräder fürchterlich durch, und irgendwann funktioniert der Allradantrieb dann wieder normal.“
Für den Sonntag hat Solberg, der zukünftig die neue Rallycross-Weltmeisterschaft im Saab bestreiten will, seinem drängelnden Landsmann Andreas Mikkelsen im Werks-VW – Rückstand 14,9 Sekunden – schon mal den Fehdehandschuh hingeworfen. „Ich habe noch einen kompletten Satz weicher Reifen übrig. Damit habe ich Dich locker im Griff.“