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Rallye Polen in Litauen: Absage mit Ansage

Von Christian Schön
Begeisterte Fans – aber Sicherheitsabstand sieht anders aus

Begeisterte Fans – aber Sicherheitsabstand sieht anders aus

Dass bei der Rallye Polen zwei Wertungsprüfungen abgesagt werden mussten, war eigentlich schon nach dem Training klar

Weltmeister Sébastien Ogier (VW) brachte es in der Mittagspause in Druskininkai auf den Punkt. »In der zweiten Runde über diese Wertungsprüfungen wird es in erster Linie darum gehen, überhaupt durchzukommen.« Schon nach dem Training waren die vom Regen zu Wochenanfang aufgeweichten Strecken in Litauen so aufgebrochen, dass die WP Kapciamiestis von vorneherein auf rund die Hälfte gekürzt worden war.

Nach dem ersten Durchgang im Wettbewerb taten sich so tiefe Spurrillen auf, dass Sand-Buggys in ihrem Element gewesen wären. Besonders die kleinen Fronttriebler der Junioren-WM schlitterten praktisch nur auf dem Motorschutz dahin. Die Veranstalter sagten schließlich die komplette zweite Runde in Litauen ab.

Wobei die Probleme mit den tiefen Spurrillen nur die halbe Wahrheit darstellten. Die WP Kapciamiestis bestand im ersten, gleich gestrichenen Teil mehr oder weniger nur aus ewig langen Geraden durch den Wald – mit dicht neben der Piste stehenden Bäumen.

»Ich will gar nicht daran denken, was passiert, wenn das Auto im sechsten Gang ausgedreht einmal unerwartet aus der Spur katapultiert wird und sich quer stellt«, meinte Citroën-Werkspilot Mads Östberg schon nach der Streckenbesichtigung. Trotzdem fuhr der Norweger in der WP Kapciamiestis die Bestzeit – mit einem Durchschnitt von rund 122 km/h. (Für die Statistik: Andreas Mikkelsen erreichte in der polnischen WP Wieliczki sogar knapp 137 km/h).

Erschwerend kam hinzu, dass der Veranstalter entweder von den – zu erwartenden – Zuschauer-Massen überrascht wurde, oder sich noch nicht wirklich mit Sicherheitsstandards auf WM-Niveau beschäftigt hatte. Jedenfalls bildeten die Fans  ungehindert von Streckenposten im Stil der 1980er Jahre an einigen Stellen praktisch ein Spalier entlang der Piste – oft genug noch vor den Bäumen.

So gesehen war die Absage der zweiten Runde über die litauischen Wertungsprüfungen eine weise Entscheidung. Zu der hätte man aber auch schon kommen können, bevor man eine Streckenführung mit quälend langen Überführungsetappen zusammenstellte.

So umfasste die rund 650 Kilometer lange Freitagsschleife der Rallye Polen gerade einmal 59 WP-Kilometer – und dauerte über 15 Stunden.

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