Sébastien Ogier: «Der Titel ist das Ziel»
20 Wertungsprüfungen, 315,30 Kilometer auf Zeit, drei Tage – die Rallye Australien rund um Coffs Harbour im Bundesstaat New South Wales präsentiert sich als kompakte Herausforderung. Die Wertungsprüfungen besitzen dabei grundsätzlich verschiedenen Charakter: Superschnell durchquerte Landstraßen wechseln sich mit engen, verwundenen Routen durch dichte Wälder ab. Viele blinde Einlenkpunkte machen den Fahrern und Beifahrern das Leben schwer. Die wohl typischste Wertungsprüfung der Rallye Australien haben die Veranstalter für Sonntag angesetzt, wenn die Rallye-Action nördlich von Coffs Harbour ausgetragen wird. «Wedding Bells» im hügeligen Wedding Bells State Forest bietet knackige 9,23 Kilometer gegen die Uhr und bildet beim zweiten Durchgang die sogenannte Powerstage, bei der Extrazähler für die besten drei vergeben werden.
Die wohl größte Herausforderung erwartet die Teilnehmer jedoch am Samstag auf der südlichsten Prüfung der Rallye Australien, der WP „Nambucca“. Sie stellt mit 48,92 Kilometern die längste Sonderprüfung der Rallye dar. Ein großes Plus der Rallye Australien sind die kurzen Wege: Die Zuschauerpunkte liegen nur zwischen 30 und 60 Minuten Fahrzeit vom Zentrum in Coffs Harbour entfernt. Die World Rally Cars absolvieren an den drei Rallye-Tagen gerade einmal 632,80 Kilometer an Verbindungsetappen.
Stimmen vor der Rallye Australien
Sébastien Ogier, Volkswagen Polo R WRC #1
«Die Rallye Australien ist ganz nach meinem Geschmack. Ich liebe das Layout der Wertungsprüfungen und fühle mich in Down Under immer gut. 2013 lief es für Julien und mich nahezu perfekt: 19 Bestzeiten auf 22 WPs, dazu haben wir uns drei Zusatzpunkte mit dem Gewinn der Powerstage gesichert. Das möchten wir natürlich in diesem Jahr wiederholen. Es wird jedoch alles andere als einfach: Am ersten Tag gehen wir als Erste auf die WPs, außerdem ist die Konkurrenz nah dran und hellwach – das hat Hyundai mit dem Sieg und Platz zwei in Deutschland bewiesen. Fehler werden bestraft, das haben wir zu spüren bekommen – aber so ist der Rallye-Sport. Die Rallye Deutschland liegt hinter uns und wir schauen nach vorn. Zum Glück geht es Julien und mir nach dem Unfall rundum gut. Wir haben zur Sicherheit einige Tests gemacht, die durchgehend positiv waren. In Deutschland haben wir zwar den Fahrertitel für Volkswagen gesichert, nicht aber die Hersteller-Meisterschaft. Das ist definitiv das Ziel für Australien.»
Jari-Matti Latvala, Volkswagen Polo R WRC #2
«Die Rallye Australien ist immer etwas Besonderes. Ich mag den entspannten Lebenswandel der Menschen, die Landschaft und die Nähe zum Ozean bei dieser Rallye. Sportlich gesehen wechseln wir zurück von Asphalt auf Schotter, was in dieser Richtung immer etwas schwieriger ist als umgekehrt. Doch wir absolvieren zuvor in Finnland noch einen kurzen Test, um uns noch mal an das Gefühl und vor allem an die unterschiedlichen Bremspunkte zu gewöhnen. Finnland ist eine gute Wahl, denn in Down Under ist eine Fahrzeugabstimmung zwischen Rallye Mexiko und Rallye Finnland gefragt. Am ersten Tag, an dem vermehrt enge, technische Passagen durch den Wald anstehen, ist es eher wie in Mexiko. Der zweite Tag mit seinen breiten, schnellen und weit gezogenen Passagen ist eher wie in Finnland. Wir brauchen also zwei verschiedene Set-ups: eins weicher, eins härter. Da hilft, dass der Shakedown diesmal auf einer der WPs, nur in umgekehrter Fahrtrichtung, ausgetragen wird. Das gibt uns ein gutes Gefühl für die tatsächliche Strecke. Leider haben wir zuletzt in Deutschland verpasst, in der Meisterschaft die Lücke zu meinem Teamkollegen Sébastien Ogier zu schließen. Wir fangen also beim selben Stand an. Ich hoffe, dass ich mit um den Sieg kämpfen kann. Aber wir müssen auch die Konkurrenz außerhalb unseres Teams fest im Auge behalten. Ich denke, dass Citroën und Hyundai ebenfalls gute Chancen auf den Sieg haben.»
Andreas Mikkelsen, Volkswagen Polo R WRC #9
«Zurück auf Schotter, das mag ich. Die Rallye Australien gehört zu den Läufen in diesem Jahr, die ich bereits einmal mit dem Polo R WRC absolviert habe. Obendrein habe ich gute Erinnerungen an die Rallye. Damals habe ich jede Wertungsprüfung genossen. Viele davon werden wir in diesem Jahr erneut angehen. Es sind viele blinde Einlenkpunkte im Wald dabei, was alles andere als einfach ist. Man kann ganz leicht einen Fehler machen und sich die Rallye ruinieren. Besonderes Augenmerk müssen wir auf ‚Nambucca‘ legen, denn sie ist nicht nur die längste, sondern womöglich auch die schwierigste WP der Rallye Australien. Auf knapp 50 Kilometern hat sie all das, was einem Rallye-Fahrer das Leben schwermachen kann. Neben den vielen blinden Ecken auch den Wechsel auf Asphalt. Aber wir können in diesem Jahr auf die Onboard-Aufzeichnungen von 2013 zählen, und die werde ich genau studieren. Generell empfinde ich aber wenig Druck, denn in der Fahrer-Wertung haben wir gute Voraussetzungen. Und wann immer ich mit wenig Druck an den Start gegangen bin, kam ein ordentliches Ergebnis dabei heraus. Ich würde gern wieder auf das Podium fahren. Natürlich wäre es schön, eines Tages auch einmal eine Rallye zu gewinnen, aber das hat keine Eile. Die Rallye Australien ist aber sicher eine der Rallyes, bei denen ich die besten Chancen dazu habe.»