Thema des Tages: Die zwei Seiten des Robert Kubica
Wer dem amtierenden Weltmeister mehr als zwei Sekunden pro Kilometer abnimmt, kann kein so schlechter Autofahrer sein. Robert Kubica gelang dieses Kunststück auf der Königsprüfung der diesjährigen Rallye Monte Carlo, der schlappen 51,70 Kilometer langen «Lardier et Valenca – Faye». Der ehemalige Formel-1-Pilot war exakt 1.49,5 Minuten schneller als Sébastien Ogier. Der VW-Pilot fuhr zwar nicht mehr mit letztem Einsatz, dieser Rückstand verschlug ihm aber trotzdem die Sprache. «Ist mir ein Rätsel, wie Robert das gemacht hat», fragte sich der Franzose.
Zumal Kubica mit dem selben Reifentyp unterwegs war wie Ogier – vier superweichen Slicks. Allerdings von unterschiedlichen Herstellern: Kubica fährt Pirelli, Ogier mit Michelin.
Es war nicht die einzige Bestzeit für Kubica im Verlauf der beiden ersten Etappen. «Mir ist schon klar, dass dies vielleicht die einzige Rallye in diesem Jahr ist, bei der ich Bestzeiten fahren kann», sagte der Pole am Samstagabend. 2015 fährt Kubica im französischen A-Style-Team, im Vergleich zur werksunterstützten M-Sport-Mannschaft eine Amateur-Truppe.
«Noch an Weihnachten hatte ich mit der Rallye-WM abgeschlossen. Mir war bewusst, dass ich 2014 einfach zu viele Unfälle gebaut hatte», verriet Kubica. «Dann haben meine Sponsoren doch zugesagt, und wir haben innerhalb kürzester Zeit ein neues Team aufgebaut. Mein Auto ist zwischen Weihnachten und Neujahr komplett auseinander genommen und revidiert worden.»
Aber noch immer sind WP-Bestzeiten nur die eine Seite des Robert Kubica. Auch bei der ersten Rallye des Jahres 2015 machte der ehemalige WRC2-Weltmeister da weiter wo er Ende der letzten Saison aufgehört hatte – mit spektakulären Abflügen.
Schon in WP 1 war er einmal kurz neben der Strecke. Für seine Verhältnisse harmlos. Dabei wurde «nur» die Elektrik seines Ford Fiesta WRC beschädigt. Der Motor wollte anschließend nur noch mit Unterbrechungen laufen, und Kubica musste am Freitag neu starten.
In WP 8 flog er mit hoher Geschwindigkeit ab, schlitterte rückwärts über eine Wiese, durch einen Graben und kam kurz vor geparkten Zuschauern zum Stehen. Dass weder ein Hindernis noch Zuschauer im Weg standen, war pures Glück. «Diese Kurve war deutlich glatter als ich erwartet hatte», meinte Kubica nur lapidar, dessen Auto bei diesem Stunt nur leicht beschädigt wurde.
Wer einen Horror-Crash in der Formel 1 (Großer Preis von Kanada 2007) nahezu unverletzt überstanden und bei einem Rallye-Unfall (Ronde di Andora 2011) beinahe die rechte Hand verloren hat, ist offensichtlich nicht so leicht aus der Ruhe zu bringen