Eine Reglementänderung sollte die Überlegenheit des Weltmeisters beenden. Bis jetzt hält sich der Effekt in Grenzen, auch wenn der VW-Werkspilot das anders sieht. In Portugal ist Saisonsieg Nummer vier drin.
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Es hat was von Gebetsmühle. Mit Ausnahme der Rallye Monte Carlo beschwert sich Sébastien Ogier vor jeder Rallye der laufenden Saison voller Dramatik, er werde fürchterlich unter seiner Startposition leiden. "Als Erster auf der Strecke kann ich hier nicht gewinnen. Ich muss sehr hohe Risiken eingehen, um das Tempo der anderen auch nur annähernd mitgehen zu können", prophezeite der Weltmeister auch vor dem Start der Rallye Portugal.
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Als Ende der letzten Saison die Regeländerung verkündet wurde, dass der jeweilige Tabellenführer ab 2015 während zwei Etappen den Straßenfeger für die Konkurrenz spielen muss, hatte sich Ogier sogar kurz mit Rücktrittsgedanken getragen und bei der FIA beschwert. Inzwischen sind vier Rallyes gelaufen, und der Titelverteidiger liegt nach drei Siegen einsam an der Tabellenspitze. Die einzige Nullrunde, in Argentinien, war auch nicht dem neuen Reglement geschuldet, sondern einer defekten Einspritzpumpe. Natürlich hat der Volkswagen-Werkspilot seine überlegene Tabellenführung auch Patzern der Konkurrenz zu verdanken. Allen voran Jari-Matti Latvala. Im identischen Auto konnte der Finne aus dem vermeintlichen Handicap des Teamkollegen bisher kein Kapital schlagen. Natürlich hatte Ogier bei der Rallye Schweden Glück, wo fehlender Neuschnee den Nachteil für Startposition eins in Grenzen hielt.
Aber den größten Verdienst an den – zumindest für ihn selbst – überraschend guten Resultaten, hat Sébastien Ogier ganz alleine. Der Weltmeister fährt einfach in einer eigenen Liga. Auch als Straßenfeger.
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Abgesehen davon wurde der Effekt der Reglementsänderung offensichtlich überschätzt. Bei den bisherigen Schotter-Rallyes hatte Ogier nur am Vormittag der ersten Etappe wirklich einen Nachteil. Also während gerade einmal einem Fünftel der Gesamtstrecke. Schon am Freitagnachmittag egalisiert sich die Lage regelmäßig, weil die Wertungsprüfungen bei der jeweils zweiten Runde für alle in weitgehend gleich schlechtem Zustand sind. Und am Vormittag der zweiten Etappe kehren ohnehin die Fahrer für Ogier die Straße, die aufgrund Rally2 vor ihm starten müssen.
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Beispiel Rallye Portugal. Zur Halbzeit am Freitag betrug sein Rückstand auf den Führenden, Jari-Matti Latvala, ?verschärft durch einen Reifenschaden 25,7 Sekunden. "Ich hatte eigentlich damit gerechnet, mehr Zeit zu verlieren", lautete seine Analyse beim Mittagsservice. Auch die hatte man in diesem Stadium schon öfter vom Champion gehört. Bei inzwischen aufgerissenen WPs hatte die Startposition anschließend kaum noch Auswirkungen.Am Ende der ersten Etappe war der Abstand prompt mit dann 25,9 Sekunden nahezu gleich geblieben.
Am Samstag hatte Ogier tatsächlich Pech. Weil von ursprünglich drei Rally2-Opfern zwei schon in der ersten WP des Tages ausfielen, hatte der Weltmeister fortan nur noch Khalid Al-Qassimi (Citroën) vor sich. "Bei allem Respekt vor Khalid, seine Linie hilft mir wenig", schränkte Ogier zusätzlich ein. Trotzdem dampfte er den Rückstand zu Latvala schon am Vormittag auf 19,1 Sekunden ein. Am Samstagabend betrug die Differenz zwischen dem Finnen und dem mit drei Bestzeiten in Folge auf Rang zwei gestürmten Franzosen nur noch 9,5 Sekunden. "Ich glaube, Jari-Matti schläft heute Nacht schlechter als ich", griff Ogier in die Psychotrickkiste.
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Am Sonntag stehen noch knapp 55 WP-Kilometer auf dem Programm. Ogier startet dann direkt vor dem als Nervenbündel bekannten Latvala und hinter einem Dutzend Konkurrenten. Die Chance auf einen weiteren Sieg des Weltmeisters ist ziemlich hoch. Wenn auch nicht ganz so hoch wie die Wahrscheinlichkeit, dass er sich vor der Rallye Italien wieder über den Nachteil seiner Startposition beklagen wird.
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