Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Thema des Tages: Wer ist Hayden Paddon?

Von Christian Schön
Nach der ersten Etappe der Rallye Italien führt überraschend der Hyundai-Pilot aus Neuseeland. Der 28-Jährige hatte diesen Erfolg nicht nur seiner vorteilhaften Startposition zu verdanken.

Bei der Pressekonferenz vor dem Start machte Hayden Paddon noch Scherze. «Bei der Rallye Australien», antwortete der Hyundai-Pilot aus Neuseeland auf die Frage, wann seine ansteigende Formkurve ihn das erste Mal aufs Podium bringen könnte. «Bis dahin muss ich mir die guten Ergebnisse verkneifen. Sonst kriege ich für Australien eine perfekte Startposition.»

Einen Tag später führten der 28-Jährige und Beifahrer John Kennard (56) die Rallye Italien an. Was nicht nur für Paddon eine Premiere war, sondern auch die erste Führung eines «Kiwi» überhaupt bei einem WM-Lauf außerhalb Neuseelands. «Eigentlich fahre ich nicht anders als sonst auch», wunderte sich Paddon im Etappenziel, das er nach drei Bestzeiten mit 8,8 Sekunden Vorsprung vor Weltmeister Sébastien Ogier (Volkswagen) erreichte. «Wir hatten Glück. Auf der letzten Prüfung ist hinten rechts etwas gebrochen», erklärte Paddon den Verlust von über elf Sekunden kurz vor dem Etappenziel.

Auf jeden Fall machten Paddon/Kennard am Freitag das Beste aus ihrer hohen Startposition. Sie waren am Morgen hinter zehn Konkurrenten losgefahren, die für sie die Straße von losem Schotter säuberten. Nach den Ausfällen von Kris Meeke (Citroën), Andreas Mikkelsen (VW) und Robert Kubica (Ford) hatte sich die Zahl der Straßenfeger leicht reduziert. Trotzdem setzte Paddon weiterhin Spitzenzeiten. Er vertraute auf ausschließlich harte Reifen und war auch am Nachmittag gelegentlich schneller als Weltmeister Ogier, als auf den zum zweiten Mal gefahrenen Wertungsprüfungen der Säuberungseffekt kam noch eine Rolle spielte.

Nach den negativen Schlagzeilen von der Rallye Argentinien, als Paddon bei einem Ausrutscher sechs Zuschauer verletzte, sorgt er nun mit einer Glanzleistung für Aufsehen. Der aus dem kleinen Ort Geraldine auf der Südinsel stammende Paddon ist der erste Neuseeländer, der regelmäßig in der Rallye-WM startet. Von Vater Chris, selbst Rallyefahrer, bekam er mit sechs Jahren das erste Gokart. Paddon junior trainierte bei Rallyecross-Veranstaltungen mit einem Mini und fuhr mit 15 die erste Rallye im Auto des Vaters.

Damit war die familiäre Unterstützung aber auch schon ausgeschöpft. Das zusätzlich nötige Budget holte er sich der Teenager von lokalen Geschäftsleuten. «Mein erstes richtiges Rallyeauto brannte ab. An diesem Punkt wäre meine Karriere beendet gewesen, wenn mich nicht Freunde und Bekannte finanziell unterstützt hätten», erinnert sich Paddon.

Als nächstes kam Beifahrer John Kennard ins Team, der zuvor unter anderem als Teammanager bei Subaru Nordamerika Erfahrungen gesammelt hatte. «Hayden entschied sich mit dem Vorsatz für eine Profilaufbahn, irgendwann Weltmeister zu werden», blickt Kennard zurück.

Nach einigen Erfolgen in der Heimat – inklusive Junior-Titel und mit 21 Jahren jüngster Neuseeland-Meister aller Zeiten – schaffte Paddon 2010 dank des Förderprogramms «Pirelli Star Driver» den Sprung in die ?Weltmeisterschaft. 2011 holte er im Gruppe-N-Subaru den Titel in der Produktionswagen-WM. Zwei Jahre mit spontanen Starts in der WRC2-Kategorie (Skoda Fabia Super 2000) und ein achter Rang beim ersten ?WM-Auftritt in einem World Rally Car (Ford, Rallye Spanien 2013) erzeugten genügend Aufmerksamkeit, um ?ausreichend private Sponsoren für den Einkauf ins Kundenteam von Hyundai zusammen zu kriegen. Für sechs Rallyes reichte es 2014, in der laufenden Saison ließ Paddon bisher nur die Rallye Monte Carlo aus.

Bei der Rallye Italien verfügt sein offiziell in der zweiten Mannschaft von Hyundai genannte i20 WRC zum ersten Mal über Schaltwippen am Lenkrad. «Das macht vor allem in den vielen Kehren einen Riesenunterschied», sagte er nach den ersten Prüfungen. Am Samstag, mit knapp 200 Kilometer Wertungsprüfung wahrscheinlich die längste Etappe des Jahres, hat Paddon immer noch einen leichten Vorteil bei der Startposition. Eine Chance, die er sich nicht entgehen lassen will. «Vielleicht muss ich mir das mit dem Topergebnis noch mal überlegen.»

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