Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Thema des Tages: Im Blindflug durch die Nacht

Von Christian Schön
Sieht am Tag klasse aus, wird bei Dunkelheit gefährlich – die starke Staubentwicklung bei der Rallye Australien

Sieht am Tag klasse aus, wird bei Dunkelheit gefährlich – die starke Staubentwicklung bei der Rallye Australien

Schotterprüfungen bei Dunkelheit bergen hohe Risiken. Entsprechend stark war die Kritik an der letzten WP der zweiten Etappe.

Richtige Nachtprüfungen sind in der Weltmeisterschaft heutzutage eine Seltenheit. Meist werden Sicherheitsbedenken genannt. Beispielsweise gibt es kaum Rettungshubschrauber, die bei Dunkelheit fliegen können. Nur bei den WM-Läufen in Monte Carlo, Schweden und Großbritannien wird – bedingt durch die jeweilige Jahreszeit mit kurzen Tagen – regelmäßig auch noch nach Sonnenuntergang um Sekunden gekämpft.

Die Organisatoren der Rallye Australien zogen im Bestreben, ihrer Veranstaltung einen eigenen Charakter zu verpassen, auch diesen Joker aus dem Ärmel. Was sie offensichtlich nicht bedacht hatten: «Down under» wird im Gegensatz zu Monte Carlo (Asphalt, Eis, Schnee), Schweden (Schnee, Eis) und Großbritannien (feuchter bis nasser Schotter) auf knochentrockenem Untergrund gefahren.

Entsprechend groß war die Staubentwicklung. Besonders im Wald und der abendlichen Windstille blieb der Staub minutenlang in der Luft hängen. Was bei Tageslicht schon für die eine oder andere Beschwerde seitens der Fahrer sorgte. «Manchmal konnte ich nicht einmal das Ende meiner Motorhaube sehen», klagte beispielsweise Citroën-Werkspilot Kris Meeke. «Das ist kein Spaß, wenn du im sechsten Gang mit Tempo 170 zwischen Bäumen fährst.»

Meeke war auch der Erste, der vehement eine Absage der für Freitagabend geplanten Nachtprüfung «Valla 2» forderte. Worauf der Veranstalter nicht einging. Lediglich die Startabstände zwischen den Werkspiloten wurden auf fünf Minuten verlängert.

Trotzdem verschlimmerten sich die Bedingungen mit jedem Auto. «Das ist, als wenn man gegen eine Wand fährt», beschwerte sich Andreas Mikkelsen (Volkswagen), der als Vierter gestartet war. «Das ist brandgefährlich, aber auf uns Fahrer hört ja niemand», stieß Thierry Neuville (Hyundai) ins selbe Horn.

Was Meeke, zu diesem Zeitpunkt in Führung liegend, nicht offen aussprach: Er befürchtete, dass der in Australien besonders große Nachteil von Tabellenführer Sébastien Ogier, als Erster auf die Strecke zu müssen, ausnahmsweise mal in einen Vorteil umschlug. Der VW-Werkspilot hatte nur den unter Rally2-Regeln neu gestarteten Stéphane Lefebvre (Citroën) vor sich und so nämlich ziemlich als Einziger relativ freie Sicht.

Tatsächlich waren Ogier und der direkt hinter ihm startende Teamkollege Jari-Matti Latvala die einzigen Topfahrer, die «Valla 2» geringfügig schneller absolvierten als zuvor bei Tageslicht. Der von Position sieben gestartete Meeke verlor auf den knapp acht Kilometern 2,7 Sekunden gegenüber  Ogiers Bestzeit – damit war der Nordire die Führung los.

Was ihn dazu brachte, im Ziel der Prüfung wie von der Tarantel gestochen aus dem Cockpit zu springen und den zufällig anwesenden Jarmo Mahonen, FIA-Rallyepräsident, und Michèle Mouton, WRC-Managerin, beinahe an die Gurgel zu gehen. Öffentliche Kommentare verkniff sich Meeke wohlweislich.

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