Australien: Schlagabtausch an der Spitze
Auf Titelkurs: Australien-Leader Sébastien Ogier
Die FIA Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) steht vor einem packenden Finaltag bei der Rallye Australien. Vier Fahrer/Beifahrer-Duos haben auf den abschließenden fünf Sonderprüfungen mit 68,76 Kilometern gegen die Uhr am Sonntag realistische Chancen auf den Sieg – darunter alle drei Volkswagen Paarungen. Nach 242,60 von 311,36 WP-Kilometern trennen die neuen Führenden, Sébastien Ogier/Julien Ingrassia (F/F) im Polo R WRC, nur drei Zehntelsekunden von Kris Meeke/Paul Nagle (GB/IRL, Citroën) und nur weitere 2,3 Sekunden von ihren Volkswagen Teamkollegen Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila (FIN/FIN). Andreas Mikkelsen/Ola Floene (N/N) liegt im dritten World Rally Car aus Wolfsburg auf der vierten Position – nur 9,1 Sekunden hinter der Spitze.
Bereits die ersten beiden Tage der Rallye Australien, dem zehnten Saisonlauf zur Rallye-WM, entwickelten sich zum Krimi. Auf den teils schnellen, weitläufigen Schotterpisten über offenes Gelände sowie engen, winkligen Passagen durch Eukalyptuswälder, wechselten auf den ersten zwölf Sonderprüfungen allein auf den Podiumsrängen 14 Mal die Positionen. Die knappe Führung von Sébastien Ogier von nur drei Zehntelsekunden – auf der abschließenden Nachtprüfung des Samstags erobert – bedeutet einen Vorsprung von gerade einmal 8,61 Metern, also zwei Fahrzeuglängen. Das entspricht 0,004 Prozent der bisher zurückgelegten Gesamtdistanz.
Stimmen nach der 2. Etappe:
Sébastien Ogier, Volkswagen Polo R WRC #1
«Nach zwei Tagen an der Spitze zu sein, hätte ich bei diesen schwierigen Bedingungen nicht erwartet. Aus dem Grund bin ich mit der Ausgangsposition für den letzten Tag natürlich super glücklich. Dass Stéphane Lefebvre als erstes Auto vor mir gestartet ist, hat in jedem Fall geholfen. Vor allem im zweiten Durchgang konnte ich seiner Linie folgen. Dazu kam eine gute Reifenwahl am Morgen mit einem Mix aus weichen und harten Reifen. Für unser Team sieht es in Sachen Hersteller-Titel sehr gut aus. Aber natürlich wollen Julien und ich uns jetzt auch den Fahrer- und Beifahrer-Titel sichern. Wir können es schaffen, wenn wir vor Jari-Matti ins Ziel kommen – und das ist nur sicher, wenn wir gewinnen. Das ist das Ziel für den Finaltag. Es wird spannend, so viel steht fest.»
Jari-Matti Latvala, Volkswagen Polo R WRC #2
«Die Abstände zwischen den ersten vier Fahrern sind auch nach zwei Tagen minimal und somit wird alles am Sonntag entschieden. Wir haben uns auf jeden Fall eine gute Ausgangsposition erarbeitet, um morgen um den Sieg bei der Rallye Australien zu kämpfen. Nachdem wir gestern sogar geführt hatten, war heute nicht 100-prozentig unser Tag. Auf den langen ‚Nambucca‘-Wertungsprüfungen habe ich meinen Rhythmus nicht gefunden. Da hatte ich mir mehr erhofft. Alles in allem können wir aber zufrieden sein, morgen steht ein wahrer Thriller an. Und ich bin nicht hier, um Zweiter zu werden.»
Andreas Mikkelsen, Volkswagen Polo R WRC #9
«Insgesamt habe ich mich heute wieder an die Spitze herangearbeitet und habe Zeit gutgemacht. Vor allem am Morgen hatte ich ein gutes Tempo. Doch in der Nachtprüfung habe ich einiges davon wieder eingebüßt. Meine Scheinwerfer waren etwas zu tief eingestellt und zusammen mit dem in den Wäldern hängenden Staub war es sehr schwer, die Bremspunkte auszumachen. Unter diesen Bedingungen ist es dann nicht leicht, Boden gut zu machen. Aber: Wir sind noch mit im Geschäft und werden definitiv nicht aufgeben. Morgen liegt noch ein großer Rallye-Tag vor uns. Den wollen wir nutzen. Alles ist noch möglich.»
Jost Capito, Volkswagen Motorsport-Direktor
«Eines kann man unseren Fahrern definitiv nicht vorwerfen: zu wenig Einsatz zu zeigen. Vom allerersten bis zum letzten Meter am heutigen Tag haben sie einfach alles gegeben, um den Nachteil, die Route zu eröffnen, wieder wettzumachen. Das ist ganz großer Sport. Sie haben sich mit Mut und Leidenschaft in eine gute Ausgangsposition gebracht, auch am abschließenden Rallye-Sonntag mit um den Sieg zu kämpfen. Es wird bis zur letzten Sekunde spannend bleiben. Unser Ziel ist, alle drei Titel hier frühzeitig zu gewinnen – und das ist nach Stand der Dinge morgen möglich. Doch auch am Sonntag gilt: Alle im Team müssen noch einmal einen Null-Fehler-Job abliefern, damit wir am Ende etwas zu feiern haben.»
Und da war dann noch ...
... ein Red-Bull-Cap. Die rutschte im Polo R WRC von Andreas Mikkelsen während des zweiten Durchgangs der Monster-Prüfung „Nambucca“ unter die Pedale und musste vom Norweger bei vollem Rallye-Tempo mit dem Fuß wegbefördert werden. Doch das war nur Teil zwei der Geschichte. Teil eins: Auf der Vormittagsschleife hatte Mikkelsen die besagte Kappe gar nicht erst mit an Bord. Die hatte sich beim Frühstück aus Versehen Teamkollege Jari-Matti Latvala gegriffen – und repräsentierte damit für ein paar Stunden unbeabsichtigt die persönlichen Sponsoren von Mikkelsen.
Und da war dann außerdem noch ...
... ein kleiner Reminder. Denn auf dem Motorrad, mit dem Jost Capito an die Wertungsprüfungen fährt, hatte der Volkswagen Motorsport-Direktor einen Hinweis befestigt. Einen großes L mit einem Pfeil nach links erinnert ihn stets daran, auf welcher Seite der Straße er in Down Under zu fahren hat.