Volkswagen feiert auf Korsika zehnten Saisonsieg
Kurz, knackig, erfolgreich: Jari-Matti Latvala/Miikka Anttila (FIN/FIN) haben zum zweiten Mal in Folge die Rallye Frankreich gewonnen. Nach ihrem historischen Sieg im vergangenen Jahr im Elsass waren die derzeitigen Zweiten der FIA Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) nun auch auf Korsika erfolgreich. Für das finnische Duo war es nach dem Erfolg im Vorjahr der zweite Karriere-Erfolg auf Asphalt, der insgesamt 15. und zudem der achte im Polo R WRC. Die Erfolgsgeschichte für Volkswagen vervollständigten Andreas Mikkelsen/Ola Floene (N/N), die als Dritte das 22. Podiumsresultat für Volkswagen in dieser Saison beisteuerten – beim erst elften Saisonlauf der Rallye-WM. Ihre Teamkollegen Sébastien Ogier/Julien Ingrassia (F/F) beendeten ihr schwieriges Heimspiel mit einem Happy-End: Sie gewannen zum neunten Mal in dieser Saison die Powerstage – und zum 25. Mal in ihrer Karriere – und holten drei Zusatzpunkte.
Zweiter Sieg in Frankreich, erster auf Korsika: Latvala/Anttila erneut auf Asphalt erfolgreich
Finnisch-französische Freundschaft: Latvalas und Anttilas zweiter Karriere-Erfolg auf Asphalt bildete erneut eine Besonderheit. Beim schnellsten Asphalt-Lauf aller Zeiten – 2014 im Elsass – beendete das Volkswagen Duo eine knapp 15 Jahre andauernde Durststrecke der stolzen Rallye-Nation Finnland, während der keinem ihrer Landsleute ein Sieg auf diesem Untergrund gelungen war. Nun wiederholten sie nicht nur diesen Triumph, sondern bewiesen auch – 2015 auf Korsika – ihr Tempo bei den vermutlich schwierigsten Bedingungen der vergangenen Jahre und auf einer vom Charakter her extrem unterschiedlichen Rallye Frankreich. Damit verkürzten sie im ewigen Duell Finnlands gegen Frankreich auf 175 zu 176 Siege. Nach Markku Alén/Ilkka Kivimäki (1983 und 1984) sind Latvala/Anttila das erst zweite finnische Duo überhaupt, dem ein WM-Sieg auf der Mittelmeer-Insel gelang.
Podiumsplätze im Dutzend: Mikkelsen/Floene Dritte – zwölfter Podestplatz mit Volkswagen
Ein Dutzend Mal auf dem Podium: Andreas Mikkelsen und Ola Fløene schrieben in Frankreich mit ihrem siebten Podestplatz des Jahres ihre extrem starke Saisongeschichte fort und hielten sich damit im Rennen um den inoffiziellen Titel der «Vizeweltmeister», das sie mit ihren Volkswagen Teamkollegen Latvala/Anttila ausmachen. Sieben Podiumsplätze in den vergangenen elf Saison-Rallyes – nur die neuen und alten Weltmeister* Ogier/Ingrassia ließen bei Siegerehrungen häufiger die Korken knallen, nämlich bei neun Podiumsplatzierungen. Zwei Rallyes vor Saisonende beträgt der Abstand der WM-Dritten Mikkelsen/Fløene auf Latvala/Anttila 34 Punkte. Maximal 28 sind pro Saisonlauf zu holen. Gleichzeitig bauten sie ihren Vorsprung in der Fahrer- und Beifahrerwertung auf die Viertplatzierten Mads Østberg/Jonas Andersson (N/S, Citroën) weiter auf insgesamt 28 aus.
Mr. Powerstage – Pech für Ogier/Ingrassia, Happy-End auf abschließender Wertungsprüfung
Nach ihrem «schwarzen Freitag» ausgerechnet beim Heimspiel haben sich Sébastien Ogier/Julien Ingrassia auf Korsika selbst mit dem Gewinn der Powerstage versöhnt. Diese Sorte Happy-End ist eine wahre Volkswagen-Domäne, vor allem aber eine Ogier/Ingrassia-Spezialität. Zum 25. Mal in ihrer Karriere holten sie die drei Extra-Zähler für diese besondere, abschließende Wertungsprüfung, auf der seit 2011 die drei Zeitschnellsten mit Bonuspunkten für Fahrer- und Beifahrerwertung belohnt werden. 22 Mal davon saßen Ogier/Ingrassia im Polo R WRC. Am Freitag mussten Ogier/Ingrassia zunächst mit einem schleichenden Plattfuß einen Rückschlag von etwa 1.40 Minuten hin- und anschließend nach einem nötigen Getriebewechsel eine Zeitstrafe von zehn Minuten für einen Neustart unter Rallye-2-Reglement in Kauf nehmen. Obwohl ihr Kampf um die Punkteränge damit aussichtslos geworden war, sicherten sie sich die Prüfungssiege auf der längsten (WP6, „Muracciole–Col de Sorba“, 48,46 km) sowie auf der schnellsten (WP7, «Sotta–Chialza», Durchschnittstempo 103,68 km/h) Sonderprüfung der Rallye. Auch ihre Volkswagen Teamkollegen sicherten sich Bonuspunkte: Jari-Matti Latvala und Miikka Anttila beendeten die Powerstage auf Platz drei.
Wetterkapriolen, Reifenpoker – extrem anspruchsvolle «Tour de Corse»
Zwei von nur neun Wertungsprüfungen wegen Erdrutschen abgesagt, bis zu 361 Liter Niederschlag auf Korsika während der Rallye Frankreich – die Teams und Fahrer hatten an den drei Rallye-Tagen stets mit Wetterkapriolen zu kämpfen. Am Freitag war ein Wirbelsturm nebst starkem Regen das Tagesthema, am Samstag machten mit Matsch überzogene Asphalt-Wertungsprüfungen den Fahrern und Beifahrern das Leben schwer. Am Sonntag bildete angesichts teils feuchter, teils trockener und Stück für Stück abtrocknender Strecken die Reifenwahl die größte Herausforderung. Die Volkswagen Piloten vertrauten am Sonntag auf überwiegend weiche Michelin Wettbewerbsreifen, während die Konkurrenz mehr harte Mischungen montierte. Mit Erfolg: Latvala/Anttila bauten am Finaltag – mit 94,91 WP-Kilometern der längste der Rallye – ihren Vorsprung um über 40 auf 43,1 Sekunden aus, Mikkelsen/Fløene verkürzten den Rückstand auf die Zweitplatzierten Elfyn Evans/Daniel Barritt (GB/GB, M-Sport-Ford) um knapp 30 auf gerade einmal 3,2 Sekunden.
* Vorbehaltlich der Bestätigung durch die FIA.
Stimmen, 03. Tag Rallye Frankreich
Sébastien Ogier, Volkswagen Polo R WRC #1
«Zum Abschluss der Rallye hatten Julien und ich hier auf Korsika noch mal einen großartigen Tag im Polo. Die Bedingungen und die Streckenprofile waren heute sehr schön und spektakulär. Bei der Reifenwahl sind wir mit den vier weichen Reifen auf der zweiten Prüfung des Tages eine vielleicht zu riskante Strategie gefahren, insgesamt bin ich aber sehr zufrieden mit dem Abschluss der Rallye. Dazu der Sieg in der Powerstage – ein versöhnliches Ende für uns bei dieser Rallye Frankreich. Nächstes Jahr werde ich alles dafür tun, dass die Tricolore nach den zwei finnischen Siegen wieder ganz oben weht. Diesmal: Glückwunsch an Jari-Matti und Miikka.»
Jari-Matti Latvala, Volkswagen Polo R WRC #2
«Mir fällt es schwer, das alles in Worte zu fassen. Es ist ein großartiges Gefühl, hier auf Korsika zu gewinnen. Es waren wieder keine leichten Bedingungen heute, weil sich immer wieder trockene und feuchte Passagen abwechselten. Und mein Vorsprung auf Elfyn Evans war nicht gerade das, was man als komfortabel bezeichnet. Ich wollte trotzdem nicht zu viel riskieren und mit einer kontrollierten, coolen Fahrweise den Vorsprung ausbauen und ins Ziel bringen. Das ist mir ganz gut gelungen. Meinen Sieg widme ich meinem Idol Henri Toivonen. Auch deshalb ist es ein ganz besonderer Tag für mich.»
Andreas Mikkelsen, Volkswagen Polo R WRC #9
«Unterm Strich sind wir sehr zufrieden mit dem Verlauf der Rallye Frankreich. Platz drei ist ein gutes Ergebnis, obwohl wir am Ende noch einmal alles daran gesetzt haben, Elfyn Evans noch vom zweiten Rang zu verdrängen. Wir haben zwar stark aufgeholt, gereicht hat es aber nicht. Glückwunsch an Jari-Matti Latvala und Elfyn – sie haben jeweils eine starke Rallye gezeigt. Meine bin ich zu Beginn vielleicht etwas zu defensiv angegangen, aber ich tue mich immer noch schwer damit, beim Wechsel von Schotter auf Asphalt gleich den Schalter umzulegen. Daran kann ich und daran werde ich arbeiten. Aber der Samstag und Sonntag verliefen so, wie ich mir das vorgestellt hatte. Wir sind ein vernünftiges, aber immer noch schnelles Tempo gefahren. Mit meiner und Olas Leistung können wir also zufrieden sein. Klar bleibt Rang zwei in der WM nach wie vor das Ziel – aber da müssen wir im Vergleich zu unserem Teamkollegen Jari-Matti Latvala bei dem großen Abstand zaubern. Wir werden es auf jeden Fall versuchen.»
Jost Capito, Volkswagen Motorsport-Direktor
«Was für eine nervenaufreibende Rallye Frankreich. Wirbelstürme, die schwierigsten Bedingungen seit Jahren und drei herausragend fahrende Volkswagen Piloten. Wir sind stolz auf diesen Sieg. Jari-Matti Latvala und Miikka Anttila haben eine taktisch kluge Rallye abgeliefert, haben sich bei heftigen Wetterkapriolen zurückgehalten und dort attackiert, wo es nötig war. Sie haben verdient gewonnen, Hut ab. Das gleiche gilt für Andreas Mikkelsen und Ola Fløene. Dass nur die alten und neuen Weltmeister in der Saison mehr Podiumsplätze erreicht haben als sie, sagt schon alles. Apropos Weltmeister: Leider hatten Sébastien Ogier und Julien Ingrassia bei ihrem Heimspiel hier auf Korsika mehrfach Pech, haben aber mit dem Gewinn der Powerstage gezeigt, dass sie immer noch hungrig auf Erfolg sind und bis zum Zielstrich nicht zurückstecken.»
Und da war dann noch ...
... die kürzeste WM-Rallye aller Zeiten. Denn wegen Erdrutschen mussten die Veranstalter der Rallye Frankreich zwei Wertungsprüfungen absagen – die beiden Durchgänge der „Casamozza–Ponte Leccia“ am Freitag und Samstag von je 43,69 Kilometern Länge. Damit verkürzte sich die Rallye auf Korsika auf 245,35 Prüfungskilometer. Bisher bildeten die Rallye Argentinien 2007 mit 248,90 und die Rallye Jordanien 2011 mit 259,56 Kilometern auf Zeit die kürzesten Wettbewerbe der Rallye-WM-Geschichte.