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Kremer verpasst Italien-Siegerpodest nur knapp

Von Toni Hoffmann
Armin Kremer auf Sardinien

Armin Kremer auf Sardinien

Rodeo-Ritt: Die Schotterpisten auf Sardinen zeigten sich hart und wenig herzlich, Erfolgsspur: Nach vorsichtigem Start fuhr Kremer an die Spitzengruppe heran.

Hart und wenig herzlich präsentierte sich der sechste von insgesamt 14 Rallye-WM-Läufen auf Sardinien. Besonders für die Teams aus der WRC2-Kategorie galt es auf den extrem materialfordernden, weil schnell tiefen und zusätzlich mit reichlich Geröll und Felsen gespickten Sandpisten die richtige Mischung zwischen flotter Zeitenjagd und zurückhaltender Gangart zu finden. Die Taktik von Armin Kremer war schnell klar: Zu Beginn hielt sich der Routinier erst einmal zurück - womöglich etwas zu viel. Denn im Ziel der ersten Tagesetappe der staubigen Hitzeschlacht lagen Kremer und sein 21 Jahre junger Copilot Pirmin Winklhofer im von Werkspiloten und werksunterstützten Fahrern gespickten Feld auf Position acht.

Der Plan war klar: Am folgenden, mit 177 Kilometer längsten Rallyetag, wollte der mehrmalige Deutsche-, Europa- und Asien-Pazifik-Meister ein paar Kohlen nachlegen und sich weiter nach vorne arbeiten. Doch ausgerechnet die mit 44 Kilometer längsten Wertungsprüfung endete nach einem Unfall von Prada-Erbe Lorenzo Bertelli für das nachfolgenden WM-Feld im Chaos. Einige Teams, wie das deutsche Skoda-Duo passierten die mit SOS gekennzeichnete Unfallstelle in langsamer Fahrt, einer stoppte und wieder andere tobten durch die Prüfung. Mindestens ebenso konfus wie die Streckenposten waren danach auch die Zeitnehmer und die Rallyeleitung. Für Kremer ein Knackpunkt beim Sturm Richtung Podium. Denn erst am späten Samstagabend wurde eine korrigierte Zeitenliste ausgegeben - Kremer/Winklhofer fanden sich auf Rang 5 wieder. Dumm nur, dass am Finaltag nur noch vier Prüfungen mit insgesamt 43 Kilometer auf dem Programm standen. Zu wenig um nochmals anzugreifen.

Der Mecklenburger machte weiter Druck und profitierte dabei auch vom späten Unfall seines Markengefährten und Argentinien-Siegers Nicolas Fuchs. Auf Gesamtrang vier verpasste Armin Kremer im vom österreichischen BRR Einsatzteam rund um Rekordlandesmeister Raimund Baumschlager erneut bestens betreuten Skoda Fabia R5 nur knapp das Siegerpodium. Lohn der Mühe: zwölf WM-Zähler! Damit baut der Deutsche sein Konto nach drei von sieben Wertungsläufen auf 40 WM-Punkte aus und hält weiter Anschluss an die Spitze. Besser noch: Tabellenführer Elfyn Evans liegt gerade einmal 23 Zähler vor Kremer. Ergo könnte der 47-jährige Unternehmer aus Mecklenburg-Vorpommern mit einem weiteren Topresultat beim nächsten WM-Lauf in Polen schon wieder ganz vorne in der WM-Tabelle auftauchen. Kein Wunder kann Kremer seinen nächsten WM-Einsatz kaum erwarten. 

# Armin Kremer: «Die Rallye Sardinien war wahrlich kein Zuckerschlecken. Am Anfang fehlte mir das letzte Gefühl, wie stark ich angreifen kann, ohne gleich in Probleme zu fahren. Und wenn du dauernd am Überlegen bist, wirst du eben auch nicht schneller. Nach schwierigem Beginn kamen wir aber immer besser in Fahrt. Die Pisten waren extrem hart, man musste sehr aufpassen. So ein R5 ist eben kein Panzer. Ohne das ganze Chaos um die Wertungsprüfung 12 und die nachträgliche Zeitenvergabe dafür, wäre das angepeilte Podium womöglich drin gewesen. Auch wir sahen schließlich das SOS-Schild, haben sofort in den 'Road-Modus' geschalten und wollten anhalten, obwohl nirgendwo gelbe Flaggen zu sehen waren. Dann haben die Streckenposten vor Ort ihre Daumen gehoben und wir wieder beschleunigt. Wenig später sind wir auf den dahinfallenden Skoda-Werksfahrer Jan Kopecky aufgelaufen. Zur Klärung gaben wir unsere Onboard-Bilder und Daten an die Rallyeleitung, aber die scheint das weniger interessiert zu haben. Ändern können wir es eh nicht mehr. Also schaue nach vorne. Gut, dass die Pause für uns diesmal nicht so lange ist. Schon in drei Wochen geht es auf den schnellen Schotterpisten von Polen weiter. Im Vorjahr habe ich mich da richtig wohl gefühlt. Auch deshalb freue ich mich drauf.»

# Raimund Baumschlager: «Das war wirklich harte Arbeit. Und ehrlich gesagt, weniger für das Team, als viel mehr für Armin und Pirmin. Man muss auch sehen, wer hier alles gestrauchelt ist, oder es erst gar nicht auf die Zielrampe geschafft hat. Natürlich wollte Armin gerne aufs Podium - und fahrerisch hat er das auch drauf. Aber die Konkurrenz in der WRC2 ist extrem. Alle die hier um den Sieg gekämpft haben, waren in Portugal am Start, haben intensiv getestet, sind Werkspiloten oder Fahrer die ausschließlich Rallyes bestreiten. Armin dagegen leitet zu aller erst einmal ein Unternehmen. Ich ziehe wirklich den Hut vor dem was er in der Weltmeisterschaft zeigt. Für mich ist das Ergebnis besser als erwartet.»

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