Master of Faster: Ogier führt bei Rallye Deutschland
«Mr. Panzerplatte» Sébastien Ogier
Gutes Händchen im Reifen-Roulette – und am Ende die Gewinner des Tages: Sébastien Ogier/Julien Ingrassia (F/F) haben bei der Rallye Deutschland mit einer weltmeisterlichen Leistung die Führung übernommen. Trotz enorm schwierig einzuschätzender und häufig wechselnder Streckenverhältnisse eroberten sie die Führung von ihren Volkswagen Teamkollegen Andreas Mikkelsen/Anders Jæger (N/N). Sie bauten sie auf 33,4 Sekunden aus und liegen vor den abschließenden 59,26 Prüfungskilometern am Sonntag auf Siegkurs. Die Vergabe von Platz zwei beim neunten Saisonlauf zur FIA Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) ist hingegen weit offen. Die beste Ausgangslage haben sich Mikkelsen/Jæger erarbeitet, die 3,6 Sekunden Vorsprung auf Dani Sordo/Marc Martí (E/E, Hyundai) und 4,0 Sekunden auf Thierry Neuville/Nicolas Gilsoul (B/B, Hyundai) in den Rallye-Sonntag mitnehmen.
Auf der legendären Prüfung «Panzerplatte» auf dem Truppenübungsplatz in Baumholder, wo fünf der insgesamt neun Prüfungen des Tages ausgetragen wurden, stellten am Vormittag abwechselnd feuchter und trockener Untergrund, am Nachmittag eine abtrocknende Strecke die große Herausforderung bei der Reifenwahl dar. Viermal standen die Fahrer und Beifahrer vor der Frage, die weiche oder harte Mischung der Michelin-Wettbewerbsreifen auszuwählen. Dabei waren Ogier/Ingrassia und Mikkelsen/Jæger jeweils auf extrem unterschiedlichen Strategien unterwegs. Mikkelsen/Jæger lagen am Morgen mit ausschließlich weicher Mischung richtig, Ogier/Ingrassia am Nachmittag.
Stimmen, Tag 02 Rallye Deutschland
Sébastien Ogier, Volkswagen Polo R WRC #1
«Zunächst bin ich erleichtert, dass es Stéphane Lefebvre und Gabin Moreau nach dem schweren Unfall den Umständen entsprechend gut geht. Julien und ich wünschen beiden gute Besserung auf diesem Weg! Insgesamt war es ein langer und schwieriger Rallye-Tag, aber ich bin sehr zufrieden mit unserer Leistung. Die richtige Reifenwahl hat eine entscheidende Rolle gespielt. Besonders auf der langen Panzerplatten-Prüfung war es teilweise sehr rutschig, sodass die Entscheidung, auf weiche Reifen im zweiten Durchgang zu setzen, goldrichtig war. Der Vorsprung ist zwar beruhigend, aber noch liegen etwa 60 Prüfungskilometer in den Weinbergen vor uns. Und dass dort immer etwas passieren kann, wissen wir auch aus eigener Erfahrung.»
Jari-Matti Latvala, Volkswagen Polo R WRC #2
«Zu allererst wünschen wir Stéphane Lefebvre und Gabin Moreau gute Besserung und hoffen, dass sie bald wieder fit sind. Heute ging es vor allem um das Wetter und die richtige Reifenwahl. Schon am Vormittag war es stellenweise sehr nass und teilweise gab es immer mal wieder Regen. Nachdem ich gestern nur sieben Kilometer fahren konnte, brauchte ich erst etwas, um meinen Rhythmus zu finden. Immerhin konnten wir eine Bestzeit fahren, auch wenn wir in der Gesamtwertung weit zurückliegen. Und morgen werde ich versuchen, in der Powerstage den einen oder anderen Zähler mitzunehmen.»
Andreas Mikkelsen, Volkswagen Polo R WRC #9
«Heute ging es um die richtige Reifenwahl, kontrollierte Attacke und darum, so wenig Fehler wie möglich zu machen. Der Tag begann fast perfekt für uns – mit der richtigen Reifenwahl konnte ich Zeit gegenüber Seb gutmachen, hatte aber anschließend auch einen Fehler, der viel Zeit gekostet hat. Am Nachmittag haben wir noch einmal mit einer aggressiven Reifenstrategie versucht, Boden gutzumachen – doch unsere Wahl war einfach nicht die richtige. Alles in allem geht es für uns nun darum, Platz zwei zu erkämpfen – da wird es gegen Thierry Neuville und Dani Sordo morgen noch einmal richtig spannend. Ich hätte mir aber gewünscht, um den Sieg zu kämpfen. Aber trotz der kleinen Enttäuschung für uns persönlich gibt es heute auch eine gute Nachricht: Stéphane Lefebvre und Gabin Moreau geht es nach ihrem heftigen Unfall den Umständen entsprechend gut. Anders und ich wünschen ihnen eine gute und schnelle Besserung.»
Jost Capito, Volkswagen Motorsport-Direktor
«Ein extrem kniffliger Tag bei der Rallye Deutschland, alle drei Volkswagen Duos haben ihn aber gut gelöst. Die Reifenwahl war alles andere als einfach, denn wechselnde Streckenbedingungen haben keinen wirklich eindeutigen Hinweis auf die beste Wahl gegeben. Mal hatte Andreas Mikkelsen, mal Sébastien Ogier das glücklichere Händchen. Seb ist zudem auf der Panzerplatte extrem stark gefahren – seine deutliche Führung ist verdient. Auch Andreas hat eine starke fahrerische Leistung abgerufen und morgen noch ein packendes Finale vor sich. Wenn ihm wieder eine so gute Vorstellung wie heute gelingt, habe ich keine Sorge, dass er den Dreikampf um Platz zwei für sich entscheiden wird. Jari-Matti Latvala hat bei seiner Rückkehr unter Rallye-2-Reglement nicht wirklich etwas ausrichten können – für ihn geht’s morgen allein um Punkte in der Powerstage und um Zähler in der Hersteller-WM.»
Und da war dann noch ...
... drei Taxi-Fahrten für den guten Zweck. Auf der „Panzerplatte“ hatten die Fans vor Ort die Chance, eine von drei Mitfahrten im Polo R WRC an der Seite von «Mr. Maximum Attack», Markku Alén zu ersteigern. Die Einnahmen kommen der RTL-Stiftung «Wir helfen Kindern» zugute. Insgesamt kamen so rund 2.000 Euro an Spenden zusammen. Und die drei Höchstbietenden erlebten obendrein eine unvergessliche Fahrt in einem World Rally Car mit dem inoffiziellen Rallye-Weltmeister von 1978 am Steuer.
Und da war dann außerdem noch ...
... ein bisschen Nostalgie. Direkt gegenüber des Volkswagen Service am Messepark Trier, wo die drei Polo R WRC bereit für die Wertungsprüfungen gemacht werden, setzt ein Race Touareg 3 aus dem Jahr 2011 eine Landmarke für eine kleine aber feine Ausstellung zu 50 Jahren Volkswagen Motorsport. Etwa die Hälfte aller Volkswagen Mechaniker, die heute vor Ort im Rallye-WM-Projekt arbeiten, waren schon seinerzeit bei der Rallye Dakar im Einsatz. Der ein oder andere wehmütige Blick wanderte also hinüber. Denn 2011 sicherten Nasser Al-Attiyah/Timo Gottschalk (Q/D) Volkswagen den dritten Sieg in Folge beim Wüstenklassiker – für das Team großartige Erinnerungen an eine Erfolg- und Abenteuer-reiche Zeit. Nicht nur der Race Touareg 3 ist ein wahres Highlight der Ausstellung in Trier, ein weiteres ist unter anderem der Bi-Motor Golf, der 1987 beim legendären Pikes-Peak-Bergrennen auf Bestzeitkurs lag.