Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Technik-Serie: Rillenreifen als Reizthema

Von Mathias Brunner
Hier passt nichts: Vorne zu wenig Flügel, mittschiffs zu viel, und dann diese Reifen

Hier passt nichts: Vorne zu wenig Flügel, mittschiffs zu viel, und dann diese Reifen

Es schien mir eine gute Idee zu sein: Mehr Rillen in die Walzen senken die Rundenzeiten, nicht? Nein, nicht ...

Gut gemeint ist leider oft das Gegenteil von gut: Die Formel 1 gilt als Schmelztigel der hellen Köpfe, aber nicht jede Entwicklung ist bahnbrechend. Viele erwecken eher den Eindruck: Der Begriff Schnapsidee beschreibt sehr schön, wie die Inspiration zustande gekommen ist …
Das Leben ist nicht immer fair: Einige Einfälle waren ihrer Zeit voraus, andere kamen hingegen etwas zu spät, wieder andere scheiterten an Umständen, die von den Technikern nicht vorhergesagt werden konnten.
In einer kleinen Serie ohne Anspruch auf Vollständigkeit möchten wir Ihnen zwölf solcher Genie- oder anderer Streiche präsentieren. Wir sind uns dessen bewusst, dass wir dabei möglicherweise einen Kniff kritisieren, den ein anderer Formel-1-Anhänger wunderbar findet. Wenn wir also etwas provozieren, dann immer auch mit Augenzwinkern und ohne bösen Willen.
Aus der Serie «Es schien mir eine gute Idee zu sein», präsentieren wir Ihnen heute:

Rillenreifen

Wann immer an den Stammtischen über den idealen Formel-1-Rennwagen diskutiert wird, taucht ein Leitthema auf: richtig fette Slicks.
Kleiner Rückblick: Die ersten Rennreifen waren gar keine – gerannt wurde meist mit Serienprodukten, Autos wie Pneus.
Die ersten profillosen Reifen wurden an Weltrekord-Fahrzeugen verwendet, in den 50er Jahren verblüffte die Firma M&H mit profillosen Reifen (sogenannten Slicks) für den Dragster-Sport.
Der Hintergrund war logisch: Mehr Gummi auf dem Asphalt bedeutet mehr Kontaktfläche, also auch eine nachhaltigere Verzahnung mit dem Boden.
In der Formel 1 machte Firestone 1971 die profillosen Walzen salonfähig. Die Reifen wurden immer fetter, die Haftung erreichte kritische Werte. Also begann der Automobil-Verband zu reagieren.
Und genau dies war auch der Grund, wieso 1998 in der Formel 1 eingeführt wurde, was Traditionalisten für die folgenden Jahre ein Dorn im Auge sein sollte: Trockenwetter-Reifen mit Längsrillen.
Der damalige FIA-Chef Max Mosley fand, die Kurvengeschwindigkeiten seien zu hoch geworden. Das einfachste Mittel: Rillen in den Reifen schnitzen.
Leider stiegen die Rundenzeiten nicht an wie beabsichtigt. Denn die Rillenreifen produzieren weniger Rollwiderstand, und die Autos – mit schmaleren Chassis, um dem neuen Reglement Genüge zu tun – waren aerodynamisch effizienter geworden.
Mosley setzte für 1999 eine zusätzliche Rille durch …
Die Ära der Rillenreifen dauerte bis Ende 2008. Die Kurvengeschwindigkeiten sanken wirklich, leider stieg aber auch die Topspeed. Ob das unterm Strich der Sicherheit wirklich zuträglich war?
In Wahrheit zwangen die Rillenreifen die Techniker vor allem, sich noch mehr auf eine gute Aerodynamik zu verlassen.
Die Rückkehr zu Slicks anfangs 2009 sollte daher die Balance weg vom aerodynamischen wieder zu mehr mechanischem Grip verschieben, um den Fahrern das Angreifen eines Gegners zu erleichtern.
Erleichtert waren auch die Fans: Die ungeliebten Rillen waren endlich wieder weg.
Jetzt müssten die hinteren Walzen nur noch etwas grösser werden. Ein wenig träumen darf man ja immer.

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