Technik-Serie: Wer braucht schon Metall?
Die hübschen Protos-Renner auf dem Nürburgring 1967
Gut gemeint ist leider oft das Gegenteil von gut: Die Formel 1 gilt als Schmelztigel der hellen Köpfe, aber nicht jede Entwicklung ist bahnbrechend. Viele erwecken eher den Eindruck: Der Begriff Schnapsidee beschreibt sehr schön, wie die Inspiration zustande gekommen ist …
Das Leben ist nicht immer fair: Einige Einfälle waren ihrer Zeit voraus, andere kamen hingegen etwas zu spät, wieder andere scheiterten an Umständen, die von den Technikern nicht vorhergesagt werden konnten.
In einer kleinen Serie ohne Anspruch auf Vollständigkeit möchten wir Ihnen zwölf solcher Genie- oder anderer Streiche präsentieren. Wir sind uns dessen bewusst, dass wir dabei möglicherweise einen Kniff kritisieren, den ein anderer Formel-1-Anhänger wunderbar findet. Wenn wir also etwas provozieren, dann immer auch mit Augenzwinkern und ohne bösen Willen.
Aus der Serie «Es schien mir eine gute Idee zu sein», präsentieren wir Ihnen heute:
Holzrahmen
Frank Costin (1920–1995) besass in der Branche einen makellosen Namen: Auf ihn gehen – unter anderem – die windschlüpfigen Renner des Vanwall-GP-Rennstalls sowie der Lotus Eleven zurück.
Für 1967 nutzte Costin seine Ausbildung als Aeronautik-Ingenieur und entwarf den hübschen Protos – einen flügellosen Formel-2-Renner mit gleich zwei Brauenhebern: einer aerodynamisch günstigen Kunststoff-Kuppel, mit welcher Brian Hart und Kurt Ahrens beim Formel-1-Lauf auf dem Nürburgring verblüfften (damals waren auch F2-Renner zum GP zugelassen).
Die zweite Innovation hingegen war weniger offensichtlich, denn sie steckte unter der Verkleidung: ein Rahmen aus Sperrholz, extrem leicht und verblüffend verwindungssteif. Hart brachte den Renner ins Ziel (allerdings mit drei Runden Rückstand auf Sieger Denny Hulme, daher nicht gewertet), Ahrens schied wegen eines Kühlungs-Defekts aus.
Wie sicher war ein solches Auto?
Pedro Rodríguez kam beim Formel-2-Rennen in Enna von der Bahn ab, Augenzeugen zufolge waren der Motor und das Lenkrad die grössten Teile, die dabei übrig blieben, die restlichen Trümmer hatten weitgehend die Ausmasse von Zahnstochern. Der Mexikaner wurde aus dem Wagen geworfen, samt Sitz. Mit einer gebrochenen Ferse kam er jedoch verhältnismässig glimpflich davon.
Unseres Wissens wurde nie wieder ein Rennwagen mit Holzrahmen im internationalen Monoposto-Sport eingesetzt.