Hans Heyer als Formel-1-Pirat
Hans Heyer macht sich bereit
Seit 1950 zieht die Formel 1 Millionen von Fans in ihren Bann. In keinem anderen Sport liegen Triumph und Tragödie so dicht beisammen. Es gab aber auch immer wieder merkwürdige Momente im Grand-Prix-Sport, über die wir in einer losen Serie berichten.
Hockenheim, 31. Juli 1977
Hans Heyer (heute 69) ist nach eigenen Berechnungen exakt 1000 Autorennen gefahren. Im Tourenwagen ist der Mann mit dem Hut zu einer Legende geworden – drei Mal Meister der Deutschen Rennsportmeisterschaft (heute DTM), drei Mal Sieger beim 24-Stunden-Rennen von Spa-Francorchamps. Zudem ist er und nicht etwa Michael Schumacher oder Sebastian Vettel der erfolgreichste Gokart-Fahrer Deutschlands – zwei Mal WM-Zweiter, vier Mal EM-Sieger, vier Mal deutscher Meister, zwei Mal holländischer Meister.
Wer so viel Erfolg hat, muss auch eine gewisse Schlitzohrigkeit mitbringen, und das kam dem Mönchengladbacher beim einzigen Formel-1-Einsatz zu Gute …
Ende Juli 1977 also: Heyer hat sich für den Grossen Preis von Deutschland nicht qualifizieren können. 30 Fahrer haben trainiert, 24 sind für den Start berechtigt, aber Heyer ist im Penske nur auf Quali-Platz 27 gelandet.
Das hält den schlauen Hans nicht von einem gewagten Plan ab: «Ich habe mein Auto an einer strategisch günstigen Stelle platziert und gewartet. Die Grid-Girls waren damals Gokart-Fahrerinnen, und ich kannte die meisten von ihnen gut. Ich sagte – Mädels, wenn ihr von der Startaufstellung zurückkommt, dann stellt euch um mein Auto herum und gebt mir Sichtschutz.»
Gesagt, getan: Das Feld geht auf die Reise, kurz darauf biegt – zum Gejohle der Fans – nach Hans Stuck im Brabham-Alfa und Jochen Mass im McLaren-Ford ein dritter deutscher Fahrer auf die Bahn ein!
Im heutigen Hochsicherheits-Trakt Formel 1 ein Ding der Unmöglichkeit …
Die Rennleitung ist so baff, dass es eine Weile dauert, bis ihnen dämmert: da fährt einer, der gar nicht fahren sollte. Noch bevor die schwarze Flagge ausgerollt ist, rollt der Penske aus – Getriebdefekt.
Später ist Hans Heyer vom Autoverband mit einer GP-Sperre belegt worden. Das hat den Schelm herzlich wenig gestört, denn weitere Formel-1-Starts sind ohnehin nicht geplant gewesen …