Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Woher kommt «British Racing Green»?

Von Mathias Brunner
Jim Clark im grün-gelben Lotus

Jim Clark im grün-gelben Lotus

SPEEDWEEKipedia: Leser fragen, wir finden die Antwort. Heute: Woher stammt eigentlich «British Racing Green»?
In loser Reihenfolge gehen wir in Form von «SPEEDWEEKipedia» auf Fragen unserer Leser ein. Dieses Mal will Walter-Josef Gruber aus Salzburg wissen: «Gilt das leicht metallisierende Grün von Caterham eigentlich als «British Racing Green»? Und woher kommt das Renngrün der Briten überhaupt?»

Die Antwort weiss der englische Rennhistorik-Experte David Venables: «Die meisten identifizieren «British Racing Green» mit dem Lotus von Jim Clark oder dem Le-Mans-Siegerauto von Jaguar. Die Wahrheit aber ist – eine ganz bestimmte Schattierung gibt es nicht.»

Die Grundfarbe geht vielmehr auf Charles Jarrott zurück – und das erste Rennauto im Renngrün war mitnichten ein britisches, sondern ein französisches! Charles Jarrott wurde für die «Gordon Bennett Trophy» vom französischen Automobil-Hersteller Panhard verpflichtet. Als Jarrott ins Pariser Werk kam, musste ihm mitgeteilt warden, dass er Startnummer 13 erhalten hatte. Die 13 galt schon damals nicht unbedingt als Glücksbringer. Um den Briten etwas zu besänftigen, lackierten die Franzosen den Rennwagen in Grün, einer Farbe, die in Frankreich Glück bringen soll (in anderen Ländern steht sie als Farbe der Hoffnung).

Jarrott wurde Zehnter, ein Unfall, bei dem sein Mechaniker aus dem Wagen geschleudert wurde, endete glimpflich. Vielleicht hatte das Grün ja doch etwas bewirkt.

Beim gleichen Rennen ein Jahr später trat der englische Hersteller Napier mit olive-grünen Rennwagen an. Einigen Quellen zufolge war Jarrott der Impulsgeber dafür, aber damals wurden viele Napier-Autos in dieser Farbe ausgeliefert. S.F. Edge gewann, damit sicherten sich die Briten – gemäss Reglement der Bennett-Trophy – das Recht, das Rennen im folgenden Jahr auszutragen.

Da Motorsport in England untersagt war, wichen die Briten auf Irland aus. Grossbritannien wurde dabei erneut von Napier repräsentiert, dieses Mal mit drei Smaragd-grünen Rennwagen. Viele sahen das auch als Knicks vor dem traditionellen Grün der Irländer. Bei der 1903er Ausgabe wurde den verschiedenen Landesvertretern erstmals Farben zugeordnet, obschon das nicht im Reglement verankert war – grün den Briten, weiss den Deutschen (ein Mercedes mit dem Belgier Camille Jenatzy siegte), blau den Franzosen. 

Damit war der Weg vorgegeben: Autohersteller aus England brachten ihre Renner künftig (nicht immer, aber immer öfter) in Grün zu den Veranstaltungen – Sunbeam, Vauxhall, Jaguar, Lotus. Eine entsprechende Vorschrift gab es aber nicht.

In jüngerer Vergangenheit haben einige Briten die unterschiedlichen Schattierungen von «British Racing Green» bewahrt: Bentley (mit dem Le-Mans-Sieg 2003), Jaguar (von 2000 bis 2004 erfolglos in der Formel 1) sowie Caterham (zuvor Team Lotus), der englische GP-Rennstall von AirAsia-Flugunternehmer Tony Fernandes aus Malaysia.

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