Formel 1: Günther Steiner rechnet ab

Ronnie Peterson: Aus dem Knast auf die Rennstrecke

Von Peter Nygaard
Teamchef Colin Crabbe (links) und Ronnie Peterson stinkt es gewaltig

Teamchef Colin Crabbe (links) und Ronnie Peterson stinkt es gewaltig

Die skurrilsten Momente der Formel-1-Historie. Heute: Als Häftling in der Startaufstellung.

Seit 1950 zieht die Formel 1 Millionen von Fans in ihren Bann. In keinem anderen Sport liegen Triumph und Tragödie so dicht beisammen. Es gab aber auch immer wieder merkwürdige Momente im Grand-Prix-Sport, über die wir in einer losen Serie berichten.

Spa-Francorchamps (B), 7. Juni 1970

Diese seltsame Geschichte beginnt am frühen Morgen des Rennsonntags von Belgien, als Ronnie Peterson verschlafen hat und daraufhin schnellstmöglich zur Rennstrecke eilen muss.

Der Mercedes des Piloten in Diensten des Privatrennstallbesitzers Colin Crabbe findet sich jedoch in einer beträchtlichen Autokolonne wieder, die nur sehr langsam voran kommt. Peterson tut, was jeder Rennfahrer tun würde – er fährt ohne zu zögern bis ans Ende der Autoschlange, wo leider ein Polizist den zähen Fluss kanalisiert.

Der Rennfahrer glaubt, dass der Polizist ihn nur vorbeiwinken wird. Der Schwede hält an, doch als der Beamte ihm den Rücken zuwendet, gab er beherzt Vollgas und prescht davon.

Das Missverständnis erklärt Peterson so: «Der Polizist beschuldigte mich, dass ich seinen Fuss überfahren hätte, aber das ist eine Lüge!»

Ein motorisierter Kollege des angeblich Angefahrenen nimmt die Verfolgung auf und schnappt den Racer nach kurzer Zeit. Ronnie wird zur lokalen Polizeistation gebracht und kurzerhand eingesperrt.

BRM-Teamchef Louis Stanley, berühmt für gute Kontakte, wird um Hilfe ersucht. Stanley bittet den belgischen Innenminister, der sowieso als Zuschauer vor Ort ist, um ein gütiges Wort. Der Minister hängt sich ans Telefon, Peterson kommt frei – fürs Erste.

Louis Stanley: «Die Veranstalter zeigten grosses Verständnis. Der Start wurde um ein paar Minuten verschoben, bis der ungewöhnliche Sträfling mit einer Polizeieskorte an der Rennstrecke auftauchte», schildert Stanley.

Das Rennen verläuft für Peterson ungefähr wie die Anfahrt. In Runde 20 scheidet er aus. Als er zur Garage zurückkehrt, warten dort bereits die Uniformierten. Noch in voller Rennmontur wird der Schwede abgeführt und ins nahegelegene Gefängnis von Lüttich überführt, wo er eine Nacht lang schmort.

Der Peterson-Vorfall ist fast vergessen. Aber eines ist geblieben: Mit belgischen Polizisten sollten man sich auch heute noch besser nicht anlegen.

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