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Lüthis Rückblick: Höhen und Tiefen

Von Günther Wiesinger
Tom Lüthi feiert 2005 in Valencia den Weltmeistertitel

Tom Lüthi feiert 2005 in Valencia den Weltmeistertitel

Der Schweizer ist seit zehn Jahren im Grand-Prix-Sport dabei und gewann 2005 den 125-ccm-WM-Titel. Aber es gab auch weniger schöne Phasen in der Karriere. Das Interview.

Der Schweizer Tom feierte beim Sachsenring-GP 2012 sein zehnjährigen GP-Jubiläum. Er stellte 2002 in der 125er-WM als 16-jähriges Greenhorn auf Anhieb unerschrocken sein Können unter Beweis. 2005 gewann er gegen das starke KTM-125-Werksteam mit Mika Kallio, Gabor Talmacsi und Julián Simón die 125er-WM. Danach bestritt der Berner 2006 ein weiteres 125-ccm-Jahr, ehe er für drei Jahre mit Aprilia in die 250er-WM wechselte.

Inzwischen hat der Routinier drei Moto2-Jahre absolviert und 2011 auf Suter in Sepang und 2012 in Le Mans gewonnen. Der Interwetten-Suter-Pilot hat die WM 2012 als Gesamtvierter beendet. Lüthi überlegte im Herbst für 2013 einen Wechsel von Suter zu Kalex, liess sich aber dann bei Suter den Nummer-1-Status zusichern und blieb dem Schweizer Fabrikat treu. Wir haben uns mit Tom Lüthi über die Vergangenheit unterhalten.


Beim Portugal-GP bist du 2002 im Regen in deiner ersten 125-ccm-WM-Saison gleich auf Platz 9 gelandet. In Brasilien 2002 wolltest du unbedingt aufs Podest?
Ja, dort habe ich es übertrieben. Dort bin ich vom 24. Startplatz gleich nach dem Start unter die ersten fünf gefahren und habe mich gefragt, was ich jetzt da vorne soll …

Weltmeister Poggiali hast du respektlos attackiert.
Ich bin an ihm dran geblieben. Er war aber im Regen ziemlich schnell. Irgendwann in der fünften Runde war ich zu schnell, ich bin gestürzt.

Hast du damals das Gefühl gehabt, im Regen geht es leichter für dich?
Es war in erster Linie die totale Unbeschwertheit. Ausserdem hatte ich im Regen eine grössere Chance, ganz vorne mitzufahren. Ich habe damals gewusst, meine Erfahrung liegt noch fast bei Null. Ich habe mich auch nie über das Material beklagt, denn ich hatte als Fahrer noch sehr viel zu lernen.

Dani Epp war als Teambesitzer auch branchenfremd. Experten wie Harald Eckl haben nach dem Titel 2005 sofort gesagt: Jetzt umsteigen! Fehlen im Motorradrennsport die Coaches und die professionellen Betreuer?
Ja, da geht es schon los. Ich sehe es in der Schweiz bei den Skirennfahrern. Die sind in einem Förderprogramm, da ist alles abgehakt.

Wenn du nicht mehr aktiv bist, könntest du dir dann eine «Tom Lüthi Akademie» für Talente vorstellen?
Ich bin nicht sicher. Ich weiss nicht, ob ich das nach meiner Karriere will. Ich bin jetzt zehn Jahre dabei und habe das Gefühl, man geht zuerst mal einen Schritt weg vom Sport, wenn man an den Punkt kommt, an dem Stoner jetzt steht. Ich denke, dass es bei mir auch so laufen wird. Mich interessiert die Helikopter-Fliegerei sehr. Das würde ich gern zum Beruf machen du nebenbei mal in Angriff nehmen, um später damit Geld zu verdienen. Aber meine Karriere wird noch ein paar Jahre dauern, hoffe ich.

Bei Aprilia war Mauro Noccioli dein Crew-Chief, die Chemie stimmte nicht. Er war mit Max Biaggi und Loris Capirossi Weltmeister und dachte wohl: Lüthi soll mehr Gas geben.
Wahrscheinlich ist es so gewesen. Es hat nicht funktioniert. Ein bisschen schade. Neben der Strecke ist Mauro ein Supertyp. Aber die Zusammenarbeit hat nicht gepasst. Es waren drei Jahre, das dritte war auf jeden Fall zuviel. Das zweite auch schon, aber das hätte man noch verkraften können. Das erste Jahr war gut; Vierter in Katar und so weiter. Aber wir waren nicht konstant.

2008 warst du beim Estoril-Test einmal völlig abgeschlagen und ratlos.
Richtig. Ich habe nicht mehr gewusst, wo ich noch angreifen soll.

Als Mensch und Rennfahrer hast du bei Noccioli im dritten Jahr gespürt: Du musst deinen Kopf mehr durchsetzen?
Ja, aber ich hätte es 2009 gleich von Anfang an machen sollen. Ab Saisonmitte habe ich es gemacht. Danach wurden die Ergebnisse besser. Es kam dann im Herbst Mattia Pasini als zweiter Fahrer ins Team. Mauro hat sich dann vorrangig um ihn gekümmert. Mein Ziel war dann, Pasini zu schlagen. Denn er hatte mein zweites Motorrad … Es gab wieder einen Lichtblick.

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