MotoGP-Finale: Verschiebung, Verlegung, Absage?

Kini: «Ich bin gegen Wegschauen»

Von Werner Jessner
Heinz Kinigadner hat die enge Verbindung von KTM und Rallye Dakar begründet. Der zweifache Motocross-Weltmeister analysiert im Interview die Performance des Rookies Tobi Ebster und regt Änderungen im Reglement an.

In den 1990er-Jahren kämpfte der 250er-Weltmeister der Jahre 1984 und 1985 selbst vergeblich um den Sieg bei der härtesten Motorradrallye der Welt. Sein kompromissloser Fahrstil machte ihn zur absoluten Ikone und jahrelang zum einzig ernst zu nehmenden Gegner von Mister Dakar, Stéphane Peterhansel. Nach seiner aktiven Karriere war Kini als Manager im Hintergrund maßgeblich an KTMs Dakar-Dominanz mit Fahrern wie Marc Coma, Cyril Despres, Nani Roma, Toby Price, Sam Sunderland oder Matthias Walkner beteiligt. Nun ist es ausgerechnet sein Neffe Tobias Ebster, der sich bei der Premiere anschickt, das KTM-Staffelholz zu übernehmen.

 

Woher nimmst du eigentlich immer diese neuen Dakar-Piloten? Zuerst Matthias Walkner, jetzt dein Neffe Tobias Ebster…

«Weil es einfach nix Schöneres gibt als in der Wüste Motorrad zu fahren. Die Verbindung aus Abenteuer und Rennfahren ist einzigartig. Diese Faszination versuche ich seit Jahrzehnten zu vermitteln. Bei den beiden hats funktioniert, bei anderen eher weniger. Denen war das stundenlange Vollgasfahren zu öde.»

 

Woher wusstest du, dass Tobias Ebster das Potenzial zum Dakar-Star haben könnte?

«Er ist auf ziemlich gutem Niveau österreichischem Niveau Motocross gefahren. Und von seiner Persönlichkeitsstruktur. In der Jugend hatte er es nicht leicht. Er musste sich alles erkämpfen, was Motorsport betraf. Meine jüngste Schwester Heidi und sein Vater waren diesbezüglich keine große Unterstützung. Klar waren immer Motorräder im Umfeld vorhanden, aber erkämpfen musste er sich alles selbst. Das hilft ihm heute. Er ist ein Beißer.»

 

Was es seine Entscheidung, in der Malle Moto Klasse zu starten? Viel härter kann man es sich zu Beginn wohl nicht machen…

«Ach, so schlimm ist das gar nicht. Alle zwei, drei Tage einen Ölwechsel inklusive Filter zu machen und am Abend Räder mit frischen Reifen drauf reinzustecken sollte machbar sein. Sein Glück ist, dass er bislang nicht gekugelt ist. Wenn du das Motorrad nach einem Sturz selbst wieder herrichten musst, dann wird es hart. Aber selbst nach seinem Abgang auf der Marathon-Etappe, bei der er sich den Lenker verbogen hat, ist die Arbeit überschaubar. Das Problem mit der Gabel hingegen ist so eine Grauzone…»

 

Stimmt, er hat er über einen Durchschlag geklagt und dass sich die Gabel plötzlich zu weich anfühlt.

«Wahrscheinlich ist im Inneren etwas gebrochen. Kein Fahrer da draußen hat die Werkzeuge, um eine Gabel zu öffnen und zu reparieren. Kein einziger. Eine defekte Gabel ist sicherheitsrelevant, das wird jeder Hobby-Fahrer bestätigen. Darf ein Fahrer der Malle-Moto-Kategorie also zum KTM-Service gehen, eine neue Gabel kaufen und sie im Biwak selbständig einbauen? Die Veranstalter sagen, dass das eine Grauzone ist. Sie werden „wegschauen“. Ich bin gegen das Wegschauen. Wir sollten das ganz klar regeln und eindeutig erlauben. Weil es sicherheitsrelevant ist. Genau wie ein Defekt am Dämpfer. Da wird’s schnell gefährlich.»

 

Hättest du dir gedacht, dass Tobias Ebster unter die Top 10 fahren kann?

«Ich habe schon gehofft, dass er ein, zwei Ausrufezeichen setzen kann. Nur so bringst du dich in Position, um für die Werksteams interessant zu sein. Platz 10 gesamt auf der fünften Etappe, der später durch die Zeitstrafe zu einem 9. Platz wurde, ist genau das, was es braucht. Wäre schön, wenn er in der zweiten Woche noch so was Ähnliches zusammenbringt und im Endklassement rum den 15. Platz landen würde. Für eine Premiere wäre das schon recht anständig.»

 

Wer sind seine größten Gegner im Kampf um einen Werks-Sitz? Bradley Cox?

«Auch. Genau wie sein Vater Alfie Cox damals kann er super schnell Motorrad fahren, aber wenn er selbständig navigieren muss, hat er Defizite. Darum hat Alfie die Dakar auch nie gewonnen. Michael Docherty ist wahnsinnig schnell. Führt zu Beginn, dann zerlegt es ihn, wie schon im Vorjahr. Das sind jedenfalls auch zwei Piloten, die hoffen, den Sprung in ein Werksteam zu schaffen. Neben dem Rohspeed sind all das Kriterien, die für Hersteller zählen wenn es darum geht, wem sie ein Werks-Motorrad geben. Darum sage ich dem Tobi: Lernen, lernen, lernen. Jeder Tag ist eine neue Erfahrung. Auch darum ist es wichtig, jetzt erst einmal fertig zu fahren.»

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